Chanson, Rock, Pop und SwingKonzert der Sängerin Zaz kurzfristig im Palladium
Köln – Die französische Sängerin Zaz wird gerne mit Edith Piaf verglichen. Tatsächlich ist ihre Stimme ähnlich dunkel und kraftvoll wie das Timbre des legendären „Spatz von Paris“, und überdies Zaz hat am Montmartre Straßenmusik gemacht. Aber da ist auch die kleine Kratzigkeit, die über zeitgemäße Arrangements hinaus die Brücke vom traditionellen französischen Chanson in die Moderne schlägt. Das Palladium war am Wochenende eine Station der „ZAZ – Organique Tour 2022“ – notgedrungen, da das Verwaltungsgericht Köln kurzfristig alle ursprünglich auf der Rheininsel Grafenwerth geplanten Sommerkonzerte aus Naturschutzgründen untersagt hatte.
Statt Open-Air mit Bestuhlung im Grünen also für Zaz eine Halle mit Stehplätzen, das tat dem Konzert des Nouvelle-Chanson-Stars im Laufe des Abends nicht wirklich gut. Überschwänglich empfing das Publikum die Sängerin, was sie noch steigerte, indem sie ihren Weg auf die Bühne mitten durch den Zuschauerraum ging. Nach ohrenbetäubendem Jubel für eine Ballade mit Musette-Walzer-Elementen, den rhythmischen Pop-Schlager „Imagine“, die Ballade „Si jamais j’oublié“ (Falls ich jemals vergesse) und mitreißenden Gypsy-Swing traf die Melange nicht die ganze Zeit über die verschiedenen Geschmäcker des altersgemischten Publikums. Während zu flotten Jazznummern wie „Comme çi, comme ça“ (Mal so, mal so) und „Paris sera toujours Paris“ (Paris wird immer Paris bleiben) noch vereint ausgelassen getanzt wurde, verließen vor allem Ältere bei den überwiegenden Rock-Pop-Blöcken im Programm den Konzertraum.
Am besten zur Geltung kam die Wandlungsfähigkeit der Stimme von Isabelle Geffroy, wie Zaz bürgerlich heißt, wenn sie bei heruntergedrehter Beschallung nur zu Piano- oder Gitarrenbegleitung sang. In den vielen eigenen Balladen, die ihr Repertoire inzwischen umfasst, zog sie alle Register ihrer Ausdrucksmöglichkeiten von zart-melancholisch bis aufbegehrend-dramatisch. Die Melodien wehten einen Hauch des Musikcafé-Ambientes im Pariser Künstlerviertel Montmartre ins Palladium. Eine Stimmung, die viele der Konzertbesucherinnen und -besucher in dem „Rockpalast“ an der Schanzenstraße spürbar einsaugten.
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Zaz ist nahbar geblieben. Eigene Lebenserfahrungen als Stiefmutter der Tochter ihres Lebensgefährten teilt die kinderlose 43-Jährige im Chanson „Ce que tu es dans ma vie“ (Was du in meinem Leben bist). Die Zusammenarbeit mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann für das Video zu „Le jardin des larmes“ (Garten der Tränen) klingt nach in stampfenden Rhythmen und düsterem Raunen im Refrain einer Solo-Version.
Im Palladium erschien Zaz, die in den meisten Videos Flohmarktklamotten trägt, im engen schwarzen Glitzerkleid. Das wirkte besonders auf der Showtreppe, die sie für die letzten Nummern des Konzerts nach oben schritt. Das Bild mischte ein bisschen Pariser Lido, ein bisschen Glam-Rock mit der Absage an Statussymbole im Swing-Chanson „Je veux“, das ihr 2010 den internationalen Durchbruch eintrug, zu einer einzigartigen Mischung. Eben das ist es wohl, was der Tour-Titel „Organique“ ausdrücken möchte: Zaz vereint Musikstile von A bis Z.