Seit der Spielzeit 2013/14 leitete er die Geschicke des Schauspiels Köln. Nun wird Stefan Bachmann ab September 2024 zum Wiener Burgtheater wechseln.
Stefan Bachmann geht nach Wien„Es fühlt sich fast an wie eine Rückkehr“
„Es ist für mich auch noch ein wenig unfassbar“, gibt Stefan Bachmann zu. „Aber so langsam wird jetzt aus dem Unwirklichen etwas Wirkliches.“ Denn der Schauspiel-Intendant verlässt Köln in Richtung Wien, wo er Künstlerischer Direktor des Burgtheaters wird, als einer der, wenn nicht der wichtigsten deutschsprachigen Bühne.
Gegen 14 Mitbewerbungen konnte er sich durchsetzen, auch gegen den amtierenden Intendanten Martin Kušej. „Es muss alles dafür getan werden, dass die Menschen wieder die Burg stürmen“, zitiert Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer aus Bachmanns Bewerbung. Für Bachmann „fühlt es sich ein bisschen an wie eine Rückkehr“: 1985 saß er zum ersten Mal als Zuschauer in der Burg, später inszenierte er hier häufig, lebte auch vier Jahre in der österreichischen Hauptstadt, einige seiner Regiearbeiten wurden mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet.
Das Wunder von Köln-Mülheim
Bachmanns Fünf-Jahres-Vertrag beginnt zur Spielzeit 2024/25 – also genau zu dem Zeitpunkt, wenn es in Köln nach dem momentanen Planungsstand zurück an den Offenbachplatz geht. Der Anreiz, den er beim Amtsantritt im Rheinland gehabt habe, das sanierte Schauspielhaus zu eröffnen, sei „auf dem Weg verloren gegangen. Es ist aber etwas anderes an seine Stelle getreten. Es ist für mich fast wie ein Wunder, einen Standort für Kultur in Köln neu etabliert zu haben“, freut sich Bachmann. Um dessen Erhalt für Kultur werde er sich weiterhin starkmachen.
Bei der Pressekonferenz in Wien wurde die Staatssekretärin Mayer auch auf die Kritik an der Führungskultur angesprochen, mit der Bachmann 2018 in Köln konfrontiert war. „Stefan Bachmann hat mir glaubhaft versichert, dass er aus dieser Zeit gelernt habe und sich diese Vorwürfe aufgeklärt haben“, so Andrea Mayer.
Bachmann selber ergänzte, dass er das „sehr ernst genommen“ und „eine Mediation mit dem gesamten künstlerischen Ensemble organisiert“ habe. „Im Anschluss habe ich Coachings und Weiterbildung in Führungskultur gemacht.“
Altes und neues Ensemble
Ein neuer Intendant bedeutet normalerweise einen Schnitt in Sachen Repertoire, künstlerisches Team und Ensemble. Nicht so an der Burg, dort werde er aber gemeinsam mit dem Team „herausfinden, ob man eine gemeinsame Perspektive sieht“. So sei völlig offen, ob und wer von Köln mitkommen könnte.
Die Verpflichtung seiner Ehefrau, der Schauspielerin und Regisseurin Melanie Kretschmann, müsste sich Bachmann dabei – wie bei allen Personen, die ihm nahestünden – extra genehmigen lassen, erklärt Christian Kirchner von der Bundestheater Holding, der Dachorganisation der österreichischen Staatstheater.
Intendantensuche am Rhein
In Köln hat nun der Kulturdezernent einen weiteren Posten auf der To-do-Liste. „Ich werde in den nächsten Tagen mit der Oberbürgermeisterin sprechen, wie wir das Ganze angehen“, sagt Stefan Charles im Gespräch mit der Rundschau. „Wir wissen aber auch noch nicht lange davon.“ Der Plan sei, einen neuen Intendanten oder eine neue Intendantin im Frühjahr zu präsentieren. „Das werden wir schaffen!“, ist sich Charles sicher, der mit „sehr guten Bewerberinnen und Bewerbern“ rechnet.
Er nennt natürlich keine Namen, aber er habe tatsächlich auch schon Kandidaten im Auge. „Meine erste Überlegung ist immer, welche Persönlichkeit passt zu Köln, zum Kölner Publikum, zur Kölner Kulturlandschaft. Wir suchen nach Persönlichkeiten, die das, was hier erarbeitet worden ist, mittragen und weiterentwickeln.“
Das gelte auch für einen neuen Generalmusikdirektor: „Beim Gürzenich-Orchester liegt ja ein ganz wichtiger Teil von dem, was François-Xavier Roth gemacht hat, im Bereich des Nachwuchses, wie er mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat und die Bevölkerung ins Programm mit einbezogen hat.“
Die Frage inszenierender oder nicht-inszenierender Intendant stellt sich für den Beigeordneten auch nicht. „Wir haben hier ja ein Modell, wo viel Aufgaben der geschäftsführende Intendant übernimmt.“ Und der Vertrag von Patrick Wasserbauer läuft noch bis zum 31. August 2026. Eine Besetzungsfrage, die also nicht akut ist.
Glückwünsche aus Köln
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos): „Ich beglückwünsche Stefan Bachmann zur Übernahme der Intendanz an einem der renommiertesten und weltweit angesehensten Schauspielhäuser im deutschsprachigen Raum. Gleichzeitig danke ich ihm für sein langes und erfolgreiches Engagement in Köln. Was Stefan Bachmann mit der Interimsspielstätte in Köln-Mülheim geschaffen hat, ist einzigartig und ringt mir den größten Respekt ab.“
Brigitta von Bülow (Grüne): „Ich gratuliere ihm sehr. Seine Arbeit findet auf dieses Weise noch einmal eine Würdigung. Wichtig ist, dass auch die Nachfolge die Öffnung des Schauspiels für den Stadtteil und die freie Szene weiterführt.“
Ralph Elster (CDU): „Wie man sieht, ist Köln eine Karrierestufe! Nach Jürgen Flimm zum Thalia Theater, Karin Beier an Deutsche Schauspielhaus, geht Stefan Bachmann nun nach Wien. Das Verfahren zur Intendantensuche braucht Zeit, man sollte nicht den erstbesten vom Markt klauben.“
Maria Helmis (SPD): „Für Köln ergibt sich durch den Wechsel natürlich eine Zäsur, was den Umzug zum Offenbachplatz sowie die Diskussion um die Weiterentwicklung des Depots betrifft. Jetzt gilt es angesichts der Herausforderungen der kommenden Jahre, frühzeitig einen transparenten Findungsprozess anzustoßen, bei dem Kreativität, Innovation und Diversität im Mittelpunkt stehen.“
Lorenz Deutsch (FDP): „Da hat er das große Los gezogen. Man kann nur gratulieren. Ich lege Wert darauf, dass wir ein breiteres Verfahren haben, das nicht allein zwischen OB und Kulturdezernent ablaufen sollte. Wichtig wäre eine Person mit ausgewiesener Erfahrung in einem ähnlichen Haus – sowohl in der Größe als auch in der technischen Ausstattung.“