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Talk „Markus Lanz“Strack-Zimmermann und Guérot geraten bei Kriegs-Analyse aneinander

Lesezeit 3 Minuten
Lanz 020622

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (l.) und Ulrike Guérot geraten bei Markus Lanz aneinander.

Mainz/Köln – Die TV-Talkrunde von Moderator Markus Lanz hat über Waffenlieferungen an die Ukraine und mögliche Parallelen zum Krieg in Afghanistan diskutiert. Hitzig wurde es bei der Deutung des Afghanistan-Kriegs und mögliche Lehren für die Ukraine. Ins „Markus Lanz“-Studio eingeladen waren:

  1. Marie-Agnes Strack-Zimmermann
  2. Natalie Amiri
  3. Frederik Pleitgen
  4. Ulrike Guérot

Moderator Markus Lanz kam in der Sendung vom 2. Juni direkt zur Sache, das Thema: Waffen. Waffen für die Ukraine und welche Rolle Deutschland dabei spielt. Denn das Thema ist wieder ganz aktuell. Kanzler Olaf Scholz machte am Mittwoch öffentlich, dass Deutschland Mehrfachraketenwerfer in Ukraine liefern wird.

„Markus Lanz“-Runde diskutiert über Waffenlieferungen

Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigte sich angesichts der Ankündigung positiv überrascht. Scholz hätte ein wichtiges Signal an die Partnerinnen und Partner gesendet, die große Erwartungen an Deutschland haben. Pleitgen pflichtete Strack-Zimmermann bei: Dass Scholz die Waffenlieferung öffentlich machte, sei wichtig gewesen, da viele Partner bereits „enttäuscht“ seien.

Moderator Markus Lanz warf angesichts der Waffenlieferungen eine Frage in Raum: „Wird Ihnen nicht mulmig, wenn sie dauernd komplexere Fragen zu Waffen beantworten müssen?“. Lanz zielte damit darauf ab, dass man nicht mehr generell über Waffenlieferungen diskutiere, sondern wie weit etwa die angekündigten Raketenwerfer schießen könnten.

Lanz 020622 Runde

Talkrunde bei Markus Lanz (v.l.): Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Ulrike Guérot, Natalie Amiri und Frederik PleitgenT

Pleitgen konterte, dass es sich in der Ukraine nun mal um einen militärischen Konflikt handele und Russland ungeheuerliche Waffen wie thermobare Raketen aufgefahren hätte – darauf müsse die Ukraine und eben auch die westlichen Partner reagieren.

Journalistin Amiri widersprach: „Mir wird nur mulmig, dass wir nur über Waffen und nicht die Metaebene sprechen“, sagte sie. Ihr gehen die Fragen nicht weit genug: „Wieso kam es zu der Krise an der Krim? Wieso machen wir keine Krisenprävention?“. Sie fordert ein Umdenken in der deutschen Außenpolitik.

Auch Politikwissenschaftler Guérot griff Lanz' Frage auf: „Alles ging zackzack. 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr, alles ging schnell. Dabei weiß ich nicht, welche Kriege in den letzten Jahren wirklich militärisch entschieden worden sein sollen.“ Sie stellte die Frage, wofür man in der Ukraine kämpfe: „Solang wir kein Ziel für die Ukraine definiert haben, macht ein militärischer Einsatz keinen Sinn. Was ist das Ziel? Wofür kämpft man? “. Fragen, die von der Talk-Runde für den Moment unbeantwortet blieben.

Krieg in Afghanistan und Ukraine – gibt es Parallelen?

Hitzig wurde die Debatte bei Markus Lanz, als es um den Vergleich zwischen den Kriegen in der Ukraine und Afghanistan ging.

Für ein vollständigeres Bild beschrieb Nah-Ost-Expertin Natalie Amiri die Lage in Afghanistan, wobei sie deutlich wurde: „Der Krieg traumatisiert, 70 Prozent aller Afghaninnen und Afghanen sind aufs schwerste traumatisiert. Ich habe auf Seiten der Opfer kein einziges Gespräch geführt, in dem nicht die Tränen flossen.“

Nach Amiris Schilderungen sind viele Afghaninnen und Afghanen enttäuscht über die Rolle des Westens: „Ihr habt uns auf halbem Wege verlassen und jetzt tut ihr so, als würden wir nicht mehr existieren, als gäbe Afghanistan nicht“ – diese Denkweise würden viele mit Blick auf Deutschland verfolgen. Die Botschaft, die in Amiris Erklärung vermittelt wird: So weit darf es nicht in der Ukraine kommen.

Die Bonnerin Guérot griff die Schilderungen auf und zog Paralllen zur Ukraine: „Man hat es 20 Jahre lang versucht in Afghanistan, und hat keinen Erfolg. Man kann die Dinge nicht nur mit Geld und Waffen lösen“, lautete ihr Urteil.

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Militär-Expertin Strack-Zimmermann konterte dieses Urteil deutlich. Die FDP-Politikerin sieht wesentliche Unterschiede in den Konflikten: „Über Irak und Afghanistan kann man diskutieren, aber das hat nichts mit der Situation in der Ukraine zu tun“, sagte sie mit kräftiger Stimme.

Die Talk-Runde macht deutlich, dass es auch 100 Tage nach Beginn des Krieges in der Ukraine viele unterschiedliche Positionen gibt. In welchem Ausmaß sollte Deutschland Waffen liefern? Auch in der TV-Talkrunde kommt man an diesem Abend zu keinem einheitlichen Schluss. (mab)