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Blick aufs ProgrammDas bietet die zweite Jahreshälfte im Schauspiel Köln

Lesezeit 4 Minuten
PK mit Intendant Rafael Sanchez und Team

PK mit Intendant Rafael Sanchez und Team

Rafael Sanchez' erste Spielzeit in Schauspiel Köln ist erfolgreich mit Publikumshits wie „Momo“ und „Grmpf“. Nun stellt das Team die kommenden Stücke vor.

Der Intendant ist stolz. Und verleugnet das nicht. Rafael Sanchez’ erste Spielzeit als Leiter des „Schauspiel Köln“ läuft großartig. Es gebe noch keine abschließenden Zahlen, aber man läge bei einer Auslastung von gut 80 Prozent. Nicht zuletzt dank der drei Publikumshits: „Grmpf“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ und die Bühnenfassung von Michael Endes Kinderklassiker „Momo“. „Wir hatten Angst, ob es funktioniert, weil ja seit wenigstens zwölf Jahren am Schauspiel kein Kinderstück mehr gemacht worden ist“, gibt er zu.

Aber nicht nur die kleinen und großen Zuschauer seien begeistert von „Momo“, auch auf und hinter der Bühne – trotz der für ein Stadttheater eher ungewöhnlichen Belastung, dass manchmal zwei Vorstellungen an einem Tag gespielt werden müssen. Und das vor einem Publikum, das sich nicht scheut, auch mal dazwischenzurufen.

Schauspiel Köln: „We are family“ zieht eher nicht

Was nicht so gut laufe, sei „We are family“, obwohl alle, die kämen, begeistert seien. Bei der Premiere wurde in den Besprechungen das Ende bemängelt, das nach dem antiken Tragödienstoff einen Heile-Welt-Ausblick bot. „Das waren nur vier Minuten, aber in manchen Kritiken hat das die Hälfte des Textes eingenommen“, wundert sich Chef-Dramaturgin Sibylle Dudek. Aber – ebenfalls ungewöhnlich — man hat den Schluss überarbeitet. „Wir waren selber nicht ganz zufrieden damit.“

Auch wenn man froh ist, dass nun klar ist, dass es in dieser Spielzeit nicht zurück an den Offenbach geht, kommt man aber auch an die Grenzen, die diese Einschränkung mit sich bringt. Wenn man für drei Spielstätten (großes und kleines Haus des Schauspielhauses plus Depot 2) plant und dann nur Depot 1 und 2 zur Verfügung habe, müsse man sich von manchen Plänen verabschieden. Unter anderem von Inszenierungen von Rafael Sanchez und Pınar Karabulut, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass die beiden mitten in der Vorbereitung für ihre Intendanz am Schauspielhaus Zürich stecken und die im Sommer beginnt.

Aber bis dahin haben Sanchez und sein Kölner Team noch einen ganzen Schwung Premieren und Gastspiele für das Kölner Publikum geplant.

Schauspiel Köln: So geht es kommende Woche weiter

Weiter geht's direkt nächste Woche mit Shakespeares Komödie „Was Ihr wollt“ (24. Januar), der Regisseurin Charlotte Sprenger zusammen mit Kostümbildner Josa Marx eine Computerspielästhetik verpassen will. Es folgen die Bühnenfassung von Necati Öziris Roman „Vatermal“ (7. Februar), den Bassam Ghazi mit „Menschen aus der Stadtgesellschaft“ auf die Bühne bringt. Matthias Köhler klopft Tony Kushners Aidsdrama „Engel in Amerika“ auf seine Aktualität ab (21. Februar). „Es erzählt letztlich auch von Neoliberalismus, von einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, wo wir jetzt eigentlich erst spüren, was es bedeutet hat, was da gesät wurde“, sagt Sibylle Dudek. „Gerade wenn man eben über die ganz aktuellen Entwicklungen in den USA nachdenkt, ist es interessant, an so eine Wurzel zurückzugehen.“

Mit Nora Abdel-Maksouds „Jeeps“ ( 26. Februar) hat man eine Komödie ins Programm genommen, die seit ihrer Uraufführung 2001 rund 30 Mal inszeniert wurde. Das Thema ist schräg: Statt das Erbe innerhalb der Familie weiterzutragen, nehmen alle Menschen an einer Lotterie teil.

Jan Bonny ist in erster Linie als Film- und TV-Regisseur bekannt. Nachdem er gerade am Düsseldorfer Schauspielhaus Klaus Manns Roman „Mephisto“ inszeniert hat, wird er sich in Köln unter dem Titel „Eisenfaust“ mit Goethes „Götz von Berlichingen“ beschäftigen (4. April). In „Asche“ hat Elfriede Jelinek unter anderem den Tod ihres Mannes Gottfried Hüngsberg verarbeitet, die tschechische Regisseurin Kamila Polívková gibt mit ihrer Interpretation ihr Köln-Debüt (26. April). Den „ekligsten Titel der Spielzeit“, ist man sich einig, habe „Dosenfleisch“ von Friedrich Schmalz (3. Mai). Den Abschluss der Eigenproduktionen bildet „Collateral Damage“ von Yael Ronen (8. Mai).

Dazu gibt es Premieren von den am Haus angedockten Gruppen wie „Old School“ oder „Import Export Kollektiv“. Zum letzten Mal stattfinden wird wohl das queere „Britney X“-Festival – für das Tanzkuratorin Hanna Koller einen besonderen Eröffnungsabend organisiert hat: Gezeigt wird „Crowd“ der angesagten Choreographin Gisèle Vienne (5. Juni).