AboAbonnieren

Van Ham in KölnKasper Königs Sammlung unter dem Hammer

Lesezeit 4 Minuten
„The Kasper König Collection - His Private Choice“ mit Fanschals von Thomas Hirschhorn im Auktionshaus Van Ham.

„The Kasper König Collection - His Private Choice“ mit Fanschals von Thomas Hirschhorn im Auktionshaus Van Ham.

Das Auktionshaus Van Ham zeigt eine Retrospektive des im August verstorbenen Ausstellungsmachers.

Die Kunst geht weiter. Und genau das hatte der am 9. August verstorbene Ausstellungsmacher Kasper König wohl auch im Sinn, als er bereits im Februar mit dem Auktionshaus Van Ham in seiner Berliner Wohnung Arbeiten aus seiner eigenen Kunstsammlung für die Versteigerung auswählte. 60 Werke kommen im Evening Sale am 1. und 2. Oktober unter dem Titel „The Kasper König Collection – His Private Choice“ zum Aufruf, im darauffolgenden Day Sale werden 190 Arbeiten angeboten.

Lebenselixier

„Er wollte loslassen, und die Werke wieder in einen Diskurs bringen“, sagt Van-Ham-Direktorin Renate Goldmann, die König bis zuletzt in großer Umtriebigkeit erlebte. Kunstvermittlung auf seine unorthodoxe Weise war so etwas wie das Lebenselixier zum Trotz gegen die Krankheit und Traurigkeit. „Er machte es einem leicht bei der Organisation des Katalogs, weil er an die Kraft der Kunst glaubte“, sagt Goldmann über die gemeinsame Konzeption der Versteigerung.

König bezog dabei die Künstler mit ein, von denen laut Van Ham viele nun nach Köln kommen wollen: „Sein Netzwerk ist lebendig.“ Die Arbeiten aus 60 Jahren, die er erwarb oder geschenkt bekam, sind im Ausstellungshaus nun in einer beeindruckenden Retrospektive zu sehen. Sehr persönlich: Der japanische Konzeptkünstler On Kawara, den König in prekärer Lage finanziell unterstützte und dafür zahlreiche seiner ikonischen Postkarten mit dem Motiv seines jeweiligen Aufenthaltsorts erhielt, schenkte ihm zum 60. Geburtstag eines seiner „Date Paintings“ mit dem Schriftzug „21 Nov. 2003“.

Bildreicher Lebenslauf

Verbunden sind mit den täglichen Bildern Zeitungsartikel aus der jeweiligen Stadt, in der sich On Kawara befand. Auch solche Aspekte greift das Auktionshaus auf, dokumentiert den bildreichen Lebenslauf des charismatischen Ausstellungsmachers mit Briefen, Katalogen zum Beispiel zur „Westkunst“ und immer wieder mit Königs berühmten Postkarten. Einiges geht an das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (Zadik).

Wandfüllend sind die bunten Fanschals von Thomas Hirschhorn, der mit Klebeband die Namen renommierter Künstler auf der Wolle verewigte. Kasper König lebte mit der Kunst. So stand neben seinem Kleiderschrank Claes Oldenburgs „Ghost Wardrobe for M.M.“ – die Garderobe Marilyn Monroes auf leere Drahtbügel, Schnüre und Schuhe reduziert, die für ihre ikonischen Fotoszenen stehen. In der Küche wiederum hing Richard Artschagers „Handle III (Diptych)“, eine Skulptur, die an die Optik einer Schrankfront erinnert.

Königs Sammlung zeugt ebenso von Witz wie Kritik – die sich ja gar nicht ausschließen. Besonders hatte es ihm die Ironie von Sigmar Polkes Bild „Meisterwerk als Ramsch versteigert“ angetan: Der schrundige Bildgrund ist schon löchrig und es glitzert auch im Dunkeln noch. Goldmann erzählt die Geschichte zum Erwerb des Werks. Als ein Privatsammler 2008 auf der Art Cologne versuchte, den Preis für das Bild herunterzuhandeln, schnappte ihm König Polkes Werk empört unter der Nase weg und bezahlte den veranschlagten Preis.

Tannenspitzen mit Zahlen

„Das Bild haben wir für die Titelseite des Katalogs genommen“, freut sich Goldmann. Und nimmt man das über 400 Seiten dicke Konvolut in die Hand, beginnt das große Staunen. Sogar einen echten Caspar David Friedrich hatte König an der Wand hängen. Kein Kreidefelsen, kein in die Ferne schweifender Blick in die Landschaften des Romantikers ist drauf zu sehen. Es ist nur eine kleine Bleistiftskizze mit Fichtenstämmen und Signatur. Auf den Tannenspitzen sind Zahlen zu sehen. „Genau diese haben ihn fasziniert“, sagt Goldmann. Sie dienten der farblichen Umsetzung des Lichteinfalls, waren also das Konzept für seine Kunst-Komposition.

Die Taxe der zu versteigernden Werke ist weit gefächert. So liegt die Darstellung einer schwarzen Maus von Katharina Fritsch bei 3000 bis 5000 Euro. On Kawaras frühes „Date Painting“ das graue „May 7, 1967“ wird zwischen 500 000 und 700 000 Euro taxiert. Vorbesichtigungen bei Van Ham (Hitzelerstraße 2) sind vom 27. bis 30. September, Fr 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr, So 11–16 Uhr und Mo 10–18 Uhr möglich.