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Theaterstück „Metropol“ im Depot 2Wenn der Staat dein Feind ist

Lesezeit 3 Minuten
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Armin Petras lässt sein Ensemble über Tische und Stühle ziehen. 

Köln – Es ist ein Meer von Tischen und Stühlen, ordentlich in Reih und Glied platziert bedeckt es die Spielfläche des Depot 2. In diesem Bühnenbild von Olaf Altmann erzählt Armin Petras die Geschichte der Kommunistin Charlotte (Yvon Jansen), die mit ihrem Mann Wilhelm (Ronald Kukulies) vor den Nazis ins gelobte Land Sowjetunion geflohen ist. Aber während des von Stalin entfachten „großen Terrors“ zwischen 1936 und 1938 müssen sie fast anderthalb Jahre im Moskauer Hotel „Metropol“ ausharren, immer schwankend zwischen dem Glauben an diese neue Gesellschaftsordnung und der Angst vor Verhaftung, Prozess und einem möglichen Todesurteil.

Auf einen Blick

Das Stück: „Metropol“ erzählt die Geschichte deutscher Kommunisten während des Stalin-Terrors In Moskau.

Die Regie: Armin Petras’ starkem Abend fehlt höchstens das Moment der Bedrohlichkeit der Vorlage.

Das Ensemble: Die Truppe erledigt die Aufgabe mit großer Spielfreude. (HLL)

Petras hat dafür Eugen Ruges gleichnamigen Roman für die Bühne adaptiert, in dem dieser die Geschichte seiner Großmutter und ihrem Moskauer Umfeld erzählt, von denen die meisten ebenfalls aus Deutschland stammen. Zunächst werden sie als Fachkräfte beim Aufbau der Sowjetunion freudig aufgenommen, später begegnet man ihnen mehr und mehr mit Misstrauen. Sind sie nicht vielleicht doch Spione der Nazis? Tragen sie wirklich aus tiefster Überzeugung ihr Scherflein bei? In dieser Zeit der Parteisäuberung, wenn jeder Tag im Gefängnis enden könnte, traute niemand niemanden – und schon gar nicht zugereisten Kommunisten.

Als Grundlage dienen dem Autor („In Zeiten des abnehmenden Lichts“) Akten, die er in der russischen Hauptstadt einsehen konnte. So zeichnet er das Bild eines Landes, das weit davon entfernt ist, dass alle gleich sind und in dem Menschen mit Gehirnwäsche und Verunsicherung auf Linie gebracht werden sollen – von der Mühsal, wenigstens genug zu essen zu bekommen, einmal ganz abgesehen. Die immer währende Bedrohung ist auf jeder Seite des Romans mit den Händen greifbar.

Das Ensemble geht über Tische und Stühle

Auf der Bühne dienen die Möbel eher in zweiter Linie dazu, um daran oder darauf zu sitzen. Das Ensemble springt von Tisch zu Tisch, klettert, mal mühsam, mal behände, über Stühle und schlängelt sich gekonnt durch die engen Reihen. Ein starkes Bild für eine Zeit, in der ein falscher Schritt, ein falsches Wort das Ende bedeuten kann. So entstehen viele starke Bilder und bewegende Szenen. Etwa wenn Hilde (Sabine Waibel) die Nacht vor ihrer Verhaftung schildert, in der sie auf dem Flur vor dem Aufzug kampiert, damit die Geheimpolizei ihren Mann (Benjamin Höppner) und ihre Tochter (Lola Klamroth) nicht weckt.

Doch Petras will anscheinend nicht, dass die Zuschauer vor Beklemmung in ihren Sitzen erstarren. Die Bühne ist zu den Seiten hin offen, und man kann den Akteuren bei den bisweilen hektischen Umzügen zuschauen. Immer wieder kippt die Haltung ins Komische, vor allem für die Slapstick-Vorgaben ist natürlich Benjamin Höppner ein dankbarer (und exzellenter) Abnehmer. Und beim mit einem dickwattierten „Fatsuit“ ausstaffierten Nikolaus Benda werden sowohl der oberste Richter Ulrich als auch der Verlagschef Bork zu den armen Würstchen, die sie tief in ihrem Innern sind.

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Und wie so oft bei Romanadaptionen werden zwar bestimmte Handlungsstränge extrem verkürzt oder bleiben komplett auf der Strecke. Aber Petras gelingt eine kluge Kondensation.

Allein die Frage, wie es nach all diesen schrecklichen Erlebnissen sein kann, dass Charlotte und Wilhelm nach einer Flucht nach Frankreich und Mexiko in den 50er Jahren in die DDR gehen und ihr Leben lang der Partei treu bleiben, wird nicht beantwortet. Nicht von Petras und auch zuvor nicht von Ruge. Aber vielleicht folgt diese Erklärung in einem anderen Buch, in einem anderen Stück. Dieses wurde auf jeden Fall zurecht bei der Premiere bejubelt.

165 Minuten (inkl. Pause). Weitere Termine: 3. und 14.10., 13. und 28.11., jeweils 20 Uhr