Anlass für die Europa-Tour, die die Band nach Köln bringt, ist ein noch nicht veröffentlichtes Album – das erste seit 14 Jahren.
Konzert in Köln„The Cure“ begeistern in der ausverkauften Lanxess Arena
Rockstars, denen das Image impulsiver, ihre Fans mit Leidenschaft betörender Musiker angedichtet wird, muss das Altern schwerfallen. Wie umgehen mit Hüftsteifheit und Bauchansatz? Und auch aus künstlerischer Perspektive: Wann ist die Best-of-Cashcow ausreichend gemolken? Wie lange lassen sich noch authentisch die meist Jahrzehnte alten Songs verkörpern? Mit seinen Bandkollegen lieferte Robert Smith, der mit dichter Vogelnestfrisur gesegnete Sänger der britischen Gothic-Rocker von The Cure, am Dienstagabend in der ausverkauften Lanxess Arena überzeugende Antworten auf diese unehrerbietigen Überlegungen.
The Cure: Anlass für die Tour ist ein neues Album
Anlass für die Europa-Tour, die die sechs Musiker nach sechs Jahren wieder nach Köln bringt, ist ein angekündigtes, aber noch nicht veröffentlichtes Album – das erste seit 14 Jahren! Und die neuen, noch unbekannten Songs sind schon jetzt wichtiger Bestandteil des Programms.
Anstatt einer abgegriffenen Revival-Playlist zum Schwelgen in jugendlichen Erinnerungen – die beim Großteil des Publikums wohl aus den 1980ern stammen dürften – liefern The Cure einen breiten Einblick in ihre vielfältige Diskografie. Gerade die erste Hälfte des über 2,5 Stunden langen Abends bietet auch den Experten-Fans weniger Bekanntes.
Der Auftritt der Briten ist routiniert, aber nicht seelenlos. Gerade Smith, der immer wieder bedächtig über die Bühne wandert und sich beim Blick in die gefüllte Arena an die Brust greift, ist die Ergriffenheit angesichts seines popkulturellen Vermächtnisses anzumerken.
Klassiker fehlen auf der Playlist nicht
Musikalisch jedoch ist von einer möglichen Sentimentalität nichts zu spüren: Ohne übertriebenes Spektakel stehen die 28 Songs des Abends im Vordergrund. Klassiker wie das im passionierten Zusammenspiel von Bassist Simon Gallup und Bandleader eingeleitete „Pictures of you“ verdeutlichen das künstlerische Vermögen der Musiker. Die beglückten Fans danken es ihnen und singen aufgekratzt mit – am lautesten in „Play for today“ als die ganze Halle in die zeitlose Keyboard-Melodie mit einstimmt.
Neben Gallup, der mit seinen über 60 noch immer in Röhrenjeans und knietief hängendem Bass über die Bühne tobt, wirkt der Sänger angenehm bedacht. Obwohl oder gerade weil die The Cure-Gründung schon wahnwitzige 44 Jahre zurückliegt, muss er sich und seine Songs nicht permanent ernst nehmen: So lässt er sich mal zu albernen Tänzchen hinreißen oder kündigt einen großen Hit unter falschem Namen an.
Gepaart mit Können und Enthusiasmus entkräftet Robert Smith mit dieser Einstellung die Bedenken gegen alternde Rockstars mühelos. (rsc)