Das Spielzeug römischer Kinder unterschied sich zum Teil kaum von dem, was heute unter dem Tannenbaum steht. Sogar die Tigerente gab's schon.
Römische Gladiatoren als KinderheldenSpielzeug von vor 2000 Jahren zeigt Ähnlichkeiten zu heutiger Kinderunterhaltung
Gladiatoren waren die Action-Helden der Römerzeit, und dementsprechend ist es nicht überraschend, dass Kinder damals mit kleinen Nachbildungen gespielt haben. Eine davon steht im Römisch-Germanischen Museum in Köln. Der Kämpfer trägt Helm, Schwert und Schild – sogar die Schutzpolster über seinen Knien sind zu erkennen. Das Ganze ist aber so abstrahiert, dass heutige Kinder darin auch einen Astronauten erkennen könnten.
Ein Rennpferd namens „Drängler“
Ein anderes römisches Spielzeug ist ein Zieh-Pferd auf Rädern, vergleichbar mit der Tigerente von Janosch. Obendrauf sitzt ein Reiter. In das Pferdchen sind Buchstaben eingeritzt: „ROX“ und „TANS“. Das könne man wohl zu „Roxtanus“ ergänzen, sagt Kathrin Jaschke, Kuratorin und stellvertretende Direktorin des Museumsdienstes Köln.
Vielleicht war das Pferdchen ein Geschenk für ein Kind namens Roxtanus, vielleicht hieß das Spielzeug aber auch selbst so. „Wir wissen von bekannten Rennpferden, dass sie oft sprechende Namen hatten“, erzählt die Expertin. Eines, verewigt auf einem Mosaik in Trier, hieß zum Beispiel „Compressor“, übersetzt in etwa „der Drängler“.
Das meiste Spielzeug aus römischer Zeit hat sich schon deshalb nicht erhalten, weil es aus schnell vergänglichem Material hergestellt war: ein Ball aus Lumpen, eine Spielfigur aus Holz. Die meisten Menschen hatten nicht das Geld, um ihren Kindern teures Spielzeug etwa aus Terrakotta zu kaufen.
„Ein ganz beliebtes Spielzeug, das wir aus der römischen Literatur kennen, sind deshalb schlicht und einfach Nüsse“, erläutert Jaschke. „Kinder haben viel mit Nüssen gespielt so wie wir früher mit Murmeln. Damit hat man Geschicklichkeitsspiele gemacht oder Türmchen gebaut. Das war so häufig, dass es damals sogar eine Redewendung dazu gab: „Die Nüsse hinter sich lassen“ war eine Metapher für „die Kindheit hinter sich lassen“.“
Das Plastik der Römer waren Knochen
Ebenfalls populär waren sogenannte Astragale, Knöchelchen aus dem Sprunggelenk von Schaf oder Ziege. Dieser Knochen ist nur sehr klein, hat aber vier unterschiedliche, charakteristische Seiten. Man konnte ihn deshalb mit etwas Fantasie für alles Mögliche verwenden, zum Beispiel zum Hochwerfen und Auffangen oder Jonglieren, aber auch zum Würfeln.
In Teilen der Türkei, Griechenlands und im Fernen Osten werden die Knochen bis heute als Spielzeug genutzt. „Die Römer haben sehr viel aus Knochen hergestellt“, so Jaschke. „Knochen war quasi deren Plastik. Wenn man Kindern heute Astragale in die Hand gibt, denken sie meist auch erst, es ist Plastik – weil es sich so ähnlich anfühlt.“
Aufwändiger in der Herstellung waren aus Knochen gefertigte Würfel. Diese gab es in allen Größen. „Faszinierend finde ich, dass die einander gegenüberliegenden Seiten jeweils 7 ergeben, genau wie bei uns heute. Also 5 und 2 liegen sich gegenüber, 6 und 1 – das war vor 2000 Jahren schon dasselbe System.“
Die größeren Würfel waren innen hohl und waren des Öfteren gezinkt – indem auf einer Seite Blei eingegossen wurde, sodass der Würfel immer auf die „richtige“ Seite fiel. Auch Mühle und Backgammon waren den Römern bereits bekannt.
Ein Kind namens Nero
Bekamen die römischen Kinder auch schon Geschenke zu Weihnachten? Weihnachten wurde höchstens in der Endphase des Römischen Reiches gefeiert, als das Christentum zur Staatsreligion geworden war. „Genaueres dazu ist nicht bekannt“, sagt Kathrin Jaschke. „Was wir aber wissen: Die Christen haben einige ihrer Feste auf etablierte heidnische Feiertage gelegt. Und der 24., 25., 26. Dezember waren vorher bereits Feiertage für den Gott Mithras, der auch eine Erlöser-Figur war und damit sehr nah an der Gedankenwelt des Christentums.“
Zudem feierten die Römer vom 17. bis zum 27. Dezember die sogenannten Saturnalien, eine Mischung aus religiösem Fest und einer Art Karneval. „Und zu den Saturnalien gab es auch schon Geschenke.“
Das Römisch-Germanische Museum hat übrigens auch den Porträtkopf eines Kindes in seiner Dauerausstellung. Er wirkt richtig echt, auch wenn die Nase abgebrochen ist. Das dargestellte Kind ist dann allerdings zu einem – vorsichtig ausgedrückt – nicht so netten Erwachsenen geworden: Kaiser Nero.