„Eine Liebe in Paris“Neues Buch beleuchtet Liaison von Romy Schneider und Alain Delon
Mit „Adieu, ma Puppelé“ beginnt der legendäre Brief, den Alain Delon am 11. Juni 1982 – eine Woche nach Romy Schneiders rätselhaftem Tod – in der Zeitschrift „Paris Match“ veröffentlicht. Er ist ein melancholischer Rückblick auf eine toxische Liebesbeziehung, die zwischen 1958 und 1963 die Schlagzeilen beherrschte. Der Filmjournalist und Buchautor Thilo Wydra lässt nun in „Eine Liebe in Paris – Romy & Alain“ diese „amour fou“ noch einmal auferstehen.
Dabei entführt uns Wydra in seinem in drei Themen-Komplexe aufgeteilten Buch (Kindheit und Jugend – Liebe – Freundschaft) auch erst einmal in die familiären Hintergründe und beruflichen Anfänge des „geradezu magisch anmutenden Paars“. Delons entbehrungsreiche Kindheit, seine Schlachterlehre, die „Flucht“ 1952 als 17-Jähriger in den Militärdienst im Indochinakrieg, die Rückkehr 1956.
Die sieben Jahre ältere Schauspielerin Brigitte Auber führt ihn in die Filmbranche ein. Die anekdotischen Erinnerungen der mittlerweile 92-jährigen Aktrice, die Wydra in ihrer Dachgeschosswohnung in Montmartre besucht hat, spiegeln die sowohl unterhaltsame wie informative Qualität des Buchs. Denn der Autor hat sich nicht mit dem Zitieren bekannter Quellen begnügt, sondern zahlreiche Zeitzeugen in Europa aufgesucht. Darunter Bertrand Tavernier, Volker Schlöndorff, Hans-Jürgen Syberberg und Michael Verhoeven sowie Mario Adorf, Senta Berger und Jane Birkin.
Zur Person
Thilo Wydra (Jahrgang 1968) arbeitet als freier Filmjournalist und Autor. Von 2004 bis 2011 war er Deutschland-Korrespondent der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Er publiziert in verschiedenen Medien und ist Autor zahlreicher Filmbücher und Biografien, u.a. über Margarethe von Trotta (2000), Romy Schneider (2008), Alfred Hitchcock (2010), Grace Kelly (2012) und Ingrid Bergman (2017) sowie „Hitchcock’s Blondes“ (2019). Wydra lebt in München. (rrh)
Romy Schneider fand in Delon einen Seelenverwandten
Sie alle denken mit Wehmut an Romy zurück, die hierzulande mit „Sissi“ zum Star wurde, ihre schauspielerische Erfüllung aber in Frankreich fand („Das schönste Geschenk, das Deutschland oder Österreich, so genau k ommt es ja nicht darauf an, seit Marlene Dietrich gemacht hat“ (Paris Match, 1971).
Von Mutter Magda zur Karriere getrieben, vom Vater Wolf Albach-Retty früh verlassen, vom Stiefvater, dem Kölner Großgastronom Hans-Herbert Blatzheim, ausgebeutet und mutmaßlich missbraucht. In Delon fand sie dann in gewisser Weise einen Seelenverwandten, einen, der auch ein elterliches Behütetsein nie kennengelernt hatte. Die Liasion mit dem Filou hielt aber nach dem ersten gemeinsamen Film („Christine“, 1958) nur fünf Jahre. Zwei weitere gemeinsame Projekte folgten mit dem mittlerweile zum Kultfilm avancierten „Der Swimmingpool“ (1969) und dem bis heute unterschätzten „Das Mädchen und der Mörder – Die Ermordung Trotzkis“ (1972) erst nach der Trennung.
Die Faszination der beiden füreinander, die bleibende Freundschaft bis zu Romys Tod, aber auch die innere Einsamkeit, die sie immer wieder einholt – Romy verliert ihren 14-jäh rigen Sohn durch einen tragischen Unfall –, bringt uns Wydra berührend nahe.
Und er weckt das Verlangen nach dem Wiedersehen oder Entdecken ihrer Filme. Arte zeigt zunächst „Der Swimmingpool“ an diesem Mittwoch, 20.15 Uhr, danach um 22.15 Uhr die Dokumentation „Alain Delon. Licht und Schatten“.
Thilo Wydra „Eine Liebe in Paris - Romy & Alain, Heyne 2020, 352 Seiten mit zahlreichen Fotos, 22 Euro.