Probleme am BauWarum die Wiedereröffnung der Bühnen Köln schon wieder platzte

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Die Kölner Oper ist von Bauzäunen eingekreist.

Die Baustelle am Offenbachplatz – scheinbar eine „never ending story“

Mangelnder Baufortschritt: Die Koordination von Technikarbeiten und Trockenbau macht seit Monaten Probleme.

Auf der Baustelle gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Wird der eine nicht fertig, kann der nächste nicht anfangen. Davon kann sich auch die Sanierung der Kölner Bühnen samt der Oper nicht freisprechen. Deswegen gibt es auch weiterhin keinen Eröffnungstermin am Offenbachplatz. Die Stadt hat bekannt gegeben, dass die neue Spielzeit 2024/25 nicht in der Innenstadt, sondern erneut in Staatenhaus und Depot stattfindet.

Grund dafür ist der erlahmte Baufortschritt. „Grundsätzlich konnten im Januar nur geringe Baufortschritte verzeichnet werden: Drei weitere Bereiche wurden fertiggestellt, in Summe wurden damit die Arbeiten in 95 von 312 Bauabschnitten abgeschlossen.“ Also ist gerade mal knapp ein Drittel aller Bauabschnitte fertig und an 217 Abschnitten muss noch gearbeitet werden muss.

Die schwierige Koordination zwischen den Firmen und Gewerken sorgten dafür. Bereits im November kippte der geplante Termin für die Schlüsselübergabe im März. Es hieß, dass die Kapazitäten auf der Baustelle hochgefahren werden sollen: Mehr Personal ergo schnellerer Fortschritt. Doch die Rechnung ging nicht auf, weil nicht alle Gewerke die notwendigen Kapazitäten aufgebaut haben. Als neuer Termin steht seitdem der 28. Juni im Raum.

Elektrik und Trockenbau werden sich nicht einig

Wie die Rundschau erfuhr, macht besonders die Koordination der Gewerke Elektrik und Trockenbau bereits seit Monaten Probleme. Das hält den Betrieb auf, denn erst wenn die unzähligen Kilometer an Kabel und Elektronik, die vor allem in den Decken verbaut werden, fertig sind, kann der Trockenbauer weiterarbeiten. Und erst wenn die Wand oder die Decke steht, sind Putz und Farbe an der Reihe. Streitberger erklärt: „Als Gegensteuerungsmaßnahme wurden tägliche Begehungen der kritischen Bereiche eingeführt und die Abarbeitung der Kollisionen und fehlenden Vorleistungen forciert.“

Diese kritischen Bereiche würden vor allem die fünf zusätzlichen Ingenieure aus München voranbringen, die als Experten für den Abschluss von Großprojekten engagiert wurden. Sie hätten maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass einer von drei wichtigen Meilensteinen in diesem Jahr erreicht werden konnte. Am 29. Februar erfolgte die Fertigstellung der Rauchschutzdruckanlagen (RDA), die Streitberger lange Sorgen bereitet hatten.

Diese Meilensteine sind ausschlaggebend für den geplanten Termin der Schlüsselübergabe in knapp vier Monaten. Streitberger erklärt: „Ich habe immer gesagt: Wenn der Meilenstein gehalten werden kann, dann geht es weiter. Wird der Meilenstein gerissen, ist auch der Terminplan gerissen.“ Die nächsten entscheidenden Termine sind der 30. April — Abnahme der Technikräume — und der 17. Mai mit den Sachverständigenabnahmen.

Ein Hintertürchen hält die Stadt sich mit dem Saisonstart im Interim auf: Einen Umzug während der laufenden Saison. „Das kann natürlich irgendwann im Dezember sein, aber macht das überhaupt Sinn?“, stellt Kulturdezernent Stefan Charles in Frage, auch im Hinblick auf das Marketing, das eine solche Eröffnung begleitend, für das man „mehrere Monate“ benötige.

