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Antisemitische InhalteSynagogen-Gemeinde Köln fordert Prüfung aller Kunstwerke

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Abraham Lehrer

Abraham Lehrer 

Köln – Klare Worte richtete Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nach Kassel: „Alle auf der documenta 15 gezeigten Objekte sollten von einer unabhängigen Kommission in Augenschein genommen werden. Sollte das nicht der Fall sein, bleibt uns nichts anders übrig, als zu fordern, dass die Schau beendet werden soll.“

Schon im Vorfeld der Weltkunstschau gab es seit Jahresbeginn Antisemitismusvorwürfe, die gegenwärtig neue Nahrung erhalten. Die Geschäftsführung der documenta wehrt sich indes gegen einen Generalverdacht und die Forderung, dass sämtliche ausgestellten Werke und