Endlich gibt es gute Nachrichten für das Museum für Ostasiatische Kunst: Dr. Shao-Lan Hertel wird das Haus ab 1. Juli leiten.
Neue Direktorin für das Museum für Ostasiatische KunstShao-Lan Hertel folgt auf Adele Schlombs
Sie stammt aus Bonn, hat in Berlin studiert und arbeitet in China. Nun kommt Dr. Shao-Lan Hertel nach Köln, um ab dem 1. Juli das Museum für Ostasiatische Kunst (MOK) zu leiten. Der Vertrag der 41-Jährigen läuft zunächst über fünf Jahre.
„Ich in überaus glücklich“, sagt sie im Gespräch mit der Rundschau. Die Freude sei groß, „mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut worden zu sein“, die sie mit „zahlreichen Ideen, Vorstellungen und Wünschen“ angehen wird. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass in den nächsten fünf Jahren einige neue Möglichkeiten auf den Weg gebracht werden können.“ Ein wichtiges Ziel in dieser Zeit: „die Sichtbarkeit des Museums weiter zu schärfen und zu stärken“ – auf lokaler Ebene im Zusammenspiel mit den anderen Kölner Häusern, „aber auch landesweit und weltweit, in Kollaboration mit anderen Museen, die asiatische Kunst sammeln – und die regionale wie internationale Präsenz weiterauszubauen“.
Gegenwart im Blick
Als Adele Schlombs sich im Oktober 2022 nach 31 Jahren als Direktorin in den Ruhestand verabschiedet hatte, war die Nachfolge noch nicht geregelt, die Stelle war erst im Juli zuvor ausgeschrieben worden. Für das ohnehin dünn besetzte Haus begann eine Hängepartie – weitergearbeitet wurde dennoch. Gerade erst eröffnete man eine Ausstellung mit chinesischer Silberschmiedekunst. Doch nun hat das Warten ein Ende: „Mit Shao-Lan Hertel haben wir nicht nur eine Expertin aus dem Bereich der ostasiatischen Kunst gewinnen können, sondern auch eine Persönlichkeit, die dem Kölner Haus mit frischem, unverstellten Blick begegnet“, ist sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker sicher. Das MOK sei ein „Juwel der Kölner Museumslandschaft und verdient es, mit sicherer Hand in eine neue, zukunftsgewandte Ära geführt zu werden“.
Shao-Lan Hertel studierte Ostasiatische Kunstgeschichte und Sinologie an der Freien Universität Berlin, wo sie später auch unterrichtete. Seit 2018 arbeitet sie in der Sammlungsabteilung des Tsinghua University Art Museum, Peking, wissenschaftlich und kuratorisch. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die chinesische Schrift- und Tuschekunst der späten Kaiserzeit, Moderne und Gegenwart. Und die Gegenwart hat sie auch für das MOK im Blick: Die Sammlung will sie um zeitgenössische Kunst systematisch erweitern. Thematisch will sie ebenfalls verstärkte Akzente setzen: „Mein Wunsch ist es, noch dedizierter, aktuell relevanten Themen, die uns als Menschen berühren, zu behandeln. Als Stichworte nennt sie „Klima, Migration, Gender, Diversität“, die man anhand der bestehenden Sammlung aufarbeiten kann, aber eben auch durch den Zuwachs an zeitgenössischen Werken von jungen Künstlerinnen und Künstlern.“
Der Vorsitzende des Förderkreises des MOK, Michael Oppenhoff, hat die designierte Direktorin bislang noch nicht kennengelernt. „Das Kulturdezernat hat abgelehnt, uns in den Findungsprozess einzubinden“, sagt er im Rundschau-Gespräch. „Aber ich bin sehr gespannt! Sie hat bisher noch nie ein Museum geleitet, aber das meine ich nicht als Kritik“, versichert er. „Mein einziges Interesse ist es, dass es dem MOK gut geht!“ Kulturdezernent Stefan Charles ist „überzeugt, dass Shao-Lan Hertel das MOK als einen lebhaften und äußerst relevanten Ort in der Kölner Museumslandschaft weiter voranbringen wird.“
Das hat das Haus dringend nötig: Man kann es als kontemplative Stille betrachten, die die Besuchenden empfängt, schon wenn sie das Foyer betreten. Das fängt mit der Flaute im Café an, bis vor geraumer Zeit noch muntere Anlaufstelle mit Blick auf den Aachener Weiher. „Das muss unbedingt wieder eröffnet werden!“, findet Shao-Lan Hertel. Außerdem ist der Bau, der 1977 fertiggestellt wurde und seit 2011 unter Denkmalschutz steht, in keinem guten Zustand. Zwar wurden 2013, just im Jahr des 100-jährigen Bestehens, etwa die Klimaanlage oder Brandschutzklappen erneuert. Aber unter anderem aus energetischen Gesichtspunkten liegt hier noch einiges im Argen.
Shao-Lan Hertel wird ihre Aufgabe nicht allein in Angriff nehmen, sondern mit einer Co-Direktion. „Wenn die Chemie stimmt, wird man zusammen mehr kreativ schaffen können! Das ist besser, als wenn man alleine ist.“ Zuletzt war Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, von der Stadt eine geschäftsführende Co-Direktion an die Seite gestellt worden. Diese Person soll sich fortan um beide Häuser kümmern. Die Stelle wird noch ausgeschrieben und bislang interimistisch von Michael Lohhaus besetzt.