Roland Fernstaedt, Vorsitzender des Personalrats für das Kulturdezernat, erklärte: „Ein Umzug in der laufenden Spielzeit ist natürlich eine enorme Belastung, für die Gewerke und den gesamten künstlerischen Bereich. Deshalb ist die Führung der Bühnen, aber auch der Dezernent und auch die OB in der Pflicht am Offenbachplatz optimale Grundvoraussetzungen zu ermöglichen. Und hier muss das Persönliche, Eitelkeiten, das Ego oder möglicherweise auch der Wille, sich mit einer Eröffnung zu verewigen, zurückstehen.“


Reaktionen auf das Bühnen-Desaster aus der Politik

Lorenz Deutsch (FDP):

Diese Nachricht ist zu allererst einmal sehr bedauerlich. Doch für mich gilt weiterhin die Arbeitsthese, dass Herr Streitberger, wie nach einer Verschiebung um ein Quartal angekündigt, den Schlüssel für die Bühnen Ende Juni übergibt. Dieser Termin ist noch nicht abgesagt. Was mir dabei aber fehlt, dass ist ein Zeitplan von den Bühnen für das Vorgehen nach der Schlüsselübergabe. Eine Eröffnung in der Vorweihnachtszeit? Das dürfte wohl unglücklich sein. Denkbar wäre schon eher eine Eröffnung nach Karneval. Vielleicht erst einmal mit einem „soft opening“ nur für die Kölnerinnen und Kölner. Oder sagen sich die Bühnen, dann ziehen wir lieber über ein Jahr in Ruhe ein, machen uns mit dem neuen Haus vertraut und planen eine große Eröffnung für die Spielzeit 2025/2026? Dafür erwarte ich nun belastbare Szenarien, das wäre jetzt das Mindeste.

Brigitta von Bülow (Grüne):

Das habe ich schon befürchtet, ich finde es gar nicht so erstaunlich, dass die verspätete Schlüsselübergabe Konsequenzen nach sich zieht.

Natürlich hoffe ich, dass es jetzt möglichst zeitnah zu einem guten Abschluss kommt.

Ich hoffe, dass die Bühnen einen guten Weg finden, mit dieser schwierigen Situation umzugehen. Und dass im Laufe der Spielzeit die Eröffnung stattfindet. Das ist nicht leicht für die Mitarbeitenden, nicht leicht für die Intendanz und für ganz Köln eine extrem schwierige Situation.

Ralph Elster (CDU):

Das war ja absehbar – die Frage ist, ob wir in diesem Jahr noch ein Happy End erleben. Ich würde mir wünschen, dass wir die Eröffnung noch dieses Jahr feiern. Wenn die großen Premieren dort zelebriert werden können, wäre das ein schönes Geschenk für die Kölner. Gut, dass es frühzeitig kommuniziert wird – aber für das Marketing ist es schon knapp.

Jetzt warten die Kölnerinnen und Kölner seit 2013, dass sie am Offenbachplatz Kunst genießen können, und da ist es wichtig, dass man das auch ordentlich begeht. Eine große Eröffnung ist auch Anfang Dezember möglich, die Menschen wollen ja in die Gebäude und sie sich ansehen und nicht draußen auf dem Platz feiern.

Maria Helmis-Arend (SPD): 

Aus dem Drama um das Baustellenchaos wird eine kommunikative Farce. Das ist eine riesige Enttäuschung für die Ensembles, Mitarbeitenden und alle Kulturbegeisterten in Köln. Auch ich persönlich bin sehr irritiert über das Agieren der Herren Streitberger und Charles. Sämtliche kritische Nachfragen zum Baufortschritt und Eröffnungstermin wurden im Kulturausschuss von oben herab abgetan. Nun müssen die beiden erneut kleinlaut die Scherben ihrer Arbeit zusammenkehren. Sie tun damit weder sich, noch der Kulturstadt Köln einen Gefallen.