Nach Änderungen für das Depot und der Verschiebung des Starts der Tanzkompanie äußert sich der künftige Schauspiel-Intendant Kay Voges.
Kölns künftiger Schauspiel-Intendant„Schlimmer als Corona wird Köln nicht“
Nachdem im Sommer klar wurde, dass Ihr Start in Köln nicht am Offenbachplatz, sondern in Mülheim stattfinden wird, gab es nun die nächste schwierige Nachricht: Der von Patrick Wasserbauer vorgelegte Wirtschaftsplan sieht vor, dass das Schauspiel in der künftigen rechtsrheinischen Spielstätte statt fünf Produktionen im Depot 2 nun drei im Depot 1 macht. Das bedeutet, dass Sie ein weiteres Mal neu planen müssen, denn man wird nicht einfach Produktionen von der kleineren auf die größere Bühne bringen können.
Wie beantworte ich das jetzt möglichst charmant? Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass langfristige Planungen während der Sanierungsarbeit fast unmöglich sind. Ich stehe jetzt kurz davor, den Spielplan fertiggestellt und korrigiert zu haben, sodass mit der Spielzeit 25/26, glaube ich, ein tolles Programm für Köln präsentiert werden kann. Jetzt ist die Frage: Wann geht es zurück an den Offenbachplatz? Wird es noch in der Spielzeit 25/26 sein oder erst 26/27?
Dass es nun so ist, dass ich zwei Bühnen am Offenbachplatz bespielen darf und eine im Depot, ist erst mal sehr, sehr erfreulich. Wie wir dann umgehen mit der Bespielung des Depot 1 und auch der Teilung zwischen dem Schauspiel und der freien Szene, das müssen wir sehen. Ich habe noch gar nicht mit der freien Szene gesprochen, wie man sich das vorstellen könnte. Das wird eine dispositionelle und logistische Meisterleistung, wenn zwei verschiedene Betriebsformen wie die freie Szene und das Stadttheater auf einer Bühne zusammenarbeiten. Ich bin gewillt, das hinzukriegen, aber es ist herausfordernd. Und ich habe auch schon Ideen, wie es laufen könnte.
Und zwar?
Die freie Szene hatte sich ja gewünscht, auch ins kleinere Depot 2 zu kommen. Vielleicht könnte man im Depot 1 auf der Bühne spielen und die Zuschauer dort haben. Die Frage ist auch, spielt man en suite, oder macht man einen Repertoirebetrieb, wo sich Stücke des Schauspiels und der freien Szene mischen?
Erfreulich ist, dass jetzt ein Mietvertrag für 15 Jahre avisiert ist. Das heißt, der Kulturstandort Depot in Mülheim bleibt bestehen. Ich dachte, es sei selbstverständlich nach dem letzten Ratsbeschluss. Aber ich habe auch mitbekommen, dass darüber noch mal debattiert worden ist, ob sich die Stadt das leisten kann. Dass die Stadt dieses Bekenntnis zu diesem Kulturstandort gegeben hat, das ist eigentlich die beste Nachricht!
Nun soll ab der Spielzeit 28/29 noch die Tanzsparte hinzukommen. Wäre im Depot genug Platz?
Ich kann ja noch nicht mal bis 2026 denken, wie soll ich mir vorstellen, die Probleme für 2028 jetzt schon zu lösen?
Mein Gefühl ist, dass das Aufschieben der Tanzsparte das Aus bedeutet ...
Also, dass es den Wunsch gibt, eine eigene Tanzsparte in einer der größten Städte Deutschlands zu haben, finde ich großartig. Selbstverständlich braucht Köln eine Tanzkompanie auf höchstem Niveau, das gehört zu einer Stadt dieser Größenordnung. Wo findet der Tanz statt und wie wird er finanziert – das sind zwei weitere Fragen, die geklärt werden müssen. Ich freue mich über das Bekenntnis der Kulturpolitik, dass sie sagt, wir streichen das nicht, sondern wir halten weiterhin an unserem Ziel fest. Ich glaube, da gibt es in heutigen Zeiten viele Städte, die ihr Augenmerk eher auf einen Abbau von Kultur haben. Aber in Köln gibt es immer noch die Absicht, noch Wachstum in Zukunft zu sehen.
Bevor Sie antreten, will die Stadt jetzt ein weiteres Mal die besprochenen Konditionen verändern. Kann man das alles noch mit „Die Gesamtlage ist schwierig“ erklären?
Natürlich habe ich mich über die Verschiebung am Offenbachplatz geärgert und über die Unklarheiten über die Zukunft des Depots. Trotzdem komme ich ja als Intendant nach Köln, um Theater zu machen und auch Realpolitik zu betreiben. Und dass man mit den Realitäten umgehen muss, gehört zu meinem Alltag. Ein Intendant, der nicht mit Realitäten umgehen, nicht auf sie reagieren kann, ist, glaube ich, schier ungeeignet für seinen Job. Ich mache das jetzt 15 Jahre lang, und spätestens seit Corona weiß ich, dass man kurzfristig und schnell reagieren können muss, weil ansonsten gar nichts mehr funktioniert. Und schlimmer als Corona wird Köln nicht.
Im Oktober war der Stichtag, um mit aktuellen Mitarbeitenden über die Verträge zu sprechen.
Die Ensemble-Zusammenstellung steht in den letzten Zügen. Da gibt es noch ein paar offene Positionen, aber da sind wir auf einem guten Weg. Der Spielplan ist ebenfalls in den letzten Zügen, und es ist so, dass ich jetzt mich jetzt kühn heranwage, um auch schon für die Spielzeit 26 /27 zu planen, mit der großen Hoffnung, dass ich am Offenbachplatz spielen werde. Und im Depot.