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Konzert von Coldplay47.000 im Düsseldorfer Stadion begeistert von hymnischer Regen-Nacht

Lesezeit 5 Minuten
Coldplay-Sänger Chris Martin.

Coldplay-Sänger Chris Martin ließ pinkes Konfetti im Düsseldorfer Stadion regnen.

Die britische Erfolgsband Coldplay nehmen bei ihrem Auftaktkonzert in Düsseldorf 47.000 begeisterte Fans mit auf ihre Reise durch musikalische Sphären. Fünf weitere Konzerte in Deutschland folgen in der Landeshauptstadt und im August in München.

Die letzten Hymnen sind gerade verklungen – zehn waren es während der Fußball-EM im Stadion in Düsseldorf – da gab es schon wieder neue aus einem anderen Universum. Die britische Band Coldplay spielte das erste von sechs Konzerten (drei in Düsseldorf, drei im August in München) und feierte mit rund 47.000 Fans und – wenn man die Dramaturgie ernst nehmen will – eine außerirdische, knallbunte, euphorisierende Popnacht.

Dabei schienen es die von Coldplay vielbesungenen höheren Mächte zunächst gar nicht gut zu meinen. Punkt 21 Uhr zum Konzertstart begann es wie aus Kübeln zu regnen. Doch das muss man den vier Briten lassen: Nach mehr als zwei Jahren auf Tournee rund um den Erdball, in reihenweise ausverkauften Stadien konnte ihnen die Wasserschlacht von Düsseldorf nichts anhaben. Im Gegenteil: Sänger Chris Martin beschwor „The Higher Power“ und inszenierte sich so lässig im Lichtkegel, der von den Rängen einem Wasserfall glich, dass es schon fast wieder überirdisch war.

Mit dem Starkregen kam auch

der KonfettiregenDer Bühnenboden glitschig, der Sänger pitschnass, die Band und Instrumente ebenfalls – doch die Show läuft reibungslos. Wenn es schon regnet, warum nicht gleich auch eine Ladung pinkes und violettes Konfetti? Dafür braucht Coldplay gerade bis zum zweiten Refrain.

In vier Akten nehmen Chris Martin, Gitarrist Jonny Buckland, Bassist Guy Berryman und Drummer Will Champion das Publikum mit auf ihre „Music-of-the-Spheres“-Reise, und es geht von Beginn an mit Vollgas durch ihr Werk. Pathetischer, satter Sound, mal rockig, mal digital-poppig, mal balladig, immer melodisch und meistens hymnisch: Beim zweiten Song „Adventure in a Lifetime“ verwandelt das Publikum dank tausender von der Lichttechnik ferngesteuerter Armbänder an seinen Handgelenken die Arena in ein rotes Lichtermeer. Bei der dritten Nummer stimmen die Fan-Chöre – orchestriert von Chris Martin – lautstark „Para-para-para-dise“ an, um den Rest des Abends nicht mehr aufzuhören mitzusingen.

„Hymn for the weekend“, „The Scientiest“, „Clocks“, „Charlie Brown“ – alles Erfolgstitel aus früheren Alben und natürlich „Viva la Vida“ – was kann es Schöneres geben, als sein Gehirn dank massenhaftem „Ohohohohoho“-Gesang mit Endorphinen zu schwemmen? Chris Martin, nahbar, empathisch, höflich, bedankt sich immer wieder für die Unterstützung von den Rängen – er tut das auf Deutsch: „Der Regen macht nichts, bitte singt mit uns!“

Die Band Coldplay auf der Bühne im Düsseldorfer Stadion.

Auch strömender Regen konnte der guten Laune der Bandmitglieder von Coldplay auf der Bühne im Düsseldorfer Stadion nichts anhaben

Schon vor dem Konzert werden Nachhaltigkeitsprojekte wie „OceanCleanUp“ auf der Videoleinwand beworben und betont, dass mit Tanzen und Hüpfen auf dem kinetischen Arena-Boden die Energie für das nächste Konzert erzielt werde. Die bunte, energetisch aufgeladene und diverse Welt von Coldplay wirft aber auch Fragen auf. Einerseits ist sie gespickt mit wohlklingenden, simplen Gutmenschen-Mantras: Da flackert dann „If you want love – be love. If you want peace – be peace“ über die Videoleinwand. Andererseits stimmt Martin den revolutionär-aufrührerischen Song „People of the Pride“ an und auf der Leinwand erscheinen dystopische Bilder mit einer Armee von Robotern.

Und dann fällt von irgendwoher noch „Angel Moon“ auf die Erde, eine Schöpfung aus der Muppet-Welt Jim Hendersons, eine Puppe, mit der Chris Martin im Duett singt. Lange auf der Coldplay-Tour erprobt – auch mit der dazugehörigen Puppenband, den „Weirdos“. In der Zweier-Kombination – und ohne den dazugehörigen Song „Biutyful“ – wirkt das Ganze etwas verloren in den Coldplay'schen Sphären.

Jeder ist ein Alien – irgendwo

Dass die Vier bei „Something just like this“ als Aliens auftreten, die auch wunderbar in die Show „The Masked Singer“ gepasst hätten, wirkt merkwürdig, aber ist wohl dem Gesamtkonzept geschuldet. Es geht zwischen den im Stadion schwebenden bunten Planeten ja um uns alle in diesem riesigen Universum. Chris Martin formuliert das so: „Everbody is an alien – somewhere“ – jeder ist irgendwo ein Außerirdischer. Wer wollte dem widersprechen?

Gut, dass als nächstes „Fix you“, diese mit eingängigem Pianoklang und Gitarrensolo veredelte Ballade, kommt. Die Briten zünden noch einmal ihr Feuerwerk, nicht nur akustisch, sondern auch pyrotechnisch. Gleich dreimal schießen die Feuerwerkskörper in den Himmel. Zu Stadionrock dieser Dimension gehört schließlich auch das. Wie auch der weitere Gänsehaut-Moment, als Coldplay den Song „Yellow“ aus dem Jahr 2000 von ihrem Debütalbum „Parachutes“ anstimmen. Ein gold-gelbes Lichtermeer (wieder durch die Armbänder gesteuert und choreografiert) wiegt sich im Takt – und über dem Dach der Arena ergießt sich goldener Feuerwerksregen.

Im Text von Yellow offenbart sich schon früh die Leidenschaft der Band für Sterne. „Look at the stars. Look how they shine for you. And everything you do. Yeah they were all yellow“, heißt es da. Eine Sternenfahrt, die in Düsseldorf seinen Höhepunkt in der voll bekanntesten Coldplay-Hymne findet: „A sky full of stars“.

Es braucht einen zweiten Anlauf, um die perfekte Choreografie von Band und Publikum hinzukriegen. Keine Handys, verlangt Chris Martin. Und als der Refrain ertönt, singen, tanzen und hüpfen 47.000 mit und werden dank der Armbänder – diesmal mit weißem Licht gesteuert – zu einem Meer von 47.000 Sternen. So einfach wie magisch. Als die Fans die Arena nach gut zwei Stunden verlassen, hat es längst aufgehört zu regnen. Vom Firmament leuchtet der echte Vollmond.


Britische Band mit Weltruhm

Die vier Coldplay-Mitglieder kennen sich seit Studientagen in London. Die 1998 gegründete Indie-Band gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Musikgruppen des 21. Jahrhunderts mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben.