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Ausstellung in KölnWie es ist, Mutter zu sein

Lesezeit 2 Minuten
Drei Frauen stehen vor einem großen Gebilde aus roten Stoffkugeln.

Die Künstlerinnen vor der Textilskulptur „Die Mutter“: Eva-Maria Baumeister, Theresa Mielich und Sibylle Dudek (v.l.n.r.)

Mütter machen nicht nur schöne Erfahrungen. Davon erzählt die aktuelle Ausstellung „Muttersein“ im Rautenstrauch-Joest-Museum.

Ein Taufkleid, eine Seidenbluse mit Loch, ein beflecktes Oberteil, eine Rotweinflasche. Die Gegenstände, die Eva-Maria Baumeister für die Ausstellung „Muttersein“ zugeschickt bekam, erzählen sehr unterschiedliche Geschichten. Von grenzenloser Freude ebenso wie von erbarmungsloser Erschöpfung.

„Viele Stimmen finden hier gleichberechtigt Platz“, sagt Baumeister. 59 Gegenstände, die für verschiedene Menschen zum Thema passen, sind ausgestellt. Die meisten von ihnen sind in Regalen angeordnet. Ein Katalog listet Zitate zu den Ausstellungsstücken auf. So äußerte eine Alleinerziehende zur Rotweinflasche: „Wenn meine Tochter im Bett war, war es zu meinem Ritual geworden, ein Glas Rotwein zu trinken – oder zwei. Es half mir, den Stress und die Ängste abzubauen.“

Eine Verpackung für einen Test.

Ein Eisprung-Bestimmungstest für Frauen mit Kinderwunsch.

Nett dagegen die Erklärung zu den Leoparden-Schuhen: „Nachdem mein Kind ihre ersten Leoparden-Schuhe so gefeiert hat, musste ich danach alle Schuhe, die ich Secondhand gekauft hatte, mit Punkten anmalen.“ Baumeister hat lange Interviews mit Müttern geführt, die auf gemütlichen Sofas über Kopfhörer zu hören sind. Teile der Interviews werden aus Lautsprechern abgespielt und bilden einen Klangteppich für die Ausstellung.

Eine gehäkelte Spieluhr in Form eines anatomischen Herzens

Eine Spieluhr in Form eines anatomischen Herzens. Hergestellt von Theresa Mielich.

Das Zentrum der Ausstellung ist eine hängende Textilskulptur, die aus großen und kleinen Kugeln in unterschiedlichen Rottönen hergestellt ist. „Angefertigt habe ich sie aus unzähligen gestrickten Röcken, die im Nachlass einer kinderlosen Frau gefunden wurden“, erklärt Künstlerin Theresa Mielich.

Vom Teddy bis zum Kehrblech reichen die Ausstellungsstücke, die in einem Regal aufgebaut sind.

Eine Vielzahl an Exponaten wurde eingeschickt.

Eine Erweiterung der vielstimmigen Äußerungen zum Muttersein bildet der Chor, der an bestimmten Tagen einen Text von Sibylle Dudek vorträgt und so die Sammlung eröffnet. 13 Frauen ganz unterschiedlichen Alters machen in einem Sprechgesang die Zerrissenheit des Mutterseins deutlich.

Bei der Premiere der Ausstellung war das Publikum bunt gemischt, auffällig die vielen jungen Familien mit kleinen Kindern, die durch den Bereich der Sonderausstellungsfläche tobten. „Ich finde die Ausstellung sehr anregend und ich halte es für unglaublich wichtig, das Muttersein zu thematisieren. Schließlich sind wir von Gleichberechtigung immer noch meilenweit entfernt“, sagte eine 36-Jährige, die mit einem Kleinkind unterwegs war.


Die Ausstellung ist bis Sonntag, 28. Juli, zu sehen. Geöffnet ist sie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr und am Köln-Tag, 4. Juli, von 10 bis 22 Uhr. Der Chor wiederholt seine Performance am Sonntag, 30. Juni, um 14 Uhr sowie am Sonntag, 28. Juli, um 14 Uhr.