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Zum 100. GeburtstagBildband „Kolumba Kapelle“ erinnert an Gottfried Böhm

Lesezeit 2 Minuten
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Blick ins Innere der Böhm-Kapelle

Köln – „Lieber Gottfried, gib doch der Ecke eine Chance“, schrieb der Schweizer Architekt Peter Zumthor an seinen Kollegen Gottfried Böhm. Der hatte sich darüber beklagt, dass seine Kapelle „Madonna in den Trümmern“ vom neuen Diözesanmuseum Kolumba ummantelt und die Wirkung der Glasfenster von Jan Thorn Prikker und Ludwig Gies (zunächst) gedimmt wurde.

„Gottfried Böhm zum 100. Geburtstag“ hat Museumschef Stefan Kraus nun den 59. Band der „Werkhefte“ gewidmet: „Kolumba Kapelle“. Das klug geschriebene, nobel illustrierte Buch erinnert noch einmal an die Anfänge dieses Sakralbaus. Dass zumindest Reste der Außenmauern der mittelalterlichen Kirche St. Kolumba im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs stehen bleiben, war schon ein Hoffnungszeichen. Einem Wunder glich hingegen die beinahe unversehrte Skulptur der Maria mit Kind am nördlichen Vierungspfeiler.

Madonna als Hoffnungszeichen

Die Madonna als Überlebenssymbol und Hoffnungszeichen inspirierte Wiederaufbaupläne, wobei man sich rasch von einer vollständigen Rekonstruktion der zuvor fünfschiffigen Kirche verabschiedete. Kraus blickt in die keineswegs bruchlose Planungsgeschichte zurück. Rudolf Schwarz wurde anfangs angefragt, auch Dominikus Böhm, der den Auftrag seinem damals gerade 27-jährigen Sohn Gottfried übertrug.

Dessen erste Entwürfe wurden verworfen, und erst 1948 bekam der Neuling den Auftrag des Kapellenbaus. Dabei landete er einerseits mit der gefalteten Gewebedecke einen architektonischen Coup. Doch die so erzeugte Zelt-Anmutung diente ebenso dem Eindruck kraftvoller Einfachheit wie die Verwendung von Trümmermaterial für das Fußbodenmosaik.

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Die Madonna als Symbol der Hoffnung

Die „Trümmermadonna“ wurde schließlich ins Chor-Oktogon umgesiedelt und von den „Musizierenden Engeln“ des Glaskünstlers Ludwig Gies flankiert. Ewald Matarés Antonius-Figur, Elisabeth Treskows kristallbesetzter Tabernakel und Rudolf Peers in den Basaltwand eingeritzter Kreuzweg sowie Gottfried Böhms Wasserspeier in Bärenform sind weitere markante Ausstattungsdetails, die zum Teil auf Doppelseiten illustriert und exakt beschrieben werden.

Historische Fotos und Entwurfsskizzen runden den gelungenen Band ab, zu dem neben dem Kolumba-Direktor auch Martin Struck und Anna Pawlik kundige Texte beisteuern. Die Beleuchtungsprobleme im Inneren sind mittlerweile kunstlichttechnisch gelöst, die Einhausung der Kapelle an der Ecke Kolumba-/Brückenstraße wirkt zwar organisch, dürfte ihrem Baumeister gleichwohl nach wie vor nicht gefallen.

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Die Decke in der Kapelle

Martin Struck weist jedoch darauf hin, dass hier im Zusammenspiel von Ruine, Ausgrabung, Kapelle und Museum etwas aufregend Neues komponiert wurde, das in seiner reizvollen Schichtung von Historie und Moderne eben auch ein Gewinn ist.

Kolumba Kapelle, bearbeitet und mit Texten von Stefan Kraus, Anna Pawlik, Martin Struck, Fotografien von Lothar Schnepf. 96 S., 20 Euro zzgl. Versand. Bestellungen unter mail@kolumba.de