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Schau in DüsseldorfVom Rebellen zum Klassiker – Heinz Mack im Museum Kunstpalast

Lesezeit 3 Minuten

Heinz Mack in der Düsseldorfer Schau. 

Düsseldorf – Kann man das Licht sieben, Strahlen mahlen, das Helle verstreuen? Der „Weiße Rotor“ kann das. 1958 dreht sich das Gebilde aus Holz, Papier und Wellenglas zum ersten Mal. Ein Elektromotor bringt ein Scheibengebilde hinter Glas auf gemächliche Touren. Tempo spielt keine Rolle. Die Rotation will nichts als sich selbst – und das unendliche Licht.

Damals ein Wunder, heute ein Klassiker, der jetzt im Düsseldorfer Museum Kunstpalast zu sehen ist. Heinz Macks Rotor markiert den Aufbruch einer Kunst in eine Unendlichkeit, die man ihr heute als Befreiung aus den Fängen des Marktes wieder wünschen würde.

Neue Horizonte in der Kunst eröffnet

Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre öffnet der gerade 90 Jahre alt gewordene Mack der Kunst buchstäblich neue Horizonte. Er stellt Lichtstelen in den heißen Sand Sahara, lässt glitzernde Kegel im eiskalten Wasser der Arktis schwimmen. Ob Wüste oder Meer – Heinz Macks Objekte fangen das Licht und werfen es blendend in die Unendlichkeit zurück. Fotos aus der Wüste zeigen den Künstler in silbern schillerndem Aluminiumanzug wie den glitzernden Kosmonauten einer neuen Kunst, die den Großprojekten von Christo und Jeanne-Claude die glänzende Bahn bereitet hat.

Der Besuch

Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4-5. Düsseldorf. Heinz Mack: 10. März bis 30. Mai, Di., Mi., Fr.-So., 10-19 Uhr, Do., 10-21 Uhr. Besuch mit Zeitfenster-Ticket oder als digitale Führung, beides unter www.kunstpalast.de. (EB)

Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast blickt zum Geburtstag jenes Künstlers zurück, der einst mit dem ebenfalls in Düsseldorf beheimateten Günther Uecker und dem 2014 verstorbenen Otto Piene die Künstlergruppe Zero bildete. Ihre Manifeste lesen sich heute als Versuche, gleich in mehrfacher Hinsicht einen neuen Ansatz der Kunst und des Lebens zu finden. Weg von Kunstwerken als Abbild und Galerieware, weg vor allem von all den Verheerungen, die der Nationalsozialismus angerichtet hatte. N

Nach dieser Katastrophe gab es, folgt man Heinz Mack, wohl nur einen Weg – jenen, der in die Weiten der Wüste wie in ein einziges Alles und Nichts führte. In Düsseldorf hat Kuratorin Heike van den Valentyn den Weg Macks sensibel nachgezeichnet.

Abstrakte Strukturen im Alltäglichen

Er beginnt mit den Fotografien, die der 1931 geborene Mack im Jungenalter Mitte der vierziger Jahre auf dem Land mit der Leica aufnimmt. Holzscheite, Strohbündel, Granitfelsen: In allem entdeckt der Jugendliche unfassbar hellsichtig und abgeklärt abstrakte Strukturen, mit diesen Aufnahmen sich selbst und eine Kunst jenseits der Figuration.

Zero startet als Idee eigentlich mitten im Desaster des Zweiten Weltkriegs. Das wird jetzt klar. Heinz Mack studiert zwar fleißig an der Düsseldorfer Akademie, verwirft aber den Lehrplan zugunsten der Revolte, lässt die brave Zeichenübung und baut aus Sieben und Blech bewegliche Objekte. Auch wenn Macks erste Objekte heute rührend fragil wirken, ihre Idee der Bewegung sprengt schon die Begrenzungen von Bilderrahmen und Galerieraum.

Düsseldorf gruppiert Macks Arbeiten nun zu thematischen Clustern einer Biographie, die vom frühen Aufbruch zu einer neuen Klassizität geführt hat. Zeichnung, Relief oder Sandbild zeigen sein Interesse an abstrakten Strukturen, die sich als Skulptur oder Architektur verwirklichen.

Die Düsseldorfer Schau führt vom Saharaprojekt Ende der fünfziger Jahre über Bühnenbilder zu Wagner-Opern und Shakespeare-Aufführungen zu Metallbildern und dem Film „Tele-Mack“.

Der Künstler, der auf seine Bilder Metallfolien in der Silhouette von Engelsflügeln aufbringt, führt die Nachkriegskunst in himmlisch anmutende Entgrenzung. Metall und Kunststoff verleihen Macks Objekten technoide Modernität und machen aus ihnen Markenzeichen für jenen Markt, dem der junge Mack doch eigentlich entfliehen wollte. Kultureinrichtungen bescheinigte der junge Künstler 1959 die „Beständigkeit von Friedhöfen“.

Das Museum hat ihn und sein Werk längst einverleibt – zum Vorteil eines Publikums, das nun im Kunstpalast mit Heinz Mack vom grenzenlosen Zauberlicht der Sahara träumen darf.