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Sigmar Gabriel bei Markus Lanz„Ich habe Merkel für einen Satz sehr geschätzt“

Lesezeit 3 Minuten
Sigmar Gabriel bei Markus Lanz

Sigmar Gabriel bei Markus Lanz

Es ist still geworden um Sigmar Gabriel, den ehemaligen SPD-Chef, der im März dieses Jahres seinen Posten als Außenminister räumen musste und für den im neuen Kabinett kein Platz mehr war. Über Monate hielt sich Gabriel mit öffentlichen Statements zurück.

Am Donnerstagabend trat er bei erstmalig im ZDF-Talkformat „Markus Lanz“ auf – und verteidigte Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen Anfeindungen ihrer Gegner. In Europa komme es auf die Stabilität Deutschlands an. „Wenn Deutschland vibriert, dann wackelt Europa“, so Gabriel, der die EU als weltweit einmaliges Projekt beschreibt, das es geschafft habe, innerhalb einer Generation aus verbitterten Feinden zunächst Partner und dann Freunde werden zu lassen.

„Sie weiß, was auf dem Spiel steht“

„Ich bin Sozialdemokrat und es ist manchmal ein bisschen verrückt, wenn ich Angela Merkel lobe. Aber sie ist eine von denen, die das Gewicht Deutschlands in Europa kennt und die weiß, was auf dem Spiel steht“, so Gabriel.

Der ehemalige Außenminister lobt die Kanzlerin auch für einen Satz, den Merkel ihm nach einer langen Sitzung in der Hochzeit der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 gesagt hatte: „Wir sind nachts um 4 Uhr raus, sie nimmt mich beiseite und sagt zu mir: „Herr Gabriel, eins versprechen Sie mir: Wir bauen keine Zäune“. Und ich muss zugeben, ich habe sie für den Satz sehr geschätzt.“

„Im Kern eine gefährliche Lage“

Angela Merkel werde oft vorgeworfen, sie hätte keine Werte und keine Überzeugung. Das stimme nicht. „Sie hat sich immer geärgert, wenn ich gesagt habe, die CDU sei eine konservative Partei. Da hat sie immer zu mir gesagt: „Hören Sie auf, das sagen meine Gegner. Die CDU ist für mich eine christliche Partei und das Konservative ein Unterfall des Christlichen. Für andere sind wir eine konservative Partei und das Christentum ein Unterfall des Konservativen.“ Und weil es für sie eine christliche Partei ist, ist sie damals zutiefst überzeugt gewesen.“

Außerdem äußert sich Gabriel zur aktuellen Debatte um die Beförderung Maaßens und kritisierte den heutigen Politikstil, der sich immer weiter von der Wählerschaft entferne: „Im Kern ist das inzwischen – glaube ich – eine gefährliche Lage, weil die Menschen immer mehr den Eindruck haben, die Politik kreist nur noch um sich selber und kümmert sich nicht um die Dinge, die sie eigentlich machen sollte.“

Gabriels Selbstkritik

Das Misstrauen wachse durch solche umstrittenen Entscheidungen nur immer weiter: „Menschen gehen jeden Tag arbeiten, haben den Anspruch oder werden dazu verdonnert ihren Job anständig zu machen, und dann schalten die abends den Fernseher ein und fragen sich „Was treiben die da eigentlich?“. Ich glaube jetzt haben wir eine Phase erreicht, wo wir aufpassen müssen, dass die Menschen nicht an uns verzweifeln.“

Sich selbst nahm er aus der General-Kritik nicht aus. „Wenn Horst Seehofer sagt, die Flüchtlinge seien die Mutter aller Probleme, dann meint er eigentlich Angela Merkel. Und wenn die SPD Herrn Maaßen kritisiert, dann meint sie eigentlich Herrn Seehofer. Ich habe solche Spiele auch mitgemacht, ich will ich mich da gar nicht freisprechen.“ (red)