Der Skulpturenpark präsentiert in einer neuen Ausstellung innovative Kunstwerke, wie Marte Eknæs' Stück „Insides“, das innere Organe aus Baumarkt-Artikeln nachbildet.
Kultur in KölnKölner Skulpturenpark lockt mit neuen Kunstobjekten
Ein Herz aus Beton hat Marte Eknæs in die Grube gelegt. Die Leber ist ein Komposthaufen und die Lungenflügel sind aufblasbare Kissen, die auch zur Bergung von Schiffen nach einer Havarie eingesetzt werden können. Ihre Skulptur „Insides“ war inspiriert von einer anatomischen Lernpuppe, die sie ihrer kleinen Tochter zur Anschauung geschenkt hatte. Mit einem Reißverschluss lässt sich diese Puppe öffnen und offenbart die inneren Organe.
Organe aus dem Baumarkt
Als die Künstlerin zu Nikola Dietrich mit einer kleinen Zeichnung kam, konnte sich die Kuratorin sofort vorstellen, welche pulsierende, spielerische Wirkung das große Objekt einmal haben könnte. Die bereits für ein früheres Kunstwerk errichtete Grube im Kölner Skulpturenpark am Konrad-Adenauer-Ufer wurde quasi zum tiefgelegten Torso, in dem die Organe nun in Übergröße auf dem Boden angeordnet sind.
Sie stammen aus dem Baumarkt, das dortige Personal war laut Dietrich behilflich bei der Auswahl. Recycelbare Regenrinnen stehen für Speiseröhre und Adern, ein Wassertank für den Magen – es ist auch eine Anatomie der Stadt daraus geworden. Die Ausstellung „KölnSkulptur#11“ ist die elfte Ausgabe der Kunst im Park. Neun neue Positionen sind dazugekommen, die sich spielerisch in die bereits vorhandene Parklandschaft mit den bisherigen Skulpturen einfügen, um wiederum neue Fragen aufzuwerfen. Ursprünglich hatte Peter Wächtler vor, eine Art Frottee-Tuch auf dem Rasen auszubreiten. „Etwas Leichtfüßiges“, sagt Dietrich.
Aber in dem Jahr, in dem er Zeit hatte, seine Idee für das Areal zu entwickeln, das die Stiftung Skulpturenpark Köln und deren Vorsitzender Boris Stoffel den Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung stellen, wurde aus dem ursprünglich leichten Tuch eine Bronze-Skulptur, die unter erschwerten Bedingungen über die Wiese schreitet — gehemmt, nicht gebürstet und gestriegelt, sondern eine schroffe, schrundige Figur.
Gestürzte Baumgiganten
Mit dem Titel „Ärztehaus, Schöffengericht, Atrium“ spielt Wächtler auf Skulpturen im öffentlichen Raum an, die in den fetten Jahren gerne Dynamik, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit verkörperten. Auch die Kölner Künstlerin Frances Scholz legt den Finger in die Wunde. In ihrer Videoarbeit „Earth Wall (Pandoras Box, Silver Arm, Stone Hugger)“ sind auf einem garagengroßen Bildschirm Baumgiganten zu sehen, die sie in Neuengland fotografierte. Die alten Bäume, die auf dem Granit eines Steinbruchs wuchsen, fanden nach starken Regenfällen und Winden keinen Halt mehr. Laut Scholz „entschieden sie sich zu fallen“.
Erschüttert sei sie beim ersten Anblick gewesen, entdeckte aber gleichzeitig neues Leben: Biotope und die enge Symbiose, die Bäume mit den Steinen eingingen. Die Künstlerin bearbeitete mit modernen Bildtechnologien, so dass die Fragilität unterstrichen ist. Hauchfeine, durchsichtige Polycarbonatplatten setzte Olga Balema in den Park. Darunter sammelt sich Tau, das Gras wuchert. Paulina Olowska hat ein verwunschenes Puppentheater in den Wald gestellt, und Julian Göthe spielt in seiner Stahlskulptur auf das Album „Within te real of a dying sun“ der Band Dead Can Dance an. Georgia Sagri stellt Bänke auf und lädt unter dem Titel „Sitting with my Breath“ zum Sitzen ein.
Mundgeblasene Glasbehälter sind bereits platziert. Judith Hopf setzte eine Zunge aus leuchtend rotem Stahl in die Landschaft. „Botschaft: „Wir müssen reden.“
Der Skulpturenpark geht auf das Sammlerpaar Michael und Eleonore Stoffel zurück . Zwischen Riehler Straße und Konrad-Adenauer-Ufer gibt es dort abwechslungsreiche und inspirierende Rundwege zwischen alten Bäumen und moderner Kunst ein.
Bis Juni 2026, April–September täglich geöffnet von 10.30 – 19 Uhr Oktober–März von 10.30–17 Uhr.