Jeanette Biedermann„Röggelchen und Kölsch waren zum Teil meine Hauptnahrungsmittel“
- Mit ihrer Rolle der Marie Balzer in der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ wurde Jeanette Biedermann berühmt.
- Nach der TV-Karriere widmete sie sich der Musik. Mit „DNA“ veröffentlicht sie das erste Album seit zehn Jahren.
- Wie der Titel entstand und was sie an Köln so gerne mag, erzählt die 39-Jährige im Interview.
Nach zehn Jahren hat Jeanette Biedermann (39) mit „DNA“ ein neues Solo-Album herausgebracht herausgebracht. Am 8. Februar stellt sie es im Carlswerk Victoria vor. Dominic Röltgen hat mit ihr gesprochen.
Was bedeutet der Titel „DNA“?
Wenn es um den Albumtitel geht, ist man in der Regel mitten im Produktionswahn, also im Endspurt. Man ist gerade mega emotional und voll drin, und dann kommt die Frage, wie das Album heißen soll. Ich war dann einfach sarkastisch und meinte, dass wir es „Das neue Album“ nennen können. Tja, und dann sind uns die Anfangsbuchstaben aufgefallen, und da hat es gleich gepasst. Musik ist meine DNA.
Wieso ein deutschsprachiges Album ?
Das war eigentlich gar keine Frage für mich. Immerhin mache ich seit neun Jahren deutschsprachige Musik, woraus auch die Band Ewig entstanden ist. Die liegt aber momentan auf Eis. Ich bin danach auch erst einmal in ein richtiges musikalisches Loch gefallen. Erst als ich „Solotrip“ geschrieben habe – der letzte Track auf dem Album –, ist ein Knoten geplatzt.
Als Kind sind Sie aus der DDR geflohen – haben Sie daran noch Erinnerungen?
Auf jeden Fall! Ich war da neun Jahre alt. Meine Eltern hatten mir im Vorfeld nichts verraten, damit ich mich nicht verplappere. Ich wusste nur, dass wir einen Tagesausflug nach Prag machen. Intuitiv habe ich aber meine Tasche mit all meinen Lieblingsspielsachen gepackt – was ich sonst nie gemacht habe.
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Erst kurz vor der Botschaft haben meine Eltern mich eingeweiht. Dort war es so überfüllt, dass nur Frauen und Kinder rein durften. Mein Vater war draußen quasi vogelfrei. Es ist an uns, daran zu erinnern, wie es war. Deswegen habe ich das in „Deine Geschichten“ verarbeitet.
Das Lied handelt von Ihrem Vater, der 2016 an Krebs gestorben ist. War das für Sie Ihr bislang schwierigster Song?
Er hat auf jeden Fall mehrere Stationen gebraucht. Ich habe zunächst gar nicht bewusst gesagt, dass ich darüber schreiben will. Aber ich verarbeite persönliche Dinge mit Musik, und irgendwann war klar, dass da etwas raus will. Ich habe mich gefragt, was ich damit erreichen will. Will ich, dass wir noch mehr traurig sind? Eigentlich will ich doch Hoffnung verbreiten. Ich möchte, dass wir in der Familie mit einem Lächeln die Anekdoten meines Vaters erzählen. Das hätte auch er sich gewünscht.
Wo wir bei Geschichten sind: Was fällt Ihnen zu Köln ein?
Zu Köln habe ich natürlich einen großen Bezug. Ich habe hier ja praktisch gewohnt. Später habe ich hier Theater gespielt. Ich mag es hier einfach – schon wenn ich den Dialekt höre. Röggelchen und Kölsch waren zum Teil meine Hauptnahrungsmittel (lacht). Die Begegnungen mit den Menschen sind immer von Herzen. Der Rheinländer ist einfach freundlich, während der Berliner eher patzig ist. Aber beide sind in ihrer Art direkt.
In wenigen Wochen werden Sie 40 – haben Sie ein wenig Angst vorm Älterwerden?
Ne, eigentlich überhaupt nicht. Ich finde nur, das mit dem wahnsinnigen Verfall hätte sich die Natur ein wenig besser überlegen können (lacht). Ich finde es so furchtbar, dass am Ende alles zusammenfallen muss. Warum kann es nicht einfach zu Ende sein? Das mit den Falten und grauen Haaren finde ich aber gar nicht so schlimm. Was ich gut finde: Dass wir eigentlich mit jedem Tag als Person besser werden und Erfahrungen sammeln. Da müssen wir uns wie einen guten Rotwein betrachten. Wir gewinnen an Qualität.
Schauen Sie noch GZSZ?
Ne, dafür habe ich gar nicht die Zeit. Aber derzeit werden alte Folgen wiederholt, und da habe ich mich letztens beim Zappen zufällig gesehen – ganz jung und mit Latzhose (lacht). Das fand ich dann doch sehr niedlich, weil das mittlerweile so weit weg ist. Ich mag es, dass die Serie mit der Zeit gegangen ist und sich immer wieder neu erfunden hat. Und ich habe auf jeden Fall bei GZSZ gelernt, professionell und diszipliniert zu sein.
Jeanette Biedermann ist am 8. Februar, 20 Uhr, im Carlswerk Victoria zu Gast. Tickets kosten 40 Euro.