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Planung noch im StaatenhausDas bietet die Oper in Köln in der Spielzeit 2025/26

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Andrés Orozco-Estrada

Andrés Orozco-Estrada

Opernproduktionen der Spielzeit 2025/26 sind noch im Staatenhaus, perspektivisch aber am Offenbachplatz

Hein Mulders hat schon manche Hiobsbotschaft als Opernintendant gemeistert. Einen Plan B für den Fall, dass der Umzug an den Offenbachplatz verschoben wird, hatte er bislang immer. Dass er jetzt in der Planung für seine dritte Spielzeit quasi auf den Hund gekommen ist, obwohl ihn seine Lehrer vor Tieren und Kindern auf der Bühne ausdrücklich warnten, zeugt von einer Menge Humor.

Dramatisch wie in einer Telenovela

Ein Vierbeiner wird im zweiten Akt von Mozarts „Hochzeit des Figaro“, ab 1. März über die Bühne wuseln und schnüffeln. „Hoffentlich bellt er im Takt“, sagte Andrés Orozco Estrada, der als neuer Generalmusikdirektor Kölns und Gürzenich-Kapellmeister in der Stadt ab der nächsten Spielzeit seine Marken setzt.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte ihn am Dienstag im Staatenhaus als mitreißenden Musiker, aber auch Kommunikator. Seine Liebe für die Oper hat er schon an der Semperoper Dresden oder an den Opernhäusern in Berlin und Wien, Amsterdam und in seiner Heimat Kolumbien demonstriert.

 Seine Affinität zur Oper erkläre sich ganz einfach, sagte der Maestro. In seiner Heimat liebe man die Telenovelas mit Drama, Liebe und viel Menschlichkeit. Das alles liefere die Oper auch. Im Repertoire sei er für alles offen. Aber seine Favoriten seien Mozart, Wagner, Strauß, Verdi und Puccini.

Akustik im Staatenhaus bemängelt

Seine Handschrift ist in der Spielzeit 2025/26 bereits zu erkennen. Obwohl manches schon feststand, wie die Geschichte mit dem Hund. Die ganze Spielzeit wird noch im Staatenhaus sein, Orozco-Estrada bemängelte die Akustik, die er jetzt bei „Carmen“ zu spüren bekam. Aber der Zusammenhalt mit Technikern, Tonmeistern, Chor, Solisten und Gürzenich-Orchester sei wunderbar. „Ich will, dass diese Stadt weiter vibriert und wächst“, versprach er.

Was böte sich da zum Spielzeitauftakt am 28. September besser an, als Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ , von dessen Titelheldin der Komponist sagte, dass sie so viel Kraft und Energie habe, dass es kein Wunder sei, wenn sie mehrere Liebhaber habe. Die Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid wird erstmals an der Oper Köln inszeniert vom international gefragten venezolanischen Regisseur Carlos Wagner. 

In der Titelrolle wird die auf das italienische Repertoire spezialisierte und preisgekrönte junge Sopranistin Carolina López Moreno zu erleben sein. 

Und Mulders und sein Team haben sehr genau geschaut, dass möglichst viele Mitglieder des eigenen Ensembles tragende Rollen haben. Darunter unter anderen Insik Choi und Young Woo Kim. Adriana Bastidas-Gamboa, die gerade in der „Carmen“ glänzt, wird im Mai 2026 in der Deutschen Erstaufführung von „Picture a day like this“ von George Benjamin zu hören sein.

Das Auftragswerk in Koproduktion mit Opernhäusern unter anderen aus Paris, Luxemburg, dem Festival d’Aix-en-Provence oder des Royal Opera House Covent Garden ist laut Mulders so begehrt, dass andere deutsche Häuser um die Premiere buhlten und Köln ausstechen wollten, was nicht geklappt habe. „Man merkt, dass Köln die viertgrößte Stadt Deutschlands ist“, erklärte Orozco-Estrada, der sich auf internationalen Bühnen bewegt. Mit Hein Mulders habe er gleich auf einer Wellenlänge gelegten. Sie wollen gemeinsam auch neue Impulse setzen.

Ring der Nibelungen

Zum Beispiel mit der neuen Inszenierung von Wagners„ "Ring der Nibelungen"“ mit preisgekröntem Regisseur Paul-Georg Dittrich, der sich 2022/23 mit der Inszenierung von Alexander Zemlinskys „Der Zwerg“ in Köln vorstellte. Stardirigent Marc Albrecht wird am Pult des Gürzenich-Orchesters stehen. Bassbariton Jordan Shanahan wird im kompletten Zyklus erstmals die Rolle des Wanderers/Wotan singen; dessen Tochter Brünnhilde verkörpert die genau für diese Rolle preisgekrönte dänische Sopranistin Trine Møller, die im Dezember als Abigaille in „Nabucco“ ihr Kölner Opern-Debüt gab.

In der Spielzeit 2025/26 werden zunächst „Das Reingold “ Ende Oktober und „Die Walküre“ Ende März gezeigt. Mulders richtet den Blick bereits auf den Umzug an den Offenbachplatz, der im nächsten Jahr erfolgen soll, und schaut, dass es für beide Bühnen kompatibel ist. „Ich bin so optimistisch wie nie.“

Herausfordernd werde es, wenn von Januar bis Sommer dann auch der Saal 3 nicht mehr zur Verfügung stehe, die Oper tritt dann in Koexistenz mit dem Musical. Es dürfte enger werden: Die Garderobe wandert laut Mulders in die „Maskenstadt“, das ist der Durchgangsraum, in dem der große Gipskopf liegt. Verstärkt werde der Probenbetrieb in Hürth.

Die Kinderoper, die zumal in Saal 3 ihren Spielort hat, wird in Kindergärten gehen und vor Ort spielen. Sportlich, so Mulders, werde es, Mitte des Jahre, wenn die Technik umzuziehen müsse. Aber er verspricht:  „Das wird nicht holprig.“ Der Saalknappheit geschuldet ist laut Mulders auch, dass Verdis frühes Drama „Ernani“ ab April 2026 konzertant aufgeführt wird. Es dirigiert Giuliano Carella.

In der Rolle des Ernani: Tenor Young Woo Kim. Dramaturg Stephan Steinmetz berichtete vom Projekt „Brücke zur Stadt“. In kleinen mobilen Stationen werde das Ensemble auf die Rückkehr zum Offenbachplatz hinweisen. Für bundesweite und internationale Aufmerksamkeit werde ein Marketingteam sorgen, sagte er auf Nachfrage, konkretisierte aber nichts.

Wiederaufnahmen: Mozarts „Zauberflöte“ in der Regie von Michael Hampe (ab 31. August 2025), Engelbert Humperdincks „Hänsel & Gretel“ von Jürgen Rose (31. November 2025) oder Lydia Steiers Interpretation von Puccinis „Turandot“ (ab 21. Mai 2026) flankiert von Rossinis „La Cenerentola“ in der gefeierten Inszenierung von Cecilia Ligorio (ab 25. Dezember 2025).

Gastspiele der Sparte Tanz: „Beethoven 7“ von Sasha Waltz & Guests (01. und 03. Oktober 2025), das von Sharon Eyal und Gai Behar choreografierte und vom Hessischen Staatsballett getanzte Stück „Corps de Walk“ (04./05. Januar 2026) sowie das von den Dance Juniors aus Eric Gauthiers Dance Company Theaterhaus Stuttgart getanzte Stück „Dream Team“