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Interview zu Moulin Rouge in Köln„Wir spielen in der Champions League!“

Lesezeit 4 Minuten
Auch wenn es derzeit gut läuft, ganz entspannt zurücklehnen, kann sich Henning Pillekamp in Sachen „Moulin Rouge“ nicht.

Auch wenn es derzeit gut läuft, ganz entspannt zurücklehnen, kann sich Henning Pillekamp in Sachen „Moulin Rouge“ nicht.

Fast 600 000 Besucher seit der Premiere vor einem Jahr: Geschäftsführer Henning Pillekamp spricht im Interview über den Erfolg vom „Moulin Rouge“.

Vor einem Jahr feierte „Moulin Rouge — das Musical“ seine Deutschland-Premiere. Geschäftsführer Henning Pillekamp (44) zieht im Gespräch mit Axel Hill eine Zwischenbilanz und schaut nach vorn — auch in Richtung andere Rheinseite.

Wie läuft „Moulin Rouge“?

Seit Beginn hatten wir knapp 600 000 Besucher und im Durchschnitt eine Auslastung von mehr als 90 Prozent. Im Sommer hatten wir zwar einen kleinen Hänger...

...was sicher einkalkuliert gewesen ist, genauso wie die Rabattaktionen, die es dann gab?

Absolut. Bei über 30 Grad ist der eine oder andere lieber beim Barbecue als im Theater. Aber wir hatten nie das Gefühl, dass das Haus leer ist. Insgesamt war es der erfolgreichste Start einer Musical-Produktion seit „König der Löwen“. Das ist die Champions League, in der wir gerade spielen und es ist toll, ein Teil davon zu sein.

Ihr Vorgänger Maik Klokow hatte in Aussicht gestellt, dass die 21 Millionen Euro, die in die Show und in den Umbau des Hauses investiert worden sind, nach anderthalb bis zwei Jahren wieder drin sind.

Da lag er überhaupt nicht falsch. Wir haben den „recoup“ noch nicht erreicht, aber wir sind auf der Zielgeraden. Das heißt? In absehbarer Zeit werden wir das Investitionsvolumen erreicht haben. Dass es so gut läuft, ist faszinierend.

Wie ist die Besucherstruktur? Gibt es viele „Wiederholungstäter“?

Viele kommen zwei, drei Mal, mit Freunden oder dann mit der Familie. Aber ich habe letztens eine ältere Dame kennengelernt, die zum 22. Mal hier war. Da war ich schon sprachlos.

Köln hat sich nie wie Hamburg als Reiseziel für Musical-Touristen entwickeln können, selbst mit erfolgreichen Shows wie „We Will Rock You“. Ändert sich das gerade?

Auf jeden Fall! „Moulin Rouge“ zieht. Und es ist klar, dass wir es nicht in absehbarer Zeit an einem anderen Standort aufführen werden. Die Besucher müssen nach Köln kommen, und das merken wir.

Wie ist die Altersstruktur?

Wir hatten Leute zwischen 30 und 40 im Blick, schon aufgrund der Musik. Aber wir haben viele ältere Gäste bei uns – und so ist der Schnitt älter, als wir gedacht haben. Doch das ist eine Herausforderung: Das hier ist ein temporärer Bau, wir haben keine Aufzüge. Und wir fragen uns tagtäglich, wie wir das im Rahmen der Möglichkeiten verbessern können.

Sie haben die Show sicher unzählige Male gesehen...

Die Zahl weiß ich nicht, aber die 22 habe ich bei Weitem getoppt (lacht).

Gibt es eine Lieblingsstelle oder einen Lieblingssong?

„Chandelier“ ist sowieso eines meiner Lieblingslieder, und es ist toll, das visualisiert auf der Bühne zu sehen.

Das ist die Szene im Künstleratelier, in der Absinth aus grün leuchtenden Flaschen und Gläsern getrunken wird.

Genau. Aber auch das Opening haut mich immer wieder um. Eine Reizüberflutung von allem: Tolle Choreografie, Kostüme, fast alle Darsteller auf der Bühne – da wird zehn Minuten lang ein Feuerwerk abgefackelt. Das könnte ich mir jeden Tag anschauen.

Sophie Berner als „Satine“ ist unumstritten der Star der Show. Halten Sie an ihr fest?

Solange wir können. Es sind zwei Parteien, die da verhandeln müssen. Solange Sie sich Sophie leisten können? Ich glaube, es ist weniger ein wirtschaftlicher Faktor. Aber Künstler bekommen andere Angebote, wollen sich anders orientieren oder weiterentwickeln. Dem würden wir nicht im Weg stehen wollen. Wir sind Sophie dankbar, es ist toll, eine so fantastische Satine zu haben. Hoffentlich trennen sich die Wege nicht so schnell. Das Gleiche gilt für Riccardo Greco als Christian. Und es ist eine Herausforderung, die Rollen auch zukünftig genauso gut zu besetzen.

Am Broadway und im West End werden bei Musicals oft Prominente als Gaststars eingesetzt, meist in kleineren Rollen.

Das ist etwas, mit dem wir uns auch beschäftigen. Für die Hauptrollen wäre das zu aufwendig. Rollen wie der Duke oder Toulouse-Lautrec wären dafür geeignet. Denn es kann spannend sein, wenn man den richtigen Promi dafür hat. Aber es würde keinen Sinn machen, jemand nur für zwei Shows einzusetzen.

Sie verwendeten eben das Wort „temporärer Bau“ – wie lange läuft die Genehmigung noch?

Bis Ende 2025, aber wir versuchen, so lange wie möglich, an diesem Standort zu bleiben. Natürlich ist unsere Perspektive das Staatenhaus, aber es wird eine ganze Zeit dauern, das neue Theater zu bauen. Deshalb wäre es schade für jeden Tag, an dem wir nicht hier „Moulin Rouge“ spielen können.

Der Plan ist also, dort zu bauen und gleichzeitig hier zu spielen?

Das wäre das Wunschszenario.

Wie ist der Zeitplan für das Staatenhaus?

Man kann davon ausgehen, dass es anderthalb Jahre dauern wird. Wir werden so schnell wie möglich bauen, sind aber in erster Linie davon abhängig, wann wir den Schlüssel überreicht bekommen.