Nachdem es schon bei „Maischeberger“ in der ARD um den Krieg gegen die Ukraine gegangen war, widmete sich auch der ZDF-Talk mit Markus Lanz am Mittwochabend diesem Thema. Zu Gast waren der Ökonom Rüdiger Bachmann, SPD-Politiker Michael Roth, Cordula Tutt von der „Wirtschaftswoche“ sowie zwei Journalistinnen, die in den vergangenen Wochen häufig im TV zu sehen gewesen sind.
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf berichtete mehrfach täglich aus der Ukraine, zuletzt aus der Metropole Odessa am Schwarzen Meer. Die Russin Marina Owsjannikowa erregte Aufmerksamkeit und Bewunderung, als sie jüngst mit einem Antikriegs-Pappschild in eine Nachrichtensendung des Ersten Kanals des russischen Fernsehens stürmte und daraufhin festgenommen wurde. Eigendorf, die selber in Moskau gelebt habt, sagt, sei absolut „perplex“ gewesen, dass jemand es gewagt habe, einen solch „zerstörerischen Akt“ in den Hauptnachrichten zu vollziehen. Sie sei sofort davon ausgegangen, dass Owsjannikowa im „Lager landen“ würde.
Sie selber würde sich momentan überhaupt nicht trauen, aus Russland zu berichten, so Eigendorf. Ihren deutschen Kollegen würde man anmerken, wie schwer es ihnen fiele, angesichts der Zensur die richtigen Worte zu finden.
Bei Lanz wird die mutige 43-Jährige aus ihrer Heimat Moskau zugeschaltet und berichtet über ihren Widerstand. Owsjannikowa ist zuhause und nicht im Lager. Sie erzählt, dass sie für ihre eigentlich Aktion bislang noch gar nicht verurteilt worden sei. Bislang habe sie erst eine „Verwaltungsstrafe“ erhalten. Sie und ihre Anwälte würden momentan abwarten, ihre Situation sei alles andere als entspannt, ihr drohe eine Gefängnisstrafe. Ihre Anwälte hätten ihr klargemacht: „Dann retten dich auch nicht deine minderjährigen Kinder, niemand wird dir dann helfen“.
Owsjannikowa will in Russland bleiben
Freunde und ehemalige Kollegen würden ihr raten, Schutz in einer ausländischen Botschaft zu suchen und das Land zu verlassen. „Aber ich möchte nicht emigrieren, ich bleibe hier. Ich suche kein warmes Plätzchen im Ausland“, so Owsjannikowa. Sie wolle das russische Publikum wachrütteln, wie sie es auch in ihrem Facebook-Video gesagt habe. Man befinde sich in einem „Informationskrieg“.
Owsjannikowa sei lange selber Teil der russischen Propaganda gewesen, so Lanz. Er will gern mehr über die Mechanismen der Medien dort erfahren. Owsjannikowa berichtet, die Journalistinnen und Journalisten ihres Senders hätten Zugang zu allen Bildern und Agenturmeldungen von der entsetzlichen Situation in der Ukraine gehabt. Man habe das aber nicht dem russischen Publikum zeigen dürfen.
Zur ihrer Aktion selber sagt sie, an dem Abend der Nachrichtensendung sei sie erstmals in das bewachte Studio gegangen. Entgegen ihren Erwartungen habe sie es geschafft, an den Sicherheitsleuten vorbeizukommen und ihr Plakat hochzuhalten.
Am Ende des Gesprächs bedankt sich die Journalistin für die Unterstützung, die sie aus dem Ausland erhält. Markus Lanz wünscht ihr alles Gute. (cme)