Das Auktionshaus Sotheby's zeigt Schätze aus dem persönlichen Nachlass von Udo Jürgens in Köln, bevor diese in einer Online-Auktion versteigert werden.
Sotheby'sErinnerungsstücke von Udo Jürgens landen in Köln unterm Hammer
Man sieht ihn förmlich vor dem geistigen Auge: Udo Jürgens in einem quietschbunt gemusterten Morgenrock, wie er eine Münze in die leuchtende Rock-Ola-Jukebox wirft und zu den Klängen von Elvis Presleys „Jailhouse Rock“ durch sein Haus tanzt. Die Wände voll mit goldenen Schallplatten und Kunstwerken, die er sich gekauft hat, einfach weil sie ihm gerade gefallen. Dazwischen ein kleiner Mahagoni-Schreibtisch, verkratzt und oft benutzt, vielleicht, um die zahlreiche Fanpost zu beantworten.
Eine Anmutung davon, wie der 2014 verstorbene Sänger Udo Jürgens als Mensch, als Privatperson gewesen sein muss, gibt es ab Samstag in Köln zu erleben: Dort versteigert das Auktionshaus Sotheby's eine große Auswahl an persönlichen Besitztümern und Erinnerungsstücken des Künstlers. Nun wurde erstmals das gesamte Angebot der vom 23. bis 30. Januar laufenden Online-Auktion vorgestellt.
Auktion unterstützt Udo Jürgens' Stiftung für Kinder in Not
„Seit nun zehn Jahren befassen wir uns intensiv mit dem Nachlass unseres Vaters“, so Jürgens’ Kinder John und Jenny in einem Statement. „Nach langer Überlegung haben wir beschlossen, einige sorgfältig ausgewählte Erinnerungsstücke aus seinem Leben den Menschen zugänglich zu machen, die ihm so viel bedeuteten: seinen Fans.“ Der Erlös der Auktion kommt der Udo Jürgens Stiftung zugute, die sich für Kinder einsetzt, die ohne Bezugsperson aufwachsen.
„Er war ein Liebhaber von sportlichen, schnellen Dingen“, sagt Sothebys-Spezialist Herbert van Mierlo über Jürgens. Davon zeugt etwa dessen schnittiger Bentley (Schätzpreis 50.000 bis 70.000 Euro), der sicher auch einem James Bond gut zu Gesicht gestanden hätte, sowie der Helm, den Jürgens bei seinem Mitflug in einem F104-Starfighter trug (1000-2000 Euro). „Da mitzufliegen, erforderte Mut, das war kein Spaziergang im Kindergarten“, sagt van Mierlo bewundernd.
Gold scheint die dominierende Farbe in den Ausstellungsräumen — hauptsächlich wegen der Dutzenden Auszeichnungen für Jürgens, die nun an Fans und Sammler versteigert werden. Zugegeben: Der Lack an einer der drei Goldenen Kameras sowie an dem ersten Bambi, den Jürgens anno 1970 für „Merci, Chérie“ erhielt, ist schon ziemlich abgeblättert. Doch auch goldene Buchstützen, Bilderrahmen, Brieföffner, Füllfederhalter und andere kleine Schätze sind hier zu finden.
„Man bekommt einen Eindruck von dem Mensch, dem Musiker, dem Leben“, sagt van Mierlo über die gezeigten Besitzstücke von Jürgens, „aber auch von der Epoche.“ Das stimmt: Die beiden „Pac Man“-Spielautomaten aus den 1980er Jahren und die eingangs schon erwähnte Jukebox aus den späten Vierzigern wecken bei den Älteren Nostalgie, bei den Jüngeren Neugier.
Auch jede Menge Kunst bietet die Auktion. Darunter ein von Jürgen Flohr gemaltes Portrait von Sammy Davis Jr. (1000-1500 Euro), der das von Jürgens geschriebene Lied „If I Never Sing Another Song“ erfolgreich interpretierte.
Während seiner Zeit in New York, so erklärt Sotheby’s-Expertin Heidi Khair, hatte Jürgens wertvolle Kontakte in die dortige Musikszene geknüpft. Anders als der Protagonist des Kultsongs „Ich war noch niemals in New York“ reiste Udo Jürgens im Lauf seines Lebens nämlich mehrfach in die US-Weltstadt.
Auch zum gleichnamigen Musical gibt es einige Erinnerungsstücke zu ersteigern (800-1200 Euro), darunter einen Rettungsring mit den Autogrammen der Mitwirkenden.
Signiert ist auch einer der berühmten Bademäntel des bekennenden Fußballenthusiasten Jürgens, und zwar vom Kader der deutschen Nationalmannschaft 2014 (150-200 Euro). „Unsere Kollegen haben versucht, die Schrift der Autogramme zu entziffern, aber es war nicht mehr möglich“, lacht Heidi Khair.
Udo Jürgens war vieles: großer Künstler, Lebemann, Fußballfan, Familienvater. Die Auktion ist zehn Jahre nach seinem Tod nun ein Geschenk an die Fans, denen er so viel zu verdanken hatte.
Fans von Udo Jürgens können ab Samstag, 18. Januar, die Stücke aus dem Nachlass des Musikers im Rahmen einer kostenlosen Ausstellung im Palais Oppenheim, Gustav-Heinemann-Ufer 136-138, in Köln besichtigen. Geöffnet hat diese bis zum 30. Januar zu wechselnden Uhrzeiten, die auf der Website von Sotheby's einsehbar sind. (crb)