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Schauspiel Köln„Tini und der magische Phantafabulieromat“: Rotkäppchen mit Laserschwert

Lesezeit 2 Minuten
Eine Szene aus dem Stück „Tini und der magische Phantafabulieromat“
von Sibylle Dudek

Eine Szene aus „Tini und der magische Phantafabulieromat“

Das Schauspiel Köln liefert mit dem Kinderstück „Tini und der magische Phantafabulieromat“ eine neue Perspektive auf altbekannte Märchen

Auf nichts ist in dieser Welt noch Verlass. Nicht einmal auf die Märchen. Dachten wir doch, dass Rotkäppchen ein Mädchen sei und die Hexe böse, so zeigen uns Regisseur Benjamin Höppner und Autorin Sibylle Dudek in ihrem für das Schauspiel Köln entwickelten Kinderstück „Tini und der magische Phantafabulieromat“, dass alles auch ganz anders sein könnte.

Der Phantafabulieromat ist der Hit der Inszenierung. Eine große stählerne Kiste mit vielen Knöpfen und Hebeln, die die Kinder im Publikum mit glänzenden Augen betrachten. Auf Anfrage von Tini (Kristin Steffen) spuckt er Märchengestalten wie Rotkäppchen (Kei Muramoto) aus.

Bekannte Elemente aus „Star Wars“

Das kommt dann ziemlich burschikos daher, kann mordsmäßig pupsen und führt ein Laserschwert mit sich. Für diese Produktion, die vor Weihnachten die Kinder und ihre Eltern ins Depot locken soll, trumpft Benjamin Höppner mit sattem Bühnenzauber (Lilli Riesenbeck) auf. So wird etwa ein schätzungsweise 1,80 Meter großer Zwerg (Nikolaus Benda) von der Decke abgeseilt, und die Kostüme (Clara Bohnen) sind ebenso fantasievoll wie kostspielig. Das könnte sich kein Privattheater leisten.

Aber gut so, den Kindern wird hier ein Erlebnis beschert, das sie vor ihren Digitalgeräten nicht geboten bekommen. Starke Theatermomente sind notwendig, damit man versteht, dass kein anderes Medium die Bühne ersetzen kann. Umso unverständlicher bleibt die Tatsache, dass Höppner der Magie des Theaters selbst nicht bedingungslos vertraut. Vollkommen unmotiviert lässt er Elemente aus „Star Wars“ wie Musik, einen gigantischen Screen und eine Nachbildung von R2-D2 in die Inszenierung einfließen.

Die Botschaft, dass man die Märchen befragen und neu lesen kann, öffnet den Kindern erfreuliche Möglichkeiten im Umgang mit dem Stoff. Dass es hingegen ein Recht auf das Böse gibt, wirkt doch arg woke und lässt das Publikum ratlos zurück. Ein gut harmonierendes Ensemble, das von Nicola Gründel, Seán McDonagh und Lola Klamroth abgerundet wird, liefert intensive Präsenz. Hingehen.


65 Minuten, wieder am 24.9., 17 Uhr, weitere Termine in Planung. Schanzenstr. 6-20; Karten-Tel. 0221-22128400