Serie zu Gerhard Richter (2)Diese Bücher und Filme beleuchten den Künstler näher
Köln – Einen Richter fürs eigene Heim? Unbezahlbar. Aber es gibt zahlreiche Bücher und einige DVDs, mit denen man sich Gerhard Richter nach Hause holen kann. Thomas Kliemann und Jan Sting stellen einige vor.
Klaus Honnef: Richter
"Malen hat mit Denken nichts zu tun, denn beim Malen ist das Denken Malen." Mit dieser aphoristischen Notiz Gerhard Richters konfrontiert Klaus Honnef den Leser schon auf der ersten Seite seiner glänzenden Monografie. Honnef nähert sich dem Maler als Experte wie als staunender Beobachter essayistisch-locker in der Eigenschaft des Augenmenschen, der genau hinsieht, und führt faktenreich durch dieses so heterogene Werk. Ein roter Faden ist die Unsicherheit, sind die Zweifel, mit denen Richter der Malerei begegnet (Taschen, 96 S., 12 Euro).
Armin Zweite: Gerhard Richter - Leben und Werk
Mit über 400 Abbildungen und 480 Seiten ist Armin Zweites fesselnde Exegese von Gerhard Richters Werk sehr opulent ausgefallen. Intensiv befasst sich der Autor, ehemaliger Chef der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, mit den Hauptwerken Richters und verortet das Oeuvre im Kontext der europäischen Malerei, konfrontiert es auch mit der Situation in Deutschland, mit dem politischen und kulturellen Klima aus sechs Jahrzehnten. Das Buch heißt im Untertitel "Leben und Werk".
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Der Museumsmann interessiert sich aber hauptsächlich für letzteres. Und so zeichnet er Richters Auseinandersetzung mit den klassischen Gattungen der Malerei, also Stillleben Landschaft und Porträt, nach und untersucht Richters Lesart der Abstraktion und Konzeptkunst. Was kann Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch aussagen, fragt der Skeptiker Richter, der seine Zweifel offen formuliert und in seinem Gesamtwerk breit dokumentiert. Das Ende 2019 erschiene Buch kommt im März bei Schirmer/Mosel in einer zweiten Auflage heraus (480 S., 128 Euro).
Corinna Belz: Gerhard Richter Painting
Er fand den Film gut, "das Besondere ist, dass er so langweilig ist, er macht nichts her". Dabei ist Corinna Beltz' Porträt "Gerhard Richter Painting", das 2011 in die Kinos kam, einer der spannendsten Filme über Malerei. Fünf Monate lang begleitete die Filmemacherin Richters Arbeit, seine Vorbereitungen für eine Ausstellung in New York, die Entstehung etlicher abstrakter Gemälde.
Werk ohne Zustimmung
Die einen empfanden den dreistündigen, starbesetzten Film "Werk ohne Autor" als spannendes Kino, als großen Wurf des Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck. Andere Kritiker monierten, der Regisseur habe von bildender Kunst keine Ahnung.
Gerhard Richter selbst, der im Film Kurt Barnert heißt, war nicht amüsiert, empfand den Film als "zu reißerisch", seine Biografie sei "missbraucht und grob verzerrt" worden. Im Kino war "Werk ohne Autor" ein Erfolg. Sehenswert ist der Oscar-nominierte Film von 2018 mit Tom Schilling, Sebastian Koch und Paula Beer in den Hauptrollen allemal. (TK)
Ein stiller, konzentrierter Film, der zeigt, wie bedächtig der Maler die Rakel, ein Brett mit Farbe bestreicht, dieses dann über die grundierte Leinwand zieht. Ein Vorgang, der, öfters wiederholt, Farbspuren hinterlässt, ein Spiel aus Zufall und Kalkül. Im nächsten Schritt kratzt er Schichten ab, legt Partien frei, die dann erneut mit dem Farbbrett überzogen werden. Ein langwieriger Prozess, der auch scheitern kann. Belz' 90-minütiger Film zeigt Krisen, Momente, in denen ein Bild kaputtgemalt wurde. "Klappt nicht heute", sagt er einmal. Richter malt häufig mehrere Bilder parallel, dann hängen sie erstmal im Atelier und müssen sich bewähren. Wenn sie das schaffen, sind sie gut. "Sie machen, was sie wollen", sagt Richter. Ein eindringliches Dokument des Ringens mit der Malerei (als DVD).
Dietmar Elger: Gerhard Richter, Maler
Der Kunsthistoriker Dietmar Elger gilt als Richters Hof-Biograf und ist Verfasser seines Werkverzeichnisses, des "Catalogue Raisonné", dessen sechster und letzter Band jetzt erscheint.Seit Jahrzehnten ist Elger ganz dicht dran am Meister. Als 2002 das Buch "Gerhard Richter, Maler" erschien, schieden sich die Geister. Es gab den Vorwurf der Hagiografie, er sehe Richter als Heiligen, Elger hänge zu nah an Richters Archivnotizen, das Buch sei eine trockene "Untersuchung nach Aktenlage". Eine andere Stimme befand, es sei eine "umfassende Geschichte der deutschen Kunst der letzten fünfzig Jahre" und "richtig lesenswert".
Wie dem auch sei: Wer sich intensiver mit Richter befassen möchte und profund über die Hauptwerke informiert werden will, kommt um Elgers Werk nicht herum, so faktenreich und informiert begleitet er das Werk von den Anfängen bis 2001. Dass er dabei durch den direkten Zugang zu Richter über erhellende Zitate verfügt und als einer der ganz wenigen uneingeschränkten Zugang zum Archiv und Schriftverkehr des Künstlers hatte, ist unbedingt ein Vorteil des Buchs. Nachteil: Man hätte sich einen umfangreicheren Bildteil gewünscht. (Dumont, 468 S., 36 Euro).
Hans Ulrich Obrist: Interviews mit Gerhard Richter
Druckfrisch liegt der handliche Gesprächsband vor, der alle Interviews versammelt, welche der Kurator Hans Ulrich Obrist in über einem Vierteljahrhundert führte. Sie kreisen um die Kernthemen in Gerhard Richters Leben und Schaffen. Richter spricht darin über seine Vorbilder, Mentoren, auch Unvollendetes, seine Haltung zum Glauben oder über das Verhältnis zwischen Kunst und Architektur. Es gibt Abbildungen der besprochenen Gemälde und (übermalten) Fotografien und Aquarelle. "Richter hat die Malerei stets neu erfunden", lautet Obrists prägnantes Fazit. (Kampa, 260 S., 30 Euro).