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Konzert in KölnSamy Deluxe kombiniert in der Philharmonie Rap mit Klassik

Lesezeit 3 Minuten
Samy Deluxe mit dem Mikis Takeover Ensemble in Köln.

Samy Deluxe mit dem Mikis Takeover Ensemble in Köln.

Der Hamburger Rapper Samy Deluxe tritt in der ausverkauften Philharmonie mit einem Klassikensemble an.

„Seid Ihr bereit für ein bisschen Hochkultur?“, ruft Samy Deluxe in die ausverkaufte Philharmonie. Hinter dem Hamburger Deutschrapper das auf klassischen Instrumenten spielende „Mikis Takeover! Ensemble“. Ein feiner Klangteppich für den Musiker aus dem hohen Norden, der seit seinem Debütalbum von 2001 eine feste Instanz der deutschen Rap-Szene ist.

In den letzten Jahren wurde es um Deluxe etwas ruhiger. Sein Album „Hochkultur“ zeigte den sozial engagierten Musiker 2019 gereifter. Durch die Coronapandemie verlor er allerdings die Lust, überhaupt noch auf Tour zu gehen. Erst nach dem Folgealbum „Hochkultur 2“ wurde das anders. Mittlerweile ist der 47-Jährige wieder live zu erleben – und zwar ohne Drums und Bass im Konzertsaal. In Köln findet bereits der 19. Auftritt seiner Tour statt, verkündet er stolz.

„Opernchöre aus'm Ghettoblaster“

Den Begriff „Hochkultur“ versteht Deluxe soziologisch, denn die elitäre Welt der Klassik sah er lange als Gegensatz zur Subkultur des Hip-Hop. Nun will er beide irgendwie zusammenbringen und wünscht sich „Opernchöre aus'm Ghettoblaster“, „violinspielende Skateboardfahrer“ und „Stripperinnen im Orchestergraben“. So rappt er im ersten Stück „Requiem“. Dabei schleudert er seine Silben in atemraubender Geschwindigkeit ins Mikro.

Die Tontechnik hat seine Stimme extrem sauber und in angenehmer Lautstärke abgemischt. So stimmt die Balance zum begleitenden Klassikensemble, in dem zwei Violinen, Bratsche, Cello, Kontrabass und ein Cembalo spielen.

Deluxe im typischen Outfit

Im Gegensatz zum glockenartigen E-Piano-Klang auf den Platten wirkt das die Saiten zupfende Cembalo zwar ein wenig trocken. Marta Dotkus macht das jedoch wett durch verschnörkelte Verzierungen und Humor, etwa wenn sie einen Triller ganz langsam auslaufen lässt. „Wir wissen auch nie, wann genau sie aufhört“, kommentiert Deluxe das trocken.

Er steht selbstverständlich in lässigen Hip-Hop-Klamotten, Sonnenbrille und Fischerhut auf der Bühne. Zu seinem Sidekick wird der geigende Ensembleleiter und Arrangeur Miki Kekenj. Das funktioniert wunderbar, und ihre Dialoge sind witzig, etwa wenn Sammy erzählt, wie er seinem Sohn erklären muss, was ein Joint-Stummel im Aschenbecher ist.

Rapper verbeugen sich nicht

Außerdem schildern sie Unterschiede zwischen Klassik und Rap. So verbeugen sich Musizierende der ersten Richtung permanent vor ihrem Publikum, während sich ein echter Rapper wie Samy Deluxe natürlich nie im Konzert verbeugt. „Außer ich greife zur Wasserflasche am Boden“, fügt er hinzu. Das ist natürlich wesentlich cooler.

Da bis auf das einleitende Vivaldi-Stück keine Klassik erklingt, wird die Absicht des Projektes schnell klar: Deluxe geht es weniger um ein Nebeneinander beider Welten, als vielmehr darum, seinen Rap im klassischen Gewand zur „Hochkultur“ zu veredeln. Elegant arrangiert werden daher seine lyrischen Songs wie „Abendlicht“ oder das auf den Titel einer Verdi-Oper anspielende „Maskenball“ mit seiner smoothen Akkordfolge. Auch die Backgroundsängerinnen Alexandra Prince und Melissa Audrey kommen im Laufe des Abends immer mehr aus sich heraus.

Zu unversöhnliches Finale

Neben Songs der beiden „Hochkultur“-Alben erklingen auch ältere Hits wie „Haus am Meer“ oder „Eines Tages“, in dem sich der selbsterklärte „Hardcore-Rapper“ wegen des sanften Streichersounds nun „wie eine Disney-Prinzessin“ fühle, so sagt er.

Vielleicht hätte das Programm nur etwas versöhnlicher beendet werden können als mit dem frühen Hit „Weck mich auf“, der eine etwas düstere Realität schildert und allzu pauschal auf der Politik rumhackt. Doch auch sein altes Image muss ein Samy Deluxe vor seinen Fans wahren, die diesmal angewiesen werden, wirklich nur zwischen den Stücken zu jubeln. Denn so sei es üblich in der von ihm besungenen Hochkultur.

Miki Kekenij kommt am 22. Dezember noch einmal in die Philharmonie: Unter seiner Leitung begleiten die Bergischen Symphoniker das Hamburger HipHop-Trio Fünf Sterne deluxe.