AboAbonnieren

Sonntag, 11. September 2022Das bietet der Tag des offenen Denkmals in NRW

Lesezeit 4 Minuten

Das historische Klärwerk in Krefeld von 1908 

Bonn – Nach zwei Jahren mit Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können Besucher am bundesweiten Tag des offenen Denkmals am Sonntag in Nordrhein-Westfalen etwa 800 Sehenswürdigkeiten erleben. Sie werden am 11. September durch Führungen vor Ort vorgestellt oder bei Stadtrundgängen erkundet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn nennt den Denkmal-Tag das größte Kulturevent Deutschlands. Die Stiftung koordiniert das Programm und informiert online über Orte und Uhrzeiten.

Das Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ fordert detektivische Neugier heraus: Es geht um die oft wechselvolle Geschichte beispielsweise von Bunkern, Kirchen, Wohnhäusern, Befestigungsanlagen, Friedhöfen, Mauerresten oder Universitätsbauten. Viele Objekte sind nur am Denkmal-Tag geöffnet. Häufig sollen Besucher sich vorher anmelden. Viele Termine werden inzwischen auch am Samstag, 10. September, angeboten.

Spaziergang durch die Kolonialgeschichte

In den vom Tagebau bedrohten Erkelenzer-Dörfern Berverath, Unterwestrich und Keyenberg gibt es eine Denkmal-Rallye für Kinder. 22 knifflige Fragen, kleine Rätsel und Aufgaben müssen die Teilnehmer beantworten. In Marl kommt ein ehemaliger Eisenbahnwaggon der Deutschen Post von 1974/75 zu Ehren. Heute ist er in ein Haus integriert und enthält noch das originale Innenleben. Bis 1977 wurde darin die Post sortiert. In Bonn wird die Alte Sternwarte der Universität geöffnet, in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Nachthimmel systematisch erfasst wurde. Zudem bietet die Bundesstadt stündlich Kurzführungen durch den Windeckbunker an. Der Hochbunker wurde 1941 in unmittelbarer Nähe zum damaligen Stadthaus auf der historischen Stadtmauer errichtet und in der Zeit des Kalten Krieges als Schutzraum umfänglich renoviert. Die Stadtverwaltung Bonn plant nun, in dem ungenutzten, seit 1995 unter Denkmalschutz stehenden Bunker einen lebendigen Ort der Erinnerungskultur zu schaffen.

Krefeld öffnet ein historisches Klärwerk von 1908. Das Jugendstil-Bauwerk wurde hochwertig ausgestattet - obwohl Klärwerke sonst keine präsentablen Bauten sind.

Freibad Mirke gilt als Wiege der Schwimmbewegung

Bielefeld zeigt eine 1953 eingeweihte Radrennbahn aus Beton, die zu den schnellsten in Europa gehört und immer noch genutzt wird. Wuppertal beleuchtet das Freibad Mirke, das 1851 zum Zweck des Schwimmunterrichts eröffnet wurde und als Wiege der westdeutschen Schwimmbewegung gilt. Derzeit dient das Bad kulturellen Zwecken, ab 2025 soll dort wieder geschwommen werden.

App bietet Hintergrundinformationen

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat kurz vor dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals eine neue App freigeschaltet, mit der Nutzerinnen und Nutzer die Denkmallandschaft Deutschlands auf dem Handy entdecken und sich auf ihre Denkmalbesuche vorbereiten können.

Die App gibt laut DSD Hintergrundinformationen zu Tausenden Denkmälern, dazu die Öffnungszeiten und das Programm zum Denkmaltag. Wer es nicht zu den Events vor Ort schafft, kann digitale Angebote nutzen: Video, Audio oder 360-Grad-Panorama - bundesweite Kulturerlebnisse können bequem von zu Hause aus durchstöbert werden.

Auch nach dem Tag des offenen Denkmals sollen weiterhin Highlights aus der Umgebung sowie „Denkmale des Tages“ zur Verfügung gestellt werden. Hintergründe zum Thema Denkmalschutz runden das Angebot ab. (kna)

Auch in Aachen wird ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg präsentiert. Von Zwangsarbeitern unter grausamsten Bedingungen erbaut, bot das markante Gebäude ab 1943 in seinen engen Räumen 1300 Menschen Schutz vor Luftangriffen. Nachdem Aachen im Oktober 1944 als erste deutsche Großstadt befreit worden war, zogen ausgebombte Familien hinter die dicken Mauern. Einen Rückblick in den Alltag von damals geben Wohnzimmer auf kleinstem Raum, Feldbetten und Propagandahefte der Nazi-Zeit.

Aachen bietet zudem zwei Führungen von Kindern an. „Mit Kinderaugen durch die Stadt“ heißt eine Tour, die Jungen und Mädchen einer Grundschule entwickelt haben. Auch um die Kolonialgeschichte der eigenen Stadt geht es beim Denkmal-Tag. In Münster wird das Thema bei einer Radtour erkundet. Wuppertal bietet einen Stadtrundgang zu ausgewählten Orten an. Dazu gehören Kolonialwarenläden oder der Sitz der Rheinisch-Westindischen Kompagnie.

In Kerpen werden Führungen durch Schloss Türnich angeboten. Das ehemalige. Herrenhaus mit dreiflügeligem Renteigebäude wurde um 1750 mit einem doppelten Wassergraben errichtet. Teile der barocken Gartenanlage stammen aus dem 18. Jahrhundert. Zudem gibt es am Sonntag Hofkonzerte mit der Jazzband Nine Steps. (dpa/kmü)