AboAbonnieren

„Wetten, dass...?“-AusDieter Thomas Heck macht Lanz Vorwürfe

Lesezeit 5 Minuten

Moderator Markus Lanz

Berlin – Ende einer Ära: Der ZDF-Showklassiker „Wetten, dass..?“ wird im Herbst nach drei letzten Ausgaben und fast 34 Jahren Laufzeit eingestellt. Der Sender reagiert damit auf sinkende Quoten und zunehmende Kritik.

„Wetten, dass..?“-Erfinder Frank Elstner traf die Nachricht vom Aus der Show überraschend. „Wie der Zuschauer“ habe er zum Ende der Sendung davon am Samstag erfahren, er sei dann aber ganz korrekt von der ZDF-Programmdirektion im Anschluss weiter informiert worden, sagte der 71-Jährige dem Radiosender SWR3. Er mache sich aber Gedanken, dass eine Sendung, die gerade 23,1 Prozent Marktanteil erzielt habe, eingestellt werde.

In den bislang 212 Ausgaben von „Wetten, dass..?“ gab es viele denkwürdige Augenblicke. Über die Jahre kam es zu spektakulären Kunststücken, Protesten, einem Kanzler-Besuch und Zoff auf der Couch:

KURIOSE WETTEN: Immer wieder verblüfften unglaubliche Wetten das Publikum. Achim Jehler erkannte 2007 seine Kühe beim Apfelfressen am Schmatzgeräusch. Der Border-Collie Rico unterschied 1999 77 Hundespielzeuge am Namen. Andrea Schager, Andreas Reiser und Monika Schrak falteten 1990 in vier Minuten ein Papierboot und paddelten damit in einem Schwimmbecken 50 Meter weit. 1987 gelang es einem Kandidaten, während der Fahrt einen Autoreifen zu wechseln. Die Motorrad-Sportgruppe der Berliner Polizei bildete mit 84 Polizisten auf neun Motorrädern eine Pyramide und fuhr so 100 Meter weit. 1994 stellte sie damit einen Weltrekord auf.

ÄRGER MIT GÖTZ: Schauspieler Götz George brauste 1998 auf, weil Moderator Thomas Gottschalk angeblich so schlecht über dessen neuen Film informiert gewesen sei. Fünf Jahre später versöhnten sich die Streithähne wieder auf der Couch, nachdem sie dem Publikum kurz einen erneuten Zwist vorspielten.

SCHLEICHWERBUNG: Über die Jahre wurden immer wieder Vorwürfe wegen Schleichwerbung in der Sendung laut. „Der Spiegel“ und das „Handelsblatt“ berichteten Anfang 2013, die von Christoph Gottschalk, dem Bruder von ZDF-Showmaster Thomas, gegründete Firma Dolce Media biete seit Jahren die Möglichkeit, für Millionensummen verbotene Reklame in „Wetten, dass..?“ zu platzieren. Das ZDF wies den Vorwurf der Schleichwerbung stets zurück, verschärfte jedoch seine Regeln für Gewinnspiele.

WETTSCHUMMEL: Unter den vielen Wettkandidaten wurden mehrere des Schummelns verdächtigt, doch nur ein Betrüger entlarvt: 1988 schlich sich „Titanic“-Redakteur Bernd Fritz in die Sendung ein und behauptete, die Farbe von Buntstiften am Geschmack zu erkennen. In Wirklichkeit linste er unter seiner Augenbinde hindurch.

HOHER BESUCH: Mit 91 Jahren besuchte Schauspieler Heinz Rühmann im Januar 1994 als Stargast die Show im österreichischen Linz. Bundeskanzler Gerhard Schröder schaute 1999 bei der Sendung in Münster vorbei. Als Wetteinsatz bot Schröder an, die älteste Zuschauerin im Saal in seinem Dienstwagen nach Hause zu fahren.

GUTE TAT: Die dritte Sendung von „Wetten, dass..?“ am 16. Mai 1981 veränderte das Leben von Millionen Menschen in Äthiopien. Der Schauspieler Karlheinz Böhm, bis dahin vor allem bekannt aus romantischen „Sissi“-Filmen, wettete, dass nicht „jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Schweizer Franken oder sieben österreichische Schilling für Menschen in der Sahelzone spendet“. Es kamen zwar auf Anhieb 1,2 Millionen D-Mark zusammen, dennoch behielt Böhm Recht. Er leistet seitdem mit seiner Stiftung „Menschen für Menschen“ Entwicklungshilfe in Äthiopien.

PROTEST: Die Sendung wurde mehrmals als Plattform für Proteste benutzt. 1984 rannten Umweltaktivisten mit einem Transparent vor die Kamera und verursachten eine Rangelei mit Ordnern. Frank Elstner ließ die Demonstranten ihr Anliegen vortragen. Wegen einer Störung wurde ein Mann aus Berlin im Mai 2007 zu einer Geldstrafe verurteilt. Er habe Gottschalk bei der Aktion im Oktober 2004 aufrufen wollen, aus der katholischen Kirche auszutreten, da sie Irrlehren verbreite, erklärt der als „Kirchenstörer“ bekannte Mann vor Gericht.

Thomas Gottschalk (63), nach Elstner in 151 Ausgaben die zentrale „Wetten, dass..?“-Figur, reagierte im Gespräch mit „Spiegel Online“ am Samstag spontan: „Dann hätte ich das Ding auch gleich selbst an die Wand fahren können.“ Am Sonntag zeigte er sich in einer E-Mail an die dpa nachdenklich: „Weder Häme noch Besserwisserei sind jetzt gefragt. Natürlich habe ich eine ganz besondere Verbindung zu „Wetten, dass..?“ und kann eine leichte Wehmut nicht leugnen, finde aber im Moment keine rechten Worte, diese zitatfähig zu formulieren. Ich trauere, wie man so schön sagt, still. Und das will bei mir was heißen.“

Vorwürfe von Dieter Thomas Heck

Showmaster Dieter Thomas Heck (76) dem Moderator der Sendung, Markus Lanz (45), Vorwürfe. „Er hätte auf Leute hören sollen, die mehr Erfahrung haben und es besser können als er“, sagte Heck der „Bild“-Zeitung vom Montag. „Ich bin sicher, mit Thomas Gottschalk oder Frank Elstner wären die Quoten nicht so gesunken wie mit Lanz und die Show würde weitergehen“, ergänzte der langjährige Moderator der „ZDF-Hitparade“.

Schauspielerin Uschi Glas (70) schaut nach dem angekündigten Aus des ZDF-Showklassikers „Wetten, dass..?“ in die Zukunft. „Ich glaube, man muss sich ein neues modernes Format ausdenken“, sagte sie am Rande der Verleihung des Felix Burda Awards am Sonntag in Berlin. Dabei setzt sie auf den Erfinder der Show: „Der Frank Elstner ist ja so ein Luftikus, der kann ja viel, da soll er sich einfach etwas Neues ausdenken.“

Sie denke, dass das „sensationelle“ Format auserzählt sei. Es gebe keine Wetten mehr. „So traurig es sich anhört, irgendwann ist jedes Theaterstück zu Ende“, sagte Glas. „Wetten Dass..?“ soll im Herbst nach fast 34 Jahren Laufzeit eingestellt werden.

Unterdessen gibt es schon Gerüchte um einen angeblichen Neustart der Show. Eine Erneuerung in naher Zukunft sei zwar ausgeschlossen. Die Rechte an der Marke will der Sender behalten und gegebenenfalls auch wieder aktivieren, sagte ZDF-Programm-Chef Norbert Himmler. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet könnte „Wetten, dass...?“ 2016 oder 2017 in einer kostengünstigeren Version mit neuem Moderator wieder zurück kommen. (dpa, kr)