Giant Rooks haben im Palladium zwei Konzerte gegeben. Die Senkrechtstarter haben sogar ein Köln-T-Shirt gemacht.
Senkrechtstarter aus HammGiant Rooks begeistern zwei Abende hintereinander im Kölner Palladium
„Vor knapp zwei Monaten haben wir unser zweites Album raus gebracht. Wer hat das schon gehört?“ Offensichtlich alle. Anders kann man den kollektiven Jubel, der Frontmann Frederik Rabe (27) auf diese Frage entgegen schallt, kaum deuten. Giant Rooks, die deutsche Band mit den englischen Texten, füllt gleich zwei Abende hintereinander das Palladium.
Das mit deutscher Band und englischen Texten dient der Unterscheidung. Denn der Senkrechtstart der fünf Musiker aus Hamm gleicht, fast bis aufs Haar, dem einer anderen deutschen Band. Die aber deutsche Texte bevorzugt. Ebenso wie Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit kennen sich auch Rabe, Finn Schwieters (Gitarre), Jonathan Wischniowski (Piano, Synthesizer), Finn Thomas (Schlagzeug) und Luca Göttner (Bass) noch aus Schulzeiten.
Giant Rooks auf dem Weg zum internationalen Erfolg
Und ähnlich schnell wie AnnenMayKantereit veröffentlichten auch Giant Rooks ihre erste EP, gingen auf Tour und bekamen einen Plattenvertrag. Eher noch ein bisschen schneller. Im gruseligen Beliebigkeitsbrei der Gecasteten, Gefakten und Gehypten sind sie überaus angenehme, weil authentische, Lichtgestalten – und bundesweit auf Erfolgskurs. Und, im Fall der „Rookies“, sogar auf dem besten Wege, auf international zu reüssieren.
Insofern dient das nicht nur der Unterscheidung, sondern auch der Einordnung und der Wertschätzung. Es gibt es nur zwei deutsche Bands, die derart durch die Decke gehen. Aktuell belegen Giant Rooks den ersten Platz der Albumcharts. „Das ist uns noch nie passiert“, sagt Sänger, Gitarrist und Percussionist Rabe, „wir haben immer gesagt: das interessiert uns nicht, weil wir nie gewonnen haben. Aber jetzt, wo es so ist, ist es doch ganz krass.“
Erstes Giant Rooks Konzert dauert 100 Minuten
Krass ist auch das erste der beiden Konzerte. Mit Zugaben dauert es ziemlich genau 100 Minuten. In denen man sich, insofern man nicht zu denen gehört, die Rabe mit schmelzend-verschlingenden Blicken schier auffressen wollen, ganz entspannt zurücklehnen kann. Um festzustellen: es gibt sie noch. Oder wieder. Die gut gemachte, intelligente, spannende und fantasievolle Rock-Pop-Musik. Und was das angeht, können die neuen Stücke, gleichberechtigt, prickelnd und souverän, mit den alten mithalten.
Der agile (und wirklich sehr, sehr gut aussehende) Rabe singt von „Bright Lies“ und „Pink Skies“, ehe es ab ins „Bedroom Exile“ geht – das Ganze kommt auch banddynamisch exzellent rüber. Je nachdem, transportiert das aber auch viel Gefühl, teils akustisch und dadurch verdichtet, getragen von einer Modulation, die das deliziöse Zerdehnen zelebriert und Sehnsucht in Scheibchen zerscattet. Ein Satz wie „I don’t need reasons to be alone“ (Ich brauche keine Gründe, um allein zu sein) lechzt förmlich danach, dass da einer vom Gegenteil überzeugt werden will.
Giant Rooks machen Köln-T-Shirt
„Cold Wars“ wird zur Chorvorlage für Tausende, „Fight Club“ zum Work-Out im Red-Light-District und das Outro von „Morning Blue“ zum Dancefloor für alle. Dazwischen wildes Piano-Clustern und irres Synthie-Fiepen, dann wieder sahniger Schmelz wie aus den 1950s entlehnt und kollektives Wohlgefühl bei „Somebody Like You“.
Eigentlich kommen Giant Rooks aus Hamm. Uneigentlich aber „hier aus der Gegend“ (Rabe). Was zählen da anderthalb Stunden Fahrt? Oder mehr als 120 Kilometer? „Nur für euch haben wir auf dieser Tour ein Köln-T-Shirt gemacht“, diese Info gibt’s noch kurz vor Schluss. Klingt alles sehr nach Eingemeindung, Freiwilliger Art. Während AnnenMayKantereit, teilweise, Köln den Rücken gekehrt haben. Lokalmatadore aufgepasst! Die Konkurrenz schläft nicht.