Die Kunstmesse Art Cologne beherbergt 175 internationale Galerien und Händler und verfolgt dieses Jahr einen anspruchsvollen Ansatz, indem sie Kunstwerke ohne Künstlernamen zeigt, um Vorurteile zu minimieren.
Starke VielfaltWie die Kölner Art Cologne für Gleichberechtigung wirbt
62 Kunstwerke ohne Namen, das ist der Clou. Man kauft, was einem gefällt – und nicht, weil der Name triggert. Leonie Pfennig, Mitbegründerin der queer-feministischen Initiative „And She Was Like: BÄM!“, freut sich schon auf die Premiere auf der Art Cologne. Sie setzt sich für Gleichberechtigung in der Kunstszene ein. Alle Arbeiten am Stand sind bei 400 Euro angesetzt. Das kann ein älteres Werk sein oder frisch aus dem Atelier.
Neu ins Licht gesetzt
Die Namen der Künstlerinnen stehen alle über der Wand des Stands mit kleinen Bildformaten. Darunter Senkrechtstarterin Sabrina Fritsch, Professorin der Kunstakademie in Düsseldorf, aber auch noch Malerinnen oder Fotografinnen. Da etablierte Künstlerinnen und Künstler oft beim Kauf bevorzugt werden, sollen die Besucher der Art Cologne nun autonom entscheiden, da sie nicht wissen, von wem welches Werk ist.
Vom 7. bis 10. November werden 175 Galerien und Händler aus 24 Ländern wieder in den Hallen 11.1 und 11.2 dabei sein. International starke Namen wie Karsten Greve, Thaddaeus Ropac, Sprüth Magers, EIGEN + ART, Max Hetzler und Daniel Buchholz sind auf der Art Cologne vertreten. Auch niederländische und belgische Galerien wie Ron Mandos aus Amsterdam, Edouard Simoens und QG Gallery aus Knokke. Es sind mehr Aussteller als 2023, aber es wirkt intimer. Die Neonröhren an der Decke schaltete man größtenteils ab, 300 LED-Strahler sorgen für eine punktgenaue Ausleuchtung.
Daniel Hug, seit 2008 Direktor der Kunstmesse, ist überzeugt, dass sich das deutsche Publikum insbesondere für die zeitgenössische Kunst interessiert, Köln als Kunststandort bleibe durch seine Galerien lebendig. Neue Namen wie Alex Serra oder GAA Project sorgten neben etablierten Galerien wie Gisela Capitain oder Nagel/Draxler für eine starke Vielfalt.
„Kunst wird gekauft“
„Der deutschsprachige Raum ist immer noch stabil, zu normalen Preisen“, sagt Hug. Und: „Kunst spielt eine Rolle und wird gekauft. Ich würde sagen auf dem Topsegment so zwischen 150.000 und 250.000 Euro. Auf dem niedrigen Segment unter 1000 Euro. Das ist Kunst von Menschen für Menschen.“ Stolz ist der Messechef auf die Abteilung Art & Objekt. Hier wird unter anderem Kunst der Aborigines, hindische Textilarbeiten oder antik gearbeitete Vasen aus Korea neben zeitgenössischen Werken ausgestellt.
Hug hat den „Neumarkt“, das ist das Forum für Galerien, welche sich nach 2011 gründeten, so angelegt, dass es durch geringere Quadratmeterzahl auch erschwinglich für weniger finanzstarke Galeristen bleibt. 26 Stände sind es, erkennbar am weißen Teppich. Darunter auch die Galerie von Deborah Schamoni aus München, die Arbeiten der US-amerikanischen Ökofeministin A. L. Steiner zeigt. Deren Botschaft ist politisch, sie leistet visuellen Widerstand gegen Autoritäten und Hierarchien.
Was derzeit am internationalen Kunstmarkt passiere, so Hug, erinnere ihn an die Zeit der Medici, der italienischen Dynastie, deren Händler Kunst kauften und große Meister unterstützten. Aber es habe sich damals alles in einem kleinen Zirkel bewegt. Heute kämen auch wieder die Superreichen zum Zug. Dann, wenn ein Klimt oder Mondrian für 40 Millionen unter den Hammer kämen. Köln sei weitaus regionaler geworden. „Ich glaube aber, seit der Pandemie sind alle Messen regionaler geworden. Das sah man jetzt auch in Basel. Es kommen zwar immer noch viele Europäer. Aber es ist nicht so global und international wie vor der Pandemie. Viele sagen, dass jetzt die Amerikaner lieber nach Paris reisen. Wer weiß. Aber auch die Frieze London war extrem regional“, sagt Hug.
Sammler aus Benelux
Der Kunstmarktreport der Analystenfirma McAndrew konstatierte, dass 2023 das Umsatzvolumen des globalen Kunsthandels um vier Prozent gegenüber 2022 auf 65 Milliarden Dollar schrumpfte. Nach wie vor steht Amerika beim Umsatz der Kunstmessen an erster Stelle, gefolgt von China. London steht als dritter Standort auf der Liste, jetzt gefolgt von Paris. „An fünfter Stelle steht Deutschland“, sagt Hug. Und mit Sammlern aus Deutschland und Benelux gebe es auf der Art Cologne eine zuverlässige Käuferklientel.
Und die dürfte auf der Art Cologne wieder auf ihre Kosten kommen. Freerk C. Valentien, Galerist aus Stuttgart, hat eine Skulptur des amerikanischen Bildhauers Alexander Archipenko neben Bildern des deutschen Typografen Will Baumeister platziert. Magisch angezogen ist Hug am Stand der Galerie Buchholz von einem großformatigen Bild von Anne Imhof. Der Assoziation ist beim unbetitelten Werk freier Lauf gelassen, nur die Bezeichnung „zehn Uhr morgens“ macht stutzig. Wo findet alles statt? Ist es ein Gehirn, ein Atompilz oder verhedderte Wolle in Nahaufnahme?
Und es gibt Kunst aus Köln: Walter Dahn, Mitbegründer des Gemeinschaftsateliers „Mülheimer Freiheit“, ist mit einer Arbeit aus dem Jahr 1984 vertreten. Die Gruppe vermittelte damals die Energie eines Aufbruchs. Und daran will man offenbar auch jetzt wieder anknüpfen