Der Kölner Rat hat beschlossen, die Zuschüsse für die „Akademie der Künste der Welt“ und „Acht Brücken“ ab 2026 zu streichen. Festivalchef Louwrens Langevoort kontert gegen die Stadt und die Politik.
Kölner RatAus für Zuschüsse für Acht Brücken und Akademie der Künste

Acht Brücken findet vom 9. bis 18. Mai statt
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Der Rat hat den Doppelhaushalt 2025/26 beschlossen, der mit massiven Kürzungen auch für die Kultur verbunden ist. Nachdem die Politik mit dem Veränderungsnachweis noch einmal einige Stellschrauben bewegte, so dass für freie Szene und Festivals einiges vorerst gerettet zu sein scheint, gab es für die beiden Prestigeprojekte „Akademie der Künste der Welt“ und das Neue-Musik-Festival „Acht Brücken“ mehrheitlich Zustimmung, die städtischen Mittel ab dem Jahr 2026 komplett zu streichen.
Dank an Partner der Akademie
Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, erklärte, dass ihr „das in der Seele wehtut“. In beiden Fällen säße sie mit im Aufsichtsrat, man sei immer im Austausch gewesen. Falsche Hoffnungen habe Kulturdezernent Stefan Charles ihrer Ansicht nach im letzten Kulturausschuss gemacht, indem er von Chancen für die Akademie sprach, dass diese sich neu aufstellt. „Worte sind noch keine Taten. Wie soll es weitergehen, wenn man noch nicht einmal ein Konzept hat?“, so von Bülow.
Immerhin sieht ein Änderungsantrag von CDU und Grünen vor, dass Akademie und Verwaltung die möglichen Optionen für eine Weiterführung der transkulturellen Arbeit prüfen. Die Akademie ihrerseits erklärte gestern: „Ob und in welcher Form künftig ohne kommunale Finanzierung eine tragfähige Alternative entwickelt werden kann, die es der Akademie ermöglicht, auch weiterhin künstlerische, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Impulse in der Stadt zu setzen, wird in den kommenden Monaten einer eingehenden Prüfung unterzogen.“
Die Worte, die Pressesprecherin Janna Dittmeyer daran anfügt, klingen allerdings wie ein Abschied: „Die Akademie dankt ihren Partnern, den Kulturschaffenden und Künstlern für die wertvolle Arbeit und die zahlreichen Beiträge in den letzten zwölf Jahren sowie für die Unterstützung, die sie der Institution in den letzten Monaten haben zukommen lassen.“
Hilfe durch Sponsoren
Louwrens Langevoort, Gesamtleiter des Festivals Acht Brücken, macht aus seiner Enttäuschung über die Stadt und den Ratsbeschluss keinen Hehl. „Es ist bedauerlich, dass der Rat die Qualität des Festivals nicht würdigen kann.“ Der Aufsichtsrat des Festivals hat jüngst eine Evaluierung der Firma Actori in Auftrag gegeben. Diese kam zu einem sehr guten Resultat. Es gab auch eine Besucherbefragung: 90 Prozent waren sehr zufrieden. Acht Brücken gehört neben Witten Wien Modern oder Donaueschingen zu den herausragenden Festivals der Neuen Musik.
Und Langevoort will daran festhalten: „Wir hatten den Auftrag, die Zusicherung durch einen Ratsbeschluss, bis 2027 zu planen zu können. Und das haben wir gemacht.“ Auch im kommenden Jahr gebe es das Festival, für das sich nun auch vermehrt private Sponsoren meldeten. „Wir haben Kompositionsaufträge vergeben und Konzerte schon eingekauft, die natürlich gespielt werden müssen“, so Langevoort. Und wie es 2027 weitergeht, darauf werde Ewa Bogusz-Moore schauen, die ihm als Intendantin der Philharmonie folgt. Unverständnis zeigte Langevoort angesichts der Eile, mit der Stadtkämmerin Dörte Diemert die Liquidation vorantreibe.
„Von dieser Liquidation geht ein symbolisches Signal aus.“ Es gebe andere Methoden. Klug wäre es seiner Ansicht nach gewesen, die Acht-Brücken-GmbH bestehen zu lassen. Auch wenn die Stadt dann keine 450.000 Euro mehr beigesteuert hätte, wäre Spielraum für eine andere Finanzierung gewesen. Man hätte Szenarien entwickeln können, um das Festival zur Not mit weniger oder ganz ohne städtischen Zuschuss durchführen z zu können, sagt Langevoort, ohne dass man eine neue Trägergesellschaft gründen müsse. Bislang zahlte der Sponsorenkreis des Kuratoriums KölnMusik jährlich bis zu 200.000 Euro. Die Kunststiftung NRW ist mit im Boot, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW in Düsseldorf gab immer Geld, wie regelmäßig auch die Kulturstiftung des Bundes oder die Ernst von Siemens Musikstiftung. „Natürlich ist jetzt noch nicht klar, wie diese sich verhalten, wenn die Stadt sich zurückzieht. Man schmeißt eine Party und lässt die anderen zahlen“, so Langevoort. Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärte in der Ratssitzung, dass die Einsparungen nötig seien, um die Genehmigungsfähigkeit des Haushalts zu gewährleisten.
Die Bezirksregierung schaue sehr genau darauf, dass auch wirklich gespart werde. „Was bei uns gespart wird, rettet nichts angesichts der Milliarden, die in Köln ausgegeben werden“, so Langevoort. Reker wiederum beteuerte, dass es immer noch Möglichkeiten gebe, einzugreifen, wenn die Dinge sich ändern. Auch dann, wenn nun das Liquidationsverfahren für die Akademie und Acht Brücken eingeleitet werde. Das wiederum würde nach Ansicht von Gerrit Krupp (SPD) aber voraussetzen, dass jemand auch aktiv eingreife und das Verfahren stoppe.