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Trauer um Richard RoglerKölner Kabarettist stirbt im Alter von 74 Jahren

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Richard Rogler

Der Kabarettist Richard Rogler

Er gehörte zu den Kabarett-Urgesteinen: Richard Rogler. Wie jetzt bekannt wurde verstarb er am 11. August in seiner Wahlheimat Köln.

Er gehörte zu den Kabarett-Urgesteinen Kölns: Richard Rogler. Wie jetzt bekannt wurde, verstarb er am 11. August in seiner Wahlheimat Köln. „Wenn man die Kabarett-Zuschauer nicht in den ersten zehn Sekunden packt, kann man gleich wieder gehen.“ Das war sein Credo. Und Richard Rogler hat sein Publikum immer wieder gepackt – vor allem mit seinen Auftritten auf den Kleinkunstbühnen landauf, landab. Dafür wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Kabarettpreis, dem Bayrischen Kabarettpreis oder gleich zweimal mit dem Deutschen Kleinkunstpreis.

Ab 2000 gab er sein Wissen weiter als Honorarprofessor an der Universität der Künste in Berlin - und war damit erster Professor für Kabarett in Deutschland. Geboren wurde er im bayrischen Selb, nach einer Zwischenstation in Würzburg kam er 1977 nach Köln, wo er mit der zuvor in Würzburg gegründeten Kinder- und Jugendtheatergruppe Ömmes und Oimel bekannt wurde: „Das waren wilde Zeiten: Wir haben als Kommune in einem verfallenen Schloss gelebt“, erzählt Rogler einmal.

„Aber in Würzburg hatte die CSU das Sagen, und für die waren wir Kinderverderber.“ Ganz anders in Köln: Hier etablierte sich die Gruppe so gut, dass es irgendwann sogar eine eigene Spielstätte gab – und bis heute gibt: das Comedia-Theater.

Richard Rogler wurde mehrfach ausgezeichnet

In dieser Zeit lernte Rogler aber auch: „Kinder sind das gnadenloseste Publikum der Welt! „Ich finde, jeder junge Schauspieler sollte zwangsverpflichtet werden, erst mal zwei Jahre Kindertheater zu machen. Denn danach kann einen nix mehr schocken.“ Irgendwann begann er die Kleinkunstbühnen zu erobern, zunächst mit Heinrich Pachl als das Duo „Der wahre Anton“, ab 1986 war er solo unterwegs. Und wer Zwischenrufer bei Kabarettauftritten kennt, weiß: Da hat sich die harte Schule des Kindertheaters bezahlt gemacht. Zu den Bühnen- kamen auch Fernsehauftritte - im Ensemble der Sendung „Scheibenwischer “ oder als Moderator der „Mitternachtsspitzen“, aber auch als schlitzohriger Makler in der „Lindenstraße“.

Roglers Bühnenfigur Camphausen war ein charmanter Grantler – böse politische Pointen wurden mit einem Lächeln serviert. Doch auch ohne Strahlen im Gesicht, konnten seine Züge nicht verhehlen, dass hier jemand mit einem großen Herz am Werke war. Die Witze waren mal scharf, mal leiserer Natur, mal scharfzüngig, aber immer scharfsinnig – und doch auch bisweilen ungehemmt albern.

Etwa wenn er in einem Programm das Dissertationsthema von NRW-Umweltministerin Barbara Hendricks enthüllte: „Die Entwicklung der Margarine-Industrie am unteren Niederrhein“. Das schon bei so einem Titel die Lacher garantiert sind, war professionelles Kalkül. Doch er betrachtete auch die Branche kritisch: „Manch ein Kollege, der sich über Angela Merkel lustig macht, sollte nicht vergessen, dass er sich durch sie ein Einfamilienhaus zusammenparodiert hat.“

Wenn man die Kabarett-Zuschauer nicht in den ersten zehn Sekunden packt, kann man gleich wieder gehen
Rixchard Rogler

Selbstredend hatte er auch Pointen über die Ex-Kanzlerin auf Lager: So überlegte er unter anderem laut, ob sie ein U-Boot sei, das Honecker eingeschleust habe, um den Westen zu zerstören. Doch auch abseits der Bühne spöttelte er gerne – nicht zuletzt über sich selbst. So machte er etwa lange Jahre Urlaub auf der Insel Gomera, lernte sogar Spanisch, was er aber wieder bereute: „Jetzt krieg ich mit, was die für einen Mist reden. Den gleichen Müll wie in einem niederbayrischen Dorf.“

Im Dezember 2017 beendete Rogler seine Bühnenkarriere, für ihn ein „glücklicher Abschied“, wie er seinerzeit im Gespräch mit der Rundschau sagte. Und die Zukunft bedeute, „dass ich endlich Zeit habe, andere Künstler zu genießen. Hochkunst verlängert mein Leben.“ Sieben Jahre lang zumindest stimmte das.