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Impressionisten-SchauKölns Wallraf-Richartz-Museum zeigt „Schweizer Schätze“

Lesezeit 4 Minuten
Paul Gauguins Stillleben entstand um 1889 bis 1890.

 Paul Gauguins Stillleben entstand um 1889 bis 1890. 

Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln präsentiert die „Schweizer Schätze“ mit Werken berühmter Impressionisten aus der Sammlung Langmatt.

Die Früchteschale vor dem Fenster zum Garten malte Paul Gauguin so energiereich, dass der Anblick für den Tag zu erfrischen vermag. Gut nachvollziehbar, dass es den Schweizer Sammlern Jenny und Sidney Brown eine „tägliche Freude“ war, „einmal kurz zu den Impressionisten zu gehen“. Dort warteten auf sie auch schon die Teekanne und Tasse von Camille Pissarro oder ein Strauß Rosen und Anemonen von Pierre-Auguste Renoir.

Sammlungen im Dialog

Anfang des 20. Jahrhunderts kauften die Browns außerdem Werke von Edgar Degas, Alfred Sisley, Mary Cassat oder Claude Monet bis hin zu Paul Cézanne. Weitsichtig war das und ein Wagnis, da die Kunst der Impressionisten noch umstritten war. Diese arbeiteten lebendig mit Licht und Farbe, ließen Formen schon einmal ins Abstrakte abgleiten, um die Stimmung des Augenblicks einzufangen. Das war nichts jedermanns Sache.

Jenny schrieb 1910 daher in ihr Tagebuch, dass sie sich noch nicht so recht trauten, die Bilder den Freunden des offenen Hauses zu zeigen. Die Browns aber waren in die Kunst verliebt, bezahlten in Raten, ohne den Blick auf die Rendite zu richten. Heute ist es eine der bedeutendsten Privatsammlungen des französischen Impressionismus in Europa und macht das Haus der Browns, das Museum Langmatt in Baden bei Zürich, zu einer der ersten Adressen.

Da die dortige Stiftung das Museum sowie den dazugehörigen Park bis Frühjahr 2026 generalsaniert, gingen die 50 Bilder zuerst in eine Schau nach Lausanne. Nun machen sie unter dem Titel „Schweizer Schätze“ als Sonderausstellung Station im Wallraf-Richartz-Museum. Kuratorin Barbara Schaefer setzte die Bilder aus Baden in Dialog mit der Sammlung des Museums. Mit der Ausstellung erinnert das WRM zudem an seinen Förderer und Mäzen Gérard J. Corboud, der am 18. Mai 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Faszinierend an den „Schweizer Schätzen“ ist, dass so viele frühe Werke der Künstler darunter sind. Dabei gibt es Parallelen zu Köln: Alfred Hagelstange, Direktor des WRM von 1908 bis 1914, war ebenfalls Wegbereiter der Moderne und kaufte französische Impressionisten, darunter Pierre-Auguste Renoirs „Paar im Grünen“, das neben 70 andere Werken der WRM-Sammlung nun in der Schau vertreten ist.

Wert vervierfachte sich

„Beide Sammlungen in die Nachbarschaft zu setzen, das war eine tolle Entscheidung“, sagte Markus Stegmann, Direktor des Museums Langmatt, der ein bisschen aus der Biografie des Sammlerpaars erzählte: Die kunstsinnige Jenny war Tochter des Firmenchefs der Winterthurer Firma Sulzer, die sich auf Dampfmaschinen spezialisierte. Der gebürtige Engländer Sidney führte die Geschäfte für seinen Bruder Charles Eugene Lancelot Brown, der zusammen mit Walter Boveri in Baden das Elektrotechnikunternehmen Brown, Boveri & Cie. gründete. „Ein Start-up würde man heute sagen, die Gründer waren unter 30“, so Stegmann.

In Langmatt, der langen Matte, also auf der grünen Wiese, ließen sich die Browns vom Schweizer Architekten Karl Moser 1900 eine Jugendstilvilla im britischen Landhausstil bauen. Zuerst sammelten sie großformatige Kunst der Münchner Secession, die sie bis auf wenige Stücke wieder veräußerten, um auf Rat des befreundeten Kunstsachverständigen Karl Montag Impressionisten aus Paris zu sammeln.

Die Fachwelt war sich da noch nicht sicher, ob die Kunstrichtung Bestand haben würde. Hatte sie aber. „Nach heutigem Wert zahlten die Browns im Durchschnitt 10.000 bis 50.000 Euro“, erklärte Stegemann. Das hätten die Recherchen bei Korrespondenzen und Kaufverträgen ergeben. Die heutigen Preise seien indes ein Geheimnis. „Aber von 1990 hat sich der Wert der Sammlung vervierfacht“, verriet er.

Barbara Schaefer fügte hinzu, „dass der Impressionismus weltweit zur beliebtesten Epoche zählt, da er beinahe alle Ebenen des menschlichen Daseins erfasst“. Unter den „Schweizer Schätzen“ sind Aktbilder, Porträts, Strand- und Landschaftsszenen, Soziales, Pomp und Glanz aus Paris. Spannend ist der Blick auf Paul Cézannes „Badende“, die er um 1890-1896 im kleinen Format malte. Ein Vorläufer des Großformats, das heute in der Barnes Foundation in Philadelphia hängt.

Söhne blieben kinderlos

Claude Monet malte die Seine im Eisgang 1893. Die Lichteffekte zwischen Wasser und Eis zeugen von präziser Wahrnehmung der sich verändernden Stimmungswelten. Ein Thema, das ihn später mit den Seerosenbildern berühmt machte. Jenny Brown, die anfangs noch selbst malte, stellte ihre Arbeit ein, als die Impressionisten ins Haus kamen. Die drei Söhne traten nicht in die Fußstapfen des Vaters, orientierten sich künstlerisch. Zwei waren homosexuell. Der dritte wollte heiraten. Die junge Frau war Malerin und Modell. Jenny verbat die Heirat, die Söhne blieben kinderlos. „Daher gibt es heute die Stiftung. Eine Familie hätte die Werke womöglich alle verkauft“, so Stegmann.

Bis 27. Juli, Di bis So 10 – 18 Uhr.