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Oper Köln zeigt FilmProben zu „Le Nozze di Figaro“ im Stream erleben

Lesezeit 4 Minuten

Wenn sie geschminkt ist, muss „Susanna“ Kathrin Zukowski beim Gang zur Bühne diese Maske vors Gesicht halten.

Köln – Oh, Corona! Davon weiß man auch an der Oper Köln mehr als nur ein Lied zu singen. Eigentlich hatte Matthias Hoffmann genau geplant: CD-Aufnahmen in Tirol, danach fünf Tage Quarantäne, und der Bassbariton wäre wieder pünktlich zu den „Figaro“-Proben im Staatenhaus gewesen. Doch dann wird Tirol zum Hochrisikogebiet erklärt, aus fünf werden 14 Tage, die Hoffmann sich abschotten muss. Und für die Klavierhauptprobe für die Wiederaufnahme der Mozart-Oper muss ein Ersatz her. Der wird mit Adam Kim zwar gefunden – aber auch in diesem Fall gibt es viele Corona-Klippen, die das Team umschiffen muss.

Tatkraft statt Lamento

Wie wacker Birgit Meyer und ihre Mitstreiter sich in der Pandemie schlagen, erzählen sie nun in einem gut 50-minütigen Film, der am Samstagabend online aus der Taufe gehoben wird – als Ersatz für die für die vergangene Woche geplante Wiederaufnahme-Premiere.

Und so begleitet der Zuschauer die Truppe während des Probenprozesses und erhält einen sehr exklusiven, in seiner guten Laune ansteckenden und von Mozarts Musik beflügelten Blick hinter die Kulissen. Hier wird weniger auf Lamento denn auf Tatkraft gesetzt.

Der Film

„Hochzeit mit Figaro ohne Publikum – Opernschaffen in Zeiten der Pandemie“ kann über die Seite der Oper gestreamt werden (Kosten zwischen 0 und 125 Euro). Realisiert wurde der 53-minütige Film von Sandra van Slooten und Volker Maria Engel. (EB)

Beim Bühnengeschehen heißt es wie im richtigen Leben anderthalb Meter Abstand – und gar drei wenn gesungen wird. Einen Einspringer wie Adam Kim im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nehmen und durch die Szene führen, ist ebenso tabu, wie ihm leise zuzuflüstern, wo er als nächstes hingehen muss. Aber auch für Kostüm und Maske bedeutet es neue Herausforderungen: Ein bestehendes Outfit kann nicht einfach nur geändert werden. „Jeder bekommt sein eigenes“, erzählt Manuela Martinez Besse, Leiterin der Kostümabteilung. Und: Aerosole können auch in Kostümen stecken bleiben, kommen also in die Waschmaschine oder sogar in den sogenannten Ozon-Schrank, bevor sie getragen werden.

Corona sorgt für viele Änderungen

In der Maske wird rund zehnmal so viel Material wie sonst benötigt: „Jeder Pinsel, jede Schminke, jeder Kamm muss personalisiert werden“, so Masken-Chefin Johanna Nagel. Und beim Frisieren und Schminken wird möglichst wenig gesprochen. „Und man probiert, die Kommunikation direkt über den Spiegel zu machen, niemanden direkt anzusprechen.“

Und mit der Kommunikation der Figuren auf der Bühne haben die Sängerinnen und Sänger auch ihre Probleme: „Wie die Erotik funktioniert, wenn die Menschen Abstand halten müssen – das müssen wir trainieren“, verrät Dalia Schaechter. Doch das klappt bisweilen hervorragend, „mit dem Abstand ist es vielleicht sogar besser“, hat Lotte Verstaen festgestellt. Und man sieht, was sie meint, wenn sich Ivana Rusko als Contessa nach Verstaen als Cherubino verzehrt, ohne dass die beiden sich dabei auf die Pelle rücken, fliegen zwischen den beiden die Funken noch und nöcher.

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Charlotte Wulff fällt die Aufgabe zu, die Inszenierung von Emmanuelle Bastet auf Corona zu trimmen – und schon der kleinen Einblicke in einzelne Szenen, die der Film gewährt, zeigen, dass sie viele witzige Ideen hat. Da wird durch einen durchsichtigen Duschvorhang angebändelt und anstatt sich Figaro und Susanne in einem Bett tummeln, vollführen sie mit einer Matratze Kapriolen, in denen es um Annähern und Abwehren geht. Und an anderer Stelle wird keine Ohrfeige verpasst, sondern ein Schuh geworfen. Der Effekt ist derselbe.

„In der Krise zeigt sich, wie das Zusammenspiel wirklich funktioniert“, resümiert Manuela Martinez Besse. Und Opernintendantin Birgit Meyer ergänzt: „Es kamen immer wieder Rückmeldungen aus den verschiedenen Abteilungen, dass sich alle sicher fühlen.“ Wäre das nicht so gewesen, habe sie sich überlegt, das Haus ganz zu schließen. Aber so kann es zumindest weitergehen – bis dann hoffentlich bald auch die Zuschauer wieder ins Haus dürfen. Denn so der technische Leiter Volker Rhein: „Dieser Moment, wo man das Klatschen des Publikums hört, ist weg – und das tut richtig, richtig weh!“