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Art CologneKunst-Preis geht an Sammlerpaar Karen und Christian Boros

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Karen und Christian Boros bei der Preisverleihung im Rathaus.

Karen und Christian Boros bei der Preisverleihung im Rathaus.

Das Berliner Sammlerpaar Karen und Christian Boros erhält den Art Cologne-Preis.

Etwas verstohlen wurde das Werbebanner mit dem Slogan „Kultur lebt in Köln“ in die Höhe gestreckt, als Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Verleihung des Art Cologne-Preises im Rathaus darum bat. Es war während der Corona-Pandemie entstanden und gar nicht recht zum Zuge gekommen.

Impulse im Rheinland gesetzt

Die Ausgezeichneten, das Ehepaar Karen und Christian Boros, leben auch nicht in Köln, sondern schon lange in Berlin. Dennoch haben sie im Rheinland wichtige Impulse gesetzt und machen das für die internationale Kunstszene mehr denn je. „Wir fragten uns heute Morgen, ob wir uns noch wohl fühlen, für ein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden“, gestand Christian Boros. „Denn wir fangen damit ja erst an.“

Etwas Understatement schien da durch, denn seit 1990 bis heute sammelte Boros gut 1000 Kunstwerke, von denen Anfang des Jahrtausends einige im damals noch für zeitgenössische Kunst richtungsweisenden Museum Morsbroich in Leverkusen gezeigt wurden. Damals wurde das Paar als jüngste Sammler bezeichnet, und junge Sammler zu ermutigen, ist auch eine zentrale Aufgabe, der sich Karen Boros widmet.

„Unser Dank gilt den Künstlern“, sagte Christian Boros. Denn sie schafften es, dass er sich an Werken abarbeite, die er zuerst oft gar nicht verstehe. Das sei erfüllend für ihn. „Irritation, Partizipation und Inklusion“, nannte Laudator Burkhard Riemschneider, ein befreundeter Galerist aus Berlin, als Leitdevisen des Sammlerpaars.

800.000 Besucher im Bunker

Kristian Jarmuschek, Vorsitzender Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler, der den Preis mit der Art Cologne ausrichtet, erinnerte an die ersten Kunstkäufe des Paares auf der Kölner Messe. Das Rheinland sei für Jahrzehnte Lebensmittelpunkt der beiden Sammler gewesen, so Jarmuschek.

Doch heute ist es Berlin. Die Boros wählten sich einen alten Reichsbunker von 1946 als Ausstellungsort, kauften ihn 2003 und bauten ihn um, um ihn 2008 zu eröffnen. 800 000 Besucher kamen seither und nahmen an 50 000 Führungen teil. Die Gruppen sind auf zwölf Personen begrenzt, denn eine bürokratische Besonderheit erlaubt nur das. Auf den Bunker setzten die Kunstsammler ein Penthouse, was erst genehmigt wurde, nachdem der massive Betonbau als Keller deklariert wurde, in dem aber nur eine begrenzte Personenzahl zugelassen ist. Boros nennt es seinen „Hobbykeller“, in dem die kleinen Gruppen Werke von Michael Beutler oder Anne Imhof bestaunen können.

Den Anfang der Sammlung machte übrigens eine Schaufel von Joseph Beuys, die sich Christian Boros von dem Geld kaufte, das ihm seine Eltern eigentlich für den Führerschein und das erste Auto gegeben hatten. Es war der Grundstock, aus dem der Kommunikationsunternehmer eine international viel beachtete Sammlung gemacht hat, die er und seine Frau aber nicht einer Elite vorbehalten, sondern allen zugänglich machen.