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Benin-BronzenStadt Köln will 92 Hofkunstwerke an Nigeria zurückgeben

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Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, steht vor einer Vitrine mit Benin-Bronzen.

Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museum, setzt sich seit vielen Jahren für die Rückgabe der Bronzen an Nigeria ein.

Die Stadt Köln will 92 Benin-Hofkunstwerke aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum an Nigeria zurückgeben. Der Rat soll über die Verwaltungsvorlage in seiner Sitzung am 8. Dezember entscheiden.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) hat die bundesweit viertgrößte Sammlung von Benin-Hofkunstwerken. 52 der insgesamt 92 Werke sollen ab dem kommenden Jahr durch eine Eigentumsübertragung an Nigeria zurückgegeben werden. Drei Bronzen will die Stadt noch in diesem Jahr rückführen.

Als Leihgabe Nigerias dürfen laut Stadtverwaltung 37 Werke für zunächst zehn Jahre im Museum verbleiben. Der Rat soll am 8. Dezember über den Beschluss abstimmen. Wie die Stadt erklärt, ist die Beschlussvorlage das Ergebnis von Verhandlungen mit Vertretern Nigerias, die seit 2021 unter Federführung des Auswärtigen Amtes und der Staatsministerin des Bundes für Kultur geführt wurden.

Museumsdirektorin Nanette Snoep setzt sich seit vielen Jahren für die Rückgabe ein. Es gilt als sicher, dass die 92 Reliefplatten, Behältnisse, Armmanschetten, aber auch Figuren, Glocken oder die eindrucksvolle Hüftmaske mit Leopardenkopf zu den Hofkunstwerken zählen, die 1897 von der britischen Armee im Rahmen einer sogenannten „Strafexpedition“ aus dem Palast des Königreichs Benin – das sich im heutigen Nigeria befindet – geraubt wurden.

Die Werke wurden anschließend in Europa versteigert. Die 92 Bronzen im RJM gelangten zwischen 1899 und 1967 durch Schenkungen und Ankäufe in die Museumssammlung. Sie wurden in ihrer Herkunftsgeschichte ausführlich untersucht, ihre Zuordnung zu den Hofkunstwerken von 1897 erfolgte auf Grundlage der Forschungsliteratur, historischen Quellen sowie der Betrachtung von Materialien und Funktionen der einzelnen Werke.

Rückgabewunsch seit Jahrzehnten

Seit Jahrzehnten besteht der Wunsch Nigerias, dass die Kunstwerke zurückgeführt werden. Am 26. Januar vergangenen Jahres beantragte die Botschaft Nigerias in Berlin mit einer Verbalnote die „Rückgabe aller Kunstwerke und historischen Artefakte, die ursprünglich aus dem heutigen Nigeria geplündert wurden und heute in Museen und anderen Institutionen Deutschlands aufbewahrt werden.“

Unter Federführung des Auswärtigen Amtes und der Kulturstaatsministerin Claudia Roth laufen seit vergangenem Jahr intensive Verhandlungen mit der Bundesrepublik Nigeria, vertreten durch die Commission for Museums and Monuments (NCMM).

Das RJM begleitet den Prozess ebenso wie Vertreter der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, des Museums am Rothenbaum in Hamburg oder des Lindenmuseums in Stuttgart. Sie unterstützen die Rückgabe ausdrücklich.

Im Sommer unterzeichneten Claudia Roth und Außenministerin Annalena Baerbock mit ihren nigerianischen Amtskollegen eine Absichtserklärung zur Rückgabe von insgesamt 1130 Benin-Hofkunstwerken.