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Bastian PastewkaKöln war „die richtige Stadt mit den richtigen Leuten“

Lesezeit 7 Minuten
Pastewka mit Engelke

Erfolgreiche Erfindung: Bastian Pastewka und Anke Engelke als Wolfgang und Anneliese Funzbichler.

Köln – Er kam in Bochum zur Welt, lebt in Köln und Berlin. Aber: Seine Kindheit und Jugend verbrachte der erfolgreiche Schauspieler und Komiker Bastian Pastewka in Bonn. Das Abitur machte er 1991 auf dem Clara-Schumann-Gymnasium. Beim Interview im Kaminzimmer eines Kölner Hotels erinnert sich der 43-Jährige auch an seine ersten Shows in der Kleinkunstkneipe Anno Tubac. Im April ist Pastewka wieder in Bonn: Mit dem Autor Chris Geletneky stellt er im Pantheon dessen Buch "Midlife Cowboy" vor. Mit Bastian Pastewka sprach Heinz Dietl.

Herr Pastewka, kann es sein, dass Sie zu Beginn Ihrer Karriere mal ein Auto gespielt haben?

Ich würde sagen: Ja. Und zwar 1993 mit meinen Freunden Bernhard Hoëcker und Keirut Wenzel. Es war das erste Programm unserer Gruppe Comedy Crocodiles. Der Sketch handelte von einer Schnecke, einem Baum und einem Auto.

Pastewka

Bastian Pastewka freut sich schon auf die Jubiläumsfeier am Clara-Schumann-Gymnasium.

Wie waren die Rollen verteilt?

Bernhard war die Schnecke und Keirut der Baum. Mir blieb das Auto. Ich lief mit einer Frontscheibe aus Holz über die Bühne. Ich guckte durch das Loch in der Mitte, zwei eingebaute Taschenlampen waren das Abblendlicht.

War da nicht auch die Biene Maja im Spiel?

Ja, das Programm hieß "Wer schwängerte Biene Maja?"

Wurde die Frage beantwortet?

Leider nein, das Programm war nicht ausgereift.

Die Show war seinerzeit in der Bonner Kneipe Anno Tubac zu sehen. Können Sie sich erinnern?

Klar, Kölnstraße 47. Ich glaube, ich wüsste sogar noch die Telefonnummer.

Wie kommt das denn, nach so langer Zeit?

Es war unser Stammtheater. Dem Anno Tubac habe ich im Grunde genommen alles zu verdanken. Es gab einen findigen Kulturverein, der uns regelmäßig buchte. Dort habe ich gelernt, wie man schnell die Rollen wechselt, die Requisiten sinnvoll auf der Bühne verteilt, von Sketch zu Sketch umbaut, Musiken einspielt.

Im April feiert das Anno seinen 25. Geburtstag.

Das muss stimmen, denn: Vor genau 25 Jahren habe ich in Bonn mein Abitur gemacht. Ich erinnere mich, dass das Anno zu dieser Zeit gegründet wurde.

Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr zu den Themen Sinnkrise und Midlife Crisis.

Heute fahren Sie mit einem Rasenmäher über die Bühne - zumindest auf dem Plakat zur Lesung "Midlife Cowboy". Worum geht es?

Ich arbeite seit vielen Jahren mit dem Kölner Autor Chris Geletneky zusammen. Jetzt hat er seinen ersten Roman geschrieben und mich gefragt, ob ich dazu das Hörbuch einlesen möchte. Die Bühnenfassung lesen wir gemeinsam, wir sind noch bis Mitte Mai bundesweit unterwegs. Es geht um einen einsamen Mann, der auf einem Rasentraktor durch seinen handtuchgroßen Garten fährt und feststellt, dass das nicht alles gewesen sein kann.

Die große Sinnfrage also?

Er fragt sich, warum er noch mit seiner Sonja zusammen ist. Wegen des Eheversprechens, des Hauses, der Kinder - Argumente, die die meisten Paare so notdürftig zusammenhalten wie Tesafilm ein ägyptisches Taxi. Sein Versuch, alles anders zu machen, geht heillos schief - und da wird"s komisch.

Wie sieht es bei Ihnen aus mit der Midlife Crisis?

Schon als ich 12 war, habe ich mich auf die Midlife Crisis gefreut. Jetzt bin ich 43 und warte immer noch. Ich muss feststellen, dass sich diesbezüglich bei mir noch nichts getan hat.

Also alles im grünen Bereich?

Ich bin kerngesund, kann auch mit 43 noch nicht rauchen, nicht kiffen, ich vertrage keinen Alkohol und verweigere konsequent jede Art von Sport. Meine Frau lobt meine Beharrlichkeit in diesem Punkt und freut sich, dass ich für sie die perfekte Mischung aus Kai Pflaume und George Clooney bin.

Nie geraucht?

Nein, ich kann es einfach nicht.

Kein Sport?

Nein, schauen Sie mich an!

Täuscht der Eindruck, dass Sie für die ZDF-Serie "Morgen hör ich auf", die kürzlich ausgestrahlt wurde, doch ein paar Kilo abgenommen haben?

Zugegeben, für die Dreharbeiten musste ich meine Regel, ein Leben lang ohne Sport auskommen zu können, kurz brechen. Denn: Meine Rolle Jochen Lehmann musste Tennis spielen. Ich habe also ein Dreivierteljahr Tennisunterricht genommen.

Und, wie war's?

Ich kann Sie beruhigen: Ich kann noch immer kein Spiel entscheidend beeinflussen. Ich habe gelernt, den Schläger so zu halten, dass es für die Kamera einigermaßen vernünftig aussieht.

Diese Serie über den Familienvater, der Falschgeld druckt, lag mit ihrer horizontalen Erzählweise zwar im Trend, doch Sie spielten etwas gegen den Strich, fast humorfrei. Passte die Rolle zu Ihrem Image?

Es gab durchaus die Balance zwischen Tragik und Komik in der Figur, sonst hätte ich sie auch nicht angenommen. Um mein Image mache ich mir keine Gedanken, das ist ohnehin seit Jahren im Eimer.

Wieso im Eimer?

Ernsthaft. Ein Großteil des Publikums fragt sich: Wer ist dieser Pastewka überhaupt? Ist er lustig? Spielt er sich selber? Kann er überhaupt was? Jetzt macht er wieder Fernsehen, dann Hörspiel. Theater, dann eine Lesung. Da blickt doch keiner mehr durch.

Hat das Publikum die Serie gebührend honoriert?

Die Quoten waren zunächst gut, dann kam das "Dschungelcamp", da wurde es etwas schwer. Aber die Abrufzahlen in den Mediatheken haben sich erhöht. Die Serie ist dort übrigens immer noch abrufbar.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Rolle „Brisko Schneider“ spielt.

Sie haben einst mit Anke Engelke das volkstümliche Duo Wolfgang & Anneliese erfunden. Ein Meilenstein?

Eher eine angenehme Überraschung. Im Herbst 2007 hatten die Programmverantwortlichen bei Sat.1 Anke und mich gebeten, eine Weihnachtsshow mit Gästen zu planen. Wir dachten, es wäre lustiger, die Gäste einfach selber zu spielen.

War das so einfach zu realisieren?

Im Brühler Phantasialand haben wir eine Volksmusiksendung nachgebaut, gedreht wurde eine ganze Nacht mit lustigen Weihnachtsengeln, Roger Cicero und 150 Komparsen. Da Anke und ich sowohl "Wolfgang und Anneliese" als auch alle ihre Gäste gespielt haben, ging die meiste Zeit für die Kostümwechsel drauf. Anke war plötzlich Shakira und ich Howard Carpendale. Eine unglaubliche Bastelarbeit. Ich hatte zunächst das Gefühl, die Sache sei missraten.

Ein gewaltiger Irrtum, oder?

Ja. Der Zuspruch war riesengroß. Mein Handy stand am Abend der Ausstrahlung nicht mehr still. Und wir bekamen sozusagen postwendend den Grimme-Preis, was ich nicht erwartet hatte.

Welche Rolle spielt in Ihrer Karriere die Figur Brisko Schneider aus der "Wochenshow"?

Eine große. Ich kam 1996 durch ein Casting von der WDR-Sendung "Lollo Rosso" zum Ensemble der "Wochenshow". Entscheidend war, dass wir - also Anke Engelke, Ingolf Lück, Marco Rima und ich - uns zunächst ein ganzes Jahr lang auf späten Sendeplätzen ausprobieren konnten. Wir durften Fehler machen, unsere Figuren entwickeln. Ab Sommer 1997 ging die Sendung einstündig in die Prime Time und wir waren schon eingespielt. Brisko Schneider wurde sozusagen mein Nummer 1-Hit.

Zehren Sie heute noch von dieser damaligen Aufbruchsstimmung in Köln?

Ja, ich arbeite noch mit dem Produzenten zusammen, etwa bei der Serie "Pastewka". Diese Aufbruchsstimmung gab es bei der "Wochenshow" wirklich. Man hatte das Gefühl: Wir machen in der richtigen Stadt mit den richtigen Leuten die richtige Sendung.

Lesen Sie mehr zu Pastewkas Jugendzeit in Bonn auf der nächsten Seite.

Sie sind in der Bonner Südstadt und in Beuel aufgewachsen. Fühlen Sie sich noch als Bönnsche Jung?

Das war ich nie. Mit den klassischen Bonner Riten hatte ich sehr wenig zu tun. Aber ich mochte die Stadt und habe dort viele Freunde. Im Moment maile ich fast täglich mit meinen alten Schulfreunden des Clara-Schumann-Gymnasiums hin und her, weil wir unsere Abitur-Feier vorbereiten. 25 Jahre, es ist so schrecklich lange her.

Gute Erinnerungen an die Schulzeit also?

Ich war kein besonders guter Schüler, was sich im Abiturzeugnis bemerkbar gemacht hat. Aber: Meine Stufe war toll. Ich habe viel gelernt fürs Leben. Und ich freue mich wahnsinnig auf die Jubiläumsfeier. Man verwandelt sich dabei automatisch in den 18-Jährigen, der man damals war, als man sich voneinander verabschiedet hat. Das wird bestimmt schön albern.

Zur Person Bastian Pastewka

Geboren am 4. April 1972in Bochum. Er wächst in Bonn auf. 1991 Abitur am Clara-Schumann-Gymnasium.

Pastewka beginnt ein Studium(Pädagogik u. a.) in Bonn. 1990 gründet er mit Bernhard Hoäcker und Keirut Wenzel die Comedy Crocodiles. 1994-96 ist er Freier Mitarbeiter im Jugendprogramm des WDR, u. a.in der Sendung 'Lollo Rosso.

Pastewka wirkt seit 1996 in erfolgreichen TV-Sendungen mit, darunter 'Die Wochenshow, Fröhliche Weihnachten und Pastewka. 2004 kommt der Film Der Wixxer in die Kinos. Er ist zudem ein gefragter Synchronsprecher(Madagascar u. a.). Bastian Pastewka lebt in Köln und Berlin.

Veranstaltungstipp: Midlife Cowboy, Lesung mit Bastian Pastewka und Chris Geletneky, Bonn, Pantheon, 6. und 7. April, jeweils 20 Uhr

TV-Tipp: 25.März, Kabel 1: Der Wixxer, 14.30 Uhr; Neuesvom Wixxer, 16.30 Uhr