Neu im Kino„Es ist nur eine Phase, Hase“ hat weder Biss noch Tiefe
Köln – Alterspubertät – so lautet der neue Trendbegriff für den Zustand, der vor allem Männer befällt, wenn ihnen klar wird, dass trotz Personal Training, Slimfit-Hemd und SUV die ewige Jugend nur eine rapide verblassende Illusion ist.
Mit „Es ist nur eine Phase, Hase“ haben Maxim Leo und Jochen Gutsch einen satirischen Roman über dieses weit verbreitete Krisenphänomen geschrieben, der sich über ein Jahr beharrlich in den Bestsellerlisten hielt und nun von Florian Gallenberger ins deutschkomische Kinoformat gebracht wird.
Spuren eines gebrauchten Lebens
Zwanzig Ehejahre und drei Kinder haben in der Beziehung zwischen Paul (Christoph Maria Herbst) und Emilia (Christiane Paul) deutliche Gebrauchsspuren hinterlassen. Als Familie funktionieren die beiden ganz gut, als Paar fehlt jedoch die amouröse Frische. Auch beruflich scheint Schriftsteller Paul, der als authentische Stimme der Generation Golf gefeiert wurde, in die Sackgasse geraten zu sein. Sein neuer Roman wird vom schwäbelnden Verleger (Ulrich Tukur) abgelehnt.
Schließlich eröffnet ihm Emilia, dass sie nach einem One-Night-Stand mit einem deutlich jüngeren Lover eine Beziehungspause einlegen will. Tiefenverunsichert landet Paul in einem Ein-Zimmer-Apartment und versucht verzweifelt, die neue Freiheit zu genießen.
Eine Wohlfühl-Klamotte ohne Tiefe
Florian Gallenberger, der mit „John Rabe“ einen Achtungserfolg hatte, aber nie zu den Feinmotorikern im Regiefach zählte, inszeniert das Thema Alterspubertät konsequent als Wohlfühl-Klamotte. Die rektal eingeführte Metallkugel zu Beginn des Films setzt das (alters)pubertäre Humorniveau, das auch danach nicht über sich hinauswächst.
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Sieht man von einem finalen Monolog auf einer furios missglückten Geburtstagsfeier ab, entwickelt die Midlife-Crisis-Komödie weder Biss noch Tiefe. Was Pointen und Handlungsverlauf angeht, stößt Gallenberger in neue Dimensionen der Vorhersehbarkeit vor. Christoph Maria Herbst kann als kriselndes Mannsbild auf seine Erfahrungen in der TV-Now-Serie „Tilo Neumann und das Universum“ zurückgreifen, die das Thema allerdings mit deutlich mehr Hingabe und Analysevermögen behandelt hat. „Es ist nur eine Phase, Hase“ wird von einer verstörend altbackenen Harmoniesucht angetrieben, die keine Sekunde in der klischeehaften Krise der Figuren die Happy-End-Garantie aus dem Auge verliert.
„Es ist nur eine Phase, Hase“ D 2021 105 min R: Florian Gallenberger D: Christoph Maria Herbst, Christiane Paul