Das Projekt „Crucchi Gang“ eröffnet die 20. c/o pop im gut gefüllten Sartory-Saal.
Ungewöhnlicher AuftaktKölner c/o pop startet mit deutschen Pop-Songs auf Italienisch
Ein Musik-Projekt, eingebettet in italienische Pop-Folklore, zum Auftakt der 20. c/o pop. Ja, warum eigentlich nicht!? Die „Crucchi Gang“, wie die Band aus Berlin sich seit 2020 nennt, hat alles, was einen Eröffnungsabend des Kölner Pop-Festivals italienisch und launig machen kann: Sprich, einen Lead-Sänger aus dem südlichen Schwarzwald mit italienischen Wurzeln, dazu namhafte singende Gäste und eine zwölfköpfige begleitende Kapelle mit allen Pop- und Nichtpop-Instrumenten, die einen großen Saal in Wallung bringen können.
Deutsche Lieder auf Italienisch
Pünktlich um 20.30 Uhr öffnet sich der riesige senfgelbene Vorhang im großen Satory-Saal. Die Musiker betreten die Bühne unter dem Applaus der Besucher und Fans – die meisten aus der Generation Mitte 30plus. Francesco Wilking, Sänger und zusammen mit Patrick Reising Gründer des Crucchi-Gang-Projekts, grüßt den voll besetzten Saal und erzählt in drei Sätzen die Geschichte der Band. Ein Extra-Dank von ihm geht an Charlotte Goltermann. Von ihr stammt die Idee, die aus einer Alkohollaune heraus entstand: deutsche Popsongs ins Italienische zu übersetzen und mit befreundeten Musikern neu zu arrangieren.
Los geht der Abend mit „Ancora tu“ von dem italienischen Sänger und Komponisten Lucio Battisti. Ein netter Auftakt mit einem Hit. Die Besucher wippen mit und zeigen gleich zu Beginn, dass sie ein dankbares Eröffnungspublikum sind.
Wer das Konzept der „Crucchi Gang“ kennt, ist nicht überrascht, als plötzlich Antje Schomaker angekündigt wird. Als erste Gastsängerin präsentiert sie auf Italienisch ihren Song „Verschwendete Zeit“ („Tempo sprecato“). Danach singt sie zusammen mit Francesco Wilking „Cavaliere d’argento“ – der 80er Jahre-Hit von Joachim Witt „Der Goldene Reiter“.
Doch Kapelle und Sänger verlieren sich zu oft, es fehlt an Dynamik. In einigen Songs sind deutlich schiefe Töne zu hören. Bei manchen der an diesem Abend präsentierten Lieder von der Ende Mai erscheinenden neuen CD „Fellini“ wirkt das Zusammenspiel wackelig.
Den Großteil des Publikums kümmert das nicht. Sie singen lieber auf Kommando mit. Zwei, drei Italienschals werden geschwenkt. Und bei den Gassenhauern von Italo-Stars wie Paolo Conte, Fabrizio De André und abermals Lucio Battisti mit seinem Hit „Penso a te“, macht sich ein „gruppeto“ lautstark und textsicher bemerkbar. Überhaupt, viel italienische Melancholie erfüllt den Saal an diesem Abend. Ein paar Besucher fragen sich dann auch zur Halbzeit, wo eigentlich das italienische Feier-Gen der Crucchi Gang bleibt.
Aber die Band steigert sich im zweiten Teil des knapp zweistündigen Konzerts. Sänger Francesco Wilking gewinnt an Ausdruck und reißt das Publikum auch mit seiner Stimme mit.
Ein Höhepunkt ist der Auftritt von „Element of Crime“-Sänger Sven Regener, der „zufällig“ auch der Ehemann von Band-Ideengeberin Charlotte Goltermann ist. Er singt seinen Song „Weißes Papier“ als „Carta bianca“ in einer wunderbaren italienischen Version, unterstützt von tollen Bläsern.
Am Ende dreht auch die Kapelle noch mal ordentlich auf. Bei Bilderbuchs „Bungalow“ kommt Partystimmung auf. Als dann Sven Regener und Francesco Wilking zur zweiten Zugabe Celentanos „Azzurro“ schmettern, wiegen fast alle im Saal rhythmisch ihre gehobenen Arme. Alles ist gut.
Ja, warum eigentlich nicht ein Musik-Projekt zum c/o pop-Auftakt? Dann sollte sie aber in besserer Form als die Crucchi Gang an diesem Abend sein.
c/o pop läuft noch bis zum 30. April.
Der Vorläufer?
Im Jahr 2020 erschien das erste Album der Crucchi Gang – ein Jahr zuvor hatte Giovanni Zarella eine ähnliche Idee: Auf „La Vita È Bella“ schmetterte er Schlager wie „Wahnsinn“, „Verdammt , ich lieb’ dich“ oder „Atemlos durch die Nacht“ auf Italienisch – so erfolgreich, dass zwei weitere Platten folgten. (HLL)