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App startet mit AngebotenMit dem Kulturpass zur Stripshow in Köln

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Im Sartory fallen regelmäßig einige Hüllen.

Im Sartory fallen regelmäßig einige Hüllen.

18-Jährige bekommen von der Regierung 200 Euro, um sie in Kultur zu investieren. Dabei gibt es in Köln durchaus überraschende Teilnehmer. Wir geben einen Überblick.

Nun ist sie also da, die Kulturpass-App! Sie ermöglicht allen, die 2023 18 Jahre alt werden, die 200 Euro auszugeben, die die Bundesregierung ihnen zu Verfügung stellt. Damit sollen zum einen diese laut Statistik rund 750 000 Jugendlichen an die Kulturangebote herangeführt werden, nachdem sie durch Corona Kinos, Konzerte, Theater und Kabarett nicht besuchen konnten. Aber auch Musikinstrumente oder Bücher sind im Angebot.

Das wünscht sich die Politik

„Wir verknüpfen erstmals beide Seiten, weil nicht nur Anbieter gefördert werden, sondern auch die Nutzer“, so Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Alles, was legal ist, kann mit den 200 Euro erworben werden, es gibt keinen pädagogischen Ansatz bei der Auswahl. Wir definieren den Kulturbegriff breit.“ Dennoch sind Einschränkungen vorgesehen: „Wir wollen Präsenzangebote und setzen auf Live-Erlebnisse, deswegen gibt es etwa keine Streaming-Dienste.“

Die mit 100 Millionen Euro ausgestattete Förderung reicht zunächst für rund 60 Prozent der 18-Jährigen. Eine entsprechende Nutzung wäre für Roth nach ihren Worten ein Erfolg. Sollte der Zuspruch größer sein, will der Bund Mittel nachschießen. Roth und Finanzminister Christian Lindner hatten bereits angekündigt, den Kulturpass auch auf Jüngere auszuweiten, sollte er sich bewähren.

Und so geht’s

Nach dem Herunterladen der App muss man sich registrieren – hierfür wird ein Ausweisdokument benötigt. Mit der Suchfunktion schaut man, welche Angebote es in der eigenen Stadt und Region gibt – eine Sortierfunktion ordnet die Angebote nach Entfernung vom eigenen Standort.

Die Website für den Kulturpass für deutsche Jugendliche ist online.

Die Website für den Kulturpass für deutsche Jugendliche ist online.

Das wird in Köln angeboten

Bislang haben sich bundesweit 4900 Anbieter mit etwa 1,6 Millionen Angeboten angemeldet. Gibt man den Suchbegriff „Köln“ ein, landet man 322 183 Treffer (Stand Mittwoch). Darunter befinden sich aber auch knapp 310 000 Bücher, Unmengen aus einer kleinen Buchhandlung in der Innenstadt. Aber ob sich 18-Jährige mit 200 Euro „Die Kriterien der Rechtschreibung“ zulegen würden? Oder die „Anleitung zur Besitzsteuererklärung vom 30. April 1920“?

Das Theater im Tanzbrunnen ist mit Musicals wie „Flashdance“ oder „Fuck ju Göhte“ vertreten – aber auch mit „Connie – das Zirkus-Musical“ oder „Bibi Blocksberg“. Ansonsten sind unter anderem das Gloria-Theater, das Bürgerhaus Stollwerck, das Sommerfestival in der Philharmonie, das Atelier Theater, das Theater am Dom, der Jazzclub King Georg, aber auch das Palladium oder die Lanxess-Arena mit von der Partie. Man kann Karten kaufen für Kiss, Sarah Connor, Element of Crime, die Comedians Anny Hartmann und Dave Davis.

Ein wenig überraschend: Auch die „Sixx Pack Show“ in den Sartory-Sälen, in der Männer ihre Hüllen fallen lassen, findet sich auf der App.

Oper und Schauspiel sind mit ihrem regulären Programm vertreten. Man will die App allerdings auch gezielt nutzen, um Aktionen wie den „Guck Klub“ oder den „Studi-Stammtisch“, die sich an jüngeres Publikum richten, gezielt hervorzuheben. „Schade, dass es eine Woche vor der Sommerpause startet“, findet Philipp Müller, der bei den Bühnen Köln den Kulturpass betreut. Ein weiteres Problem: Die Bühnen konnten zwar schon Veranstaltungen für den September einstellen – für die hat aber der Vorverkauf noch nicht begonnen.

Abo-Angebot der Stadt?

„Das Herzstück der Planungen des Dezernats für Kunst und Kultur für die städtischen Einrichtungen“, so teilt das Dezernat auf Anfrage der Rundschau mit, sei „ein übergreifendes Angebot, bei dem die 18-Jährigen die Kölner Kulturangebote für 12 Monate zu einem einmal zu entrichtenden Preis nutzen können“.

Aus den neuen, gerade veröffentlichten Teilnahmebedingungen der Betreiber des Kulturpasses gehe hervor, dass so ein Abonnement beziehungsweise eine Mitgliedschaft nicht angeboten werden kann. „Da Verwaltung und Kultureinrichtungen der Stadt von dem Konzept sehr überzeugt sind, wird derzeit mit den Betreibern geklärt, ob und wie eine Umsetzung dennoch möglich wäre.“

Im Kleinen ist dies aber durchaus zu machen: So bietet die Berliner Yorck Kinogruppe für 120 Euro an, dass man sechs Monate so viele Filme schauen kann, wie man will. Und: Für fünf Eintrittskarten für eine Begleitperson gibt es genauso zehn Prozent Rabatt wie auf Snacks und Getränke. (mit dpa)