Mittelprächtig in MittelerdeWas die neue Serie „Ringe der Macht“ zu bieten hat
Köln – Ungefähr 30 Minuten der ersten Folge von „Die Ringe der Macht“ sind verstrichen, und der Blick geht rüber zur besseren Hälfte. Er wird erwidert, nach 21 Jahren braucht man nicht immer viele Worte, um sich einig zu sein: Amazon Prime strahlt hier nicht nur den Auftakt zur vielleicht teuersten Serie aller Zeiten aus , sondern verströmt gleichzeitig ungeheure Langeweile. Dabei knüpft das Streaming-Produkt an einen Buch-Klassiker und dessen extrem erfolgreiche Verfilmung an: J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Die Bände erschienen 1954/55, die Filme vom Peter Jackson in den Jahren 2001 bis 2003.
Vorgeschichte der „Herr der Ringe“-Trilogie
Tolkien hatte neben der Trilogie und dem „Hobbit“ zahlreiche weitere Texte rund um Mittelerde verfasst, die nun die Grundlage für „Die Ringe der Macht“ bilden. Im von Patrick McKay und J.D. Payne erdachten und lange vor der bekannten Handlung verorteten Konzept wird à la „Game of Thrones“ eine Hand voll Stränge parallel erzählt. Und man ahnt, dass sie sich an irgendeinem Punkt vereinen, um schließlich in einem hoffentlich reißenden Strom auf das Finale zuzusteuern.
So geht’s weiter
Am 2. September wurden die ersten beiden Folgen von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ bei Amazon Prime Video veröffentlicht – 25 Millionen schauten weltweit zu. ein Serienstartrekord für Amazon. Die restlichen sechs Folgen der ersten Staffel sollen bis 14. Oktober nacheinander gezeigt werden. (HLL)
In den ersten beiden bislang ausgestrahlten Folgen bleiben sie zunächst mal mehr, mal weniger muntere Bachläufe mit extremem Niedrigwasser-Plot, der dauernd droht zu versanden. Ach, würden sie doch zwischendurch mal ins Moor abdriften, da gäbe es wenigstens die eine oder andere veritable Leiche.
Stattdessen begibt sich die Kriegerin Galadriel auf die Suche nach Bösewicht Sauron, den der Rest ihrer Elbensippe für tot hält. Der Halbelb Elrond bittet seinen Freund, den Zwergen-Prinzen Durin, um Unterstützung, beim Bau einer großen Schmiede. Währenddessen verschwinden bei den Menschen die Bewohner ganzer Dörfer auf mysteriöse Weise – und Heilerin Bronwyn und Waldelb Arondir versuchen, dieses Geheimnis zu ergründen. Und bei den Hobbits, beziehungsweise ihren nomadischen Vorfahren, den Haarfüßen, findet das neugierige Mädchen Nori einen geheimnisvollen Fremden, der im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel gefallen ist – und Zauberer Gandalf sein könnte.
Liegt es nun am normalgroßen heimischen Fernseher, dass das alles nicht überwältigen will? Praktischerweise kann man aktuell bei Amazon Prime auch die Peter-Jackson-Filme streamen, die vielleicht durch die 20 Jahre Abstand im Nachhinein verklärt worden sind.
Doch dem ist nicht so. Jacksons Sog, der das Publikum vom ersten Moment an (hier wie dort wird eine Vorgeschichte von einer Stimme aus dem Off erzählt) packt und in die Handlung hineinzieht, funktioniert immer noch. Der Serie hingegen fehlt dieses Moment der Magie. Vom Humor ganz zu schweigen, Galadriel und Co. nehmen alles bier- oder besser gesagt met-ernst.
Auch die Optik läuft diese ersten zwei Stunden lang auf Sparflamme. Die Kameras schwenken zwar über reichhaltige Panoramen, dass aber auch vom Fußboden von Peter Jacksons Schnittraum aufgeklaubt sein könnte. Alles sieht etwas billiger, etwas künstlicher aus, Wow-Momente, wie das Betreten des Höhlenreichs der Zwerge werden nicht genügend ausgekostet.
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Das Königreich der Elben sieht nicht zauber-, die Hütten der Haarfüße sogar stümperhaft aus. Für die Besetzung wurde weitestgehend Unbekannte verpflichtet, die ihre Sache nicht schlecht machen, doch ohne die Starpower großer Namen auskommen müssen.
Unterm Strich fragt sich, wofür die angebliche eine Milliarde Dollar aufgewendet werden. Aber das kann ja noch kommen – man hat ja noch fünf Staffeln Zeit, das Geld rauszuhauen.