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Max Giermann über sein neues Buch„Ich zeichne überall – auch im Bad“

Lesezeit 4 Minuten
Max Giermann

„Das Zeichnen mache ich eher für mich“, sagt Max Giermann und zeigt seine Kunst am Gereonswall-Schild.

Köln – Max Giermann kennt man vor allem durch seine Parodien etwa von Stefan Raab oder Klaus Kinski. Nun hat der 44-jährige Wahl-Kölner eine alte Leidenschaft wiederentdeckt: das Zeichnen. Mit „Ich bin was, was du nicht siehst“ hat er sein erstes Buch veröffentlicht. Darin erfährt man auch viel über den Menschen hinter den Rollen. Dominic Röltgen sprach mit ihm.

Schauspieler, Komiker, Parodist – und jetzt zeichnet er auch noch… Wie kam es dazu?

(lacht) Damit habe ich tatsächlich angefangen, das Zeichnen kam als erstes. Ich habe bereits als Kind ständig Cartoons und Comics gezeichnet. Auch beruflich hatte ich mich eigentlich immer in Richtung Bildende Kunst orientiert, aber dann kam die Idee mit der Schauspielschule dazwischen und ich habe dort eine Ausbildung angefangen. Dadurch hatte ich das Zeichnen komplett aufgegeben. Erst vor circa drei Jahren habe ich diese Leidenschaft wiederentdeckt. Rein technisch bin ich natürlich auf dem Stand von damals. Aber es macht mir großen Spaß, und es ist bereits wahnsinnig viel entstanden, woraus ich nun das Buch gemacht habe.

Dessen Titel klingt, als wollten Sie mal den Menschen hinter dem Parodisten zeigen.

Ich genieße das sehr an meinem Beruf, dass ich selber gar nicht so die große Rolle spiele, sondern in meinen Figuren verschwinden kann. Aber ja, ein wenig ist die Absicht hinter dem Buch, auch von mir ein bisschen preiszugeben und mich von einer anderen Seite zu präsentieren. Durch das Buch führen Interviewfragen, und ich versuche, ehrliche Antworten zu geben. Was man, glaube ich, zum Beispiel erfahren kann: Dass mich auch Ängste, Krisen oder Minderwertigkeitsgefühle beschäftigen und Dinge umtreiben, die man vielleicht nicht sofort erwarten würde. Dennoch will ich aber, ebenso wie mit meinen Rollen, in erster Linie humoristisch unterhalten.

Ich erkenne in der Skizzenhaftigkeit vieler Ihrer Zeichnungen Otto Waalkes’ Kunst wieder – ist er ein Vorbild für Sie?

Ich finde Otto fantastisch, und er ist auch ein Vorbild für mich, aber eher als Komiker. Die Ähnlichkeit bei den Zeichnungen ist wohl eher Zufall. Obwohl ich auch seine Zeichnungen liebe. Aber für mich war immer seine Otto-Figur, die ja auch eine Clowns-Figur ist, ein Vorbild.

Apropos Clown – Sie haben eine klassische Clownsausbildung genossen. Was fasziniert Sie an der Clownerie?

Ich fand Clowns als Jugendlicher total uncool und überhaupt nicht lustig. Die meisten sind es ja auch nicht. Im Rahmen eines Schulprojekts habe ich damals aber einen tollen Clown kennengelernt, der hieß Georgo Peugot, einen Amerikaner, und der hat damals einen Workshop gegeben, bei dem ich mitgemacht habe. Georgo war einfach super lustig und auch als Mensch total toll. Der hatte mich dann unter seine Fittiche genommen und ausgebildet und mir eine Seite der Clownerie gezeigt, die mir richtig gut gefallen hat.

Als Kind waren Sie eher schüchtern und introvertiert. War die Clownerie eine Möglichkeit, da auszubrechen?

Tatsächlich ist das immer noch mein Wesen, sowas wird man nicht wirklich los. Aber ich würde schon sagen, dass die Clownerie und auch die Schauspielerei für mich immer schon ein Spiel mit den eigenen Dämonen waren. Ich muss über meinen Schatten springen, aus mir herauskommen, und danach fühlt sich das wie eine Befreiung an. Das Zeichnen dagegen mache ich eher für mich. Das gefällt mir auch so gut daran. Da sitze ich zurückgezogen in meinem Arbeitszimmer oder sonst wo – ich zeichne tatsächlich überall, im Zugabteil, im Badezimmer etc. Da bin ich ganz bei mir, bin völlig frei und habe auch nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Das ist im Schauspiel anders.

Es gibt auch viele schlüpfrige Zeichnungen. Sie schreiben, dass dann Ihr Penis die Kontrolle übernimmt – ist das mit Mitte 40 tatsächlich immer noch so?

(lacht) Wieso immer noch? Dann doch erst so richtig – oder wieder. Um ehrlich zu sein, hat sich auch dieses Thema meiner Zeichnungen mit der Zeit ergeben. Zunächst habe ich sie ab und zu bei Instagram gepostet. Als es dann aber irgendwann so war, dass ich etwa auf der Berlinale von Kollegen als Pimmel-Maler von Instagram angesprochen wurde, hat mich das natürlich angespornt.

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Haben Sie als Kunstfan ein Lieblingsgemälde?

Eine gute Frage, aber spontan würde ich sagen: nein. Ich liebe ja gerade die Vielfalt in der Kunst. Aber sicherlich gibt es eine Hand voll Sachen, die mir besonders wichtig sind. Ich mag etwa die Bilder von Henri Matisse sehr gerne, wo man durch ein Fenster aufs Meer blickt. Das ist ein sehr schönes Motiv.

Max Giermann live: Mit „Ich bin was, was du nicht siehst“ wird Max Giermann 2021 auch auf Tournee gehen. Am 26. Februar ist er im Gloria-Theater zu Gast. Tickets gibt es online für 31,75 Euro.