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Seit 1913 in KölnInterview: Museum für Ostasiatische Kunst verabschiedet die Leitung

Lesezeit 3 Minuten
Adele Schlombs

Die promovierte Sinologin Adele Schlombs will weiter in der Forschung arbeiten.

KölnFrau Schlombs, es ist viel passiert in diesen Jahrzehnten, doch das wunderbare Ambiente des 1977 errichteten Gebäudes direkt am Aachener Weiher ist unverändert in seiner Einheit aus Natur und Kultur. War denn der Umbau 1995 auch ein Höhepunkt in Ihrer Dienstzeit?

Der Umbau war vor allem darin ein Höhepunkt, dass ich Schlimmes verhindern konnte. Das Gebäude in der klaren Formensprache des Architekten und Le Corbusier-Schülers Maekawa konnte erhalten werden und es steht seit 2011 unter Denkmalschutz. Ich fand von Anfang an, dass man das Haus schützen sollte. Wir brauchen bei der Ebenerdigkeit keine Aufzüge, die Anbindung an den Garten und ein eigener Lichtflügel haben sich bewährt.

Zu einem Museum gehören Sammlungen. Was ist zum einstigen Grundstock, den Adolf und Frieda Fischer 1901 legten, hinzugekommen?

Das ist schon auch eine Menge, da ist die Stiftung archaischer chinesischer Sakralbronzen und chinesischer Möbel der späten Ming-Zeit durch Hans-Jürgen von Lochow, da ist die japanische Malerei aus dem Nachlass Kurt Brasch und schließlich kam die Sammlung chinesischer Frühkeramik und Bronzen von Hans Wilhelm Siegel hinzu. In jüngerer Zeit wurde der Bestand durch den Ankauf chinesischer und japanischer Schreibkunst der Sammlung Heinz Götze und durch die Dauerleihgaben der Sammlung Peter und Irene Ludwig bereichert.

Das Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig haben Sie beraten?

Als Sinologin habe ich lange in China und Japan studiert und kannte die Kunst und die Kalligrafien von berühmten Meistern. Immer interessierte mich die Kontinuität in der Kunst, die mich bis zu dieser meiner letzten Ausstellung „Horizonte“ geführt hat, in der ich besondere traditionelle Stücke mit fünf Positionen von Gegenwartskunst vergleiche. Mir bedeutet die Schnittstelle zwischen dem Eigenen und dem Fremden etwas.

Asiatische Kunst ist längst ins Zentrum gerückt

Aber hier in Köln spielen die Positionen dieses Museums immer noch eine marginale Rolle. Viele Leute nehmen es wahr, aber auch viele eben nicht. Dazu braucht es dann Mut.

Warum Mut?

Museen mit zeitgenössischer Kunst gibt es doch hunderte, aber ich bin ganz allein, auch wenn sich das Museum international gut einordnen lässt. Doch das Marginale bleibt hier, ich nenne es auch eine „eiserne Schwelle“, die zu überwinden ist.

Eine Stadt wie Köln kann doch stolz sein auf solch ein Alleinstellungsmerkmal?

Die Ausstellung ist für mich ein „innerer Pakt“, den ich abschließe und dafür mein Bestes tue. Ich hoffe, dass dieses Boot weiter neue Fahrt aufnimmt und werde meinerseits alles dafür tun.

Was ist mit dem schönen Café? Es ist nicht mehr einladend.

Das geht auf die Verwaltung zurück. Es hat nicht an mir gelegen. Das ist genau dieser Pakt, da war ich sehr verzweifelt.

Was haben Sie in Zukunft vor?

Ich arbeite an der wissenschaftlichen Erforschung des zweiten chinesischen Bronzezeitalters in der Sammlung Schürzeberg und hoffe, dass die Stadt mich autorisiert, und ich die Chinesen noch weiter unterstützen kann in der Ausarbeitung eines Themas, das sehr interessiert, aber über das wir noch viel zu wenig wissen.


Zur Person Adele Schlombs

Als eine von fünf Töchtern des Architekten und Kölner Erzdiözesanbaumeisters Wilhelm Schlombs studierte Adele Schlombs Sinologie, ostasiatische und europäische Kunstgeschichte sowie Vergleichende Religionswissenschaft in Köln und Heidelberg sowie in Taiwan und in Kyōto. Von 1991 bis 2022 war sie in der Nachfolge von Roger Goepper Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst. Die Stelle ist ausgeschrieben, eine Nachfolge gibt es bislang nicht. (EB)