„Die Wälder“Kölner Erfolgsautorin Melaie Raabe veröffentlicht vierten Roman
- Die Kölner Autorin Melanie Raabe legt mit „Die Wälder“ ihren vierten Roman vor.
- Rätselhaft und düster ist der Thriller, der inhaltliche einige Parallelen zu Stephen Kings „Es“ aufweist.
- Lesen Sie hier, was unsere Autorin zu der Geschichte sagt.
„Die Wälder waren gefährlich. Sie erstreckten sich vom Rand des Dorfes unendlich weit und wurden immer finsterer, je tiefer man in sie vordrang. Die Wälder veränderten die Menschen, die es wagten, sie zu durchqueren. Manche gingen alt und gebeugt hinein und kamen jung und aufrecht wieder heraus, doch bei den meisten war es genau umgekehrt.“
Das Dorf ist das Dorf, in dem die Ärztin Nina Schwarz einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat. Dort hat sie Tim kennengelernt, ihren besten Freund. Als dieser plötzlich stirbt, hat Nina Schuldgefühle. Kurz zuvor hat er mehrfach versucht, sie zu erreichen, aber sie hat sich nicht zurückgemeldet. Doch Tim hat ihr etwas hinterlassen. Einen Auftrag. Nina soll in das Dorf zurückkehren, um nach Gloria zu suchen, Tims Schwester, deren Spur sich 20 Jahre zuvor in den Wäldern verlor. Und Nina macht sich auf den Weg.
Dunkel und undurchschaubar
In ihrem vierten Thriller „Die Wälder“ spielt die Kölner Erfolgsautorin Melanie Raabe („Die Wahrheit“) geschickt mit einem alten Märchen- und Sagen-Motiv. Im Wald, der für das Undurchschaubare, das Dunkle und Gefährliche steht, darf man nicht vom Weg abkommen. Sonst wird man vom Wolf gefressen. Dass der mutmaßliche Mörder von Gloria Wolff heißt, ist da ziemlich dick aufgetragen.
Die ersten fünf Kapitel werden aus Ninas Sicht erzählt. Dann trifft man auf ganz andere Protagonisten: die Kinder Peter, Winnie, Kante und Eddie, die im Dorf leben. Ab da wechseln die Erzählebenen (auch im Schriftbild), wobei Peter in den Kinderkapiteln derjenige ist, aus dessen Perspektive das Erlebte beschrieben wird. Aber wer sind die Kinder? Auch wenn mit David Schuster auf der Nina-Ebene ein zweiter Freund aus Dorfzeiten auftaucht, passt das nicht. Hier drei Erwachsene, da vier Kinder, die auch anders heißen. Das gibt nicht nur Rätsel auf, sondern erhöht die Spannung immens.
Inhaltliche Parallelen zu Stephen Kings „Es“
Das Dorf heißt nur das Dorf. Es hat keinen Namen, könnte überall sein. Und erinnert, auch nicht von ungefähr, an M. Night Shyamalans Film „The Village“ aus dem Jahr 2004, wo sich ebenfalls eine junge Frau in die Wälder wagt, in denen bedrohliche Kreaturen lauern.
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Für die 38-jährige Autorin hat diese Namenlosigkeit noch einen äußerst positiven Nebeneffekt: Sie braucht sich nicht um detaillierte und exakte Schilderungen zu bemühen. Das Dorf sieht aus, wie jedes Dorf aussieht. Recherchefehler ausgeschlossen.
Von der Konzeption her ähnelt „Die Wälder“ stark Stephen Kings „Es“. Auch dort kehren Kinder an den Ort zurück, an dem sie einst Schreckliches erlebten, auch dort wird auf zwei Ebenen erzählt. Es gibt in beiden Fällen einen Schwur, sich wieder zusammenzufinden, sollte das Böse (bei Raabe ist das Wolff) wieder zuschlagen. Und viele weitere inhaltliche Parallelen.
Auflösung ist enttäuschend
In Raabes „Hommage“ an Kings Klassiker liest man die Kinderkapitel lieber, weil hier die mystische und märchenhafte Seite stärker zum Tragen kommt (Kinder sehen die Welt mit anderen Augen) und die Charaktere sehr gut gezeichnet sind. Und auch, weil man sich ein bisschen in Gloria verliebt, Tims Schwester, die mit 17 verschwunden ist, „das schönste und geheimnisvollste Mädchen des Dorfes“. Gloria mit der silbrigen Stimme und dem Duft nach Zimt und der schwarzen Lederjacke mit den vielen Buttons.
Verglichen mit dem Spannungsbogen, den Raabe brillant aufbaut, gerät die Auflösung enttäuschend. Davon hätte man sich mehr versprochen.
Melanie Raabe: Die Wälder. btb, 425 Seiten, 16 Euro.
Am Mittwoch, 15. Januar, 19.30 Uhr, stellt Melanie Raabe ihren neuen Thriller „Die Wälder“ im Gespräch mit dem Journalisten und Krimi-Experten Ulrich Noller im Buchladen Neusser Straße vor (Neusser Straße 197, Eintritt 14 Euro).