Im Podcast „Lanz & Precht“ äußert sich Precht mehrfach in abfälliger Weise über die deutsche Außenministerin und ihre China-Politik.
„Klassensprecherin“Richard David Precht zieht über Außenministerin Annalena Baerbock her
Die letzte Ausgabe des Podcasts „Lanz & Precht“ ruft derzeit in den sozialen Medien viele Reaktionen hervor. Der ZDF-Journalist Markus Lanz und der Philosoph Richard David Precht sprechen darin über die neue Rolle der asiatischen Länder Indien und China. Dabei äußert sich Precht zur deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in einer Weise, die von vielen als herabwürdigend und persönlich diffamierend wahrgenommen wird.
Es geht um das Verhältnis des Westens zu den beiden Staaten. Insbesondere die USA stehen im Gespräch zwischen Precht und Lanz im Vordergrund. Lanz sieht in der Konfrontation zwischen den USA und China die Gefahr eines „fürchterlichen Krieges“. „Wenn eine Weltmacht bröckelt, wie das bei den USA der Fall ist“, so Precht, müsse man dem mit „äußerster Vorsicht und Sensibilität“ begegnen. Man müsse möglichst alles verhindern, was die Konfrontation verschärfe, denn diese sei nicht „gewinnbar“. Für Taiwan würde der Westen im Zweifel keinen dritten Weltkrieg riskieren.
Precht: „Warum können wir Indien und China nicht in Ruhe lassen?“
Die Politik würde oft versuchen, Abschreckung durch „flammende Reden“ hervorzurufen, die aber im Ernstfall keine militärischen Konsequenzen hätten. Die „Säbelrassel-Rhetorik“ sei momentan sehr ausgeprägt. Annalena Baerbock habe beispielsweise gesagt, China sei ein „systemischer Rivale“. Er verstehe das nicht, so Precht, denn die Chinesen würden nicht missionieren wollen. Ganz im Gegenteil, schlägt Precht dann den ganz großen Bogen, das Missionieren von Andersdenkenden stecke im System der monotheistischen Religionen Christentum und Islam. Die Idee „Die müssen so werden wie wir“ habe man im Westen verinnerlicht.
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Das sei in den buddhistisch und hinduistisch geprägten Ländern Indien oder China anders. „Warum können wir die nicht auch in Ruhe lassen?“, fragt sich Precht. Es müsse noch nicht überall Demokratie herrschen, China könne doch seinen eigenen Weg gehen.
Richard David Precht vergleicht Annalena Baerbock mit „Klassensprecherin“
Dann fragt Lanz nach dem Baerbock-Besuch in China. „Wenn ich ganz ehrlich sein darf, denke ich immer: ‚Was für ein Unfall, dass diese Frau Außenministerin geworden ist‘“, ätzt Precht. „Die hätte doch unter normalen Bedingungen im Auswärtigen Amt noch nicht mal ein Praktikum gekriegt“, steigert er sich ins Thema hinein. Der 58-Jährige empört sich, „dass jemand mit „diesem moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin einer Weltmacht, einer Kulturnation versucht zu erklären, was westliche Werte sind, sie als systemische Rivalen definiert und quasi ein Eskalationsszenario an die Wand malt“.
Die „wertegeleitete Außenpolitik“ sei in Wahrheit eine „konfrontationsgeleitete Außenpolitik“. Man solle einfach mal kleine Brötchen in Deutschland backen. Nur wer wirtschaftlich stark sei, könne mit seinen Werten überzeugen, das funktioniere nicht über Belehrung und indem man sage, man sei moralisch besser. Lanz stimmt Precht zu und spricht von Unglaubwürdigkeit, indem man weiter Geschäfte mit China machen. Das Ansprechen des Themas Menschenrechte bei Auslandsbesuchen sei nur Show und „Senden nach Hause“.
Richard David Precht: Annalena Baerbock hat keine Lebensleistung
Precht möchte keine Außenministerin sehen, die „in der Uno den Chinesen droht für den Fall, dass sie Taiwan angreifen“. Baerbock sei gerade etwas über 40 Jahre alt und habe „in ihrem Leben noch nichts geleistet“. Wenn diese einem Land drohe, das „600 Millionen Menschen aus der Armut geholt hat“ und eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht habe, sei das „unsagbar zum Fremdschämen“.
Lanz schreitet bei den Tiraden Prechts nicht wirklich ein und sagt nur, dass Baerbock eine Frau und jung sei, sei kein Argument. Precht geht es nicht ums Geschlecht, sondern um „Lebensleistung“. Dann spricht er noch von den „Sünden“ Baerbocks über „gefälschte Lebensläufe bis hin zu nicht selbst geschriebenen Büchern‘. Das einzige, was an ihr grün sei, sei die „Farbe hinter ihren Ohren“, lästert Precht weiter. In der Wahrnehmung Chinas spiele das alles eine Rolle, sie würden Baerbock nicht ernst nehmen.
Bei Twitter rufen Prechts Äußerungen viel Empörung hervor, so auch beim Politikwissenschaftler und Militärexperten Carlo Masala.
Andere kritisieren Precht als frauenfeindlich.
Neben vielen anderen bezieht auch die Grünen-Politikerin Renate Künast Stellung.
Richard David Precht in der Kritik wegen Ukraine-Brief
Richard David Precht hat aus seiner Ablehnung der Ampel-Politik in Bezug auf aktuelle Konflikte in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht. Der Philosoph gehört zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes gegen Waffenlieferungen an die Ukraine im Sommer 2022. An der Initiative hatte es viel Kritik gegeben. Auch bei öffentlichen Auftritten trat Precht für Friedensinitiativen ein, ohne jedoch genauer zu definieren, wie wiese denn aussehen sollten und zu welchen Bedingungen mit Russland verhandelt werden solle.
Später rückte Precht in Teilen von seiner Position ab und sprach von einer „Fehlannahme“, da die Ukraine militärisch stärker sei als zunächst eingeschätzt.
Auch ein Buch Prechts zusammen mit dem Soziologen Harald Welzer, in dem sie heftige Medienschelte üben, hatte für Aufsehen gesorgt. Ihnen wurde vorgeworfen, auch durch Begriffe wie „Mainstream“-Medien rechte Narrative zu bedienen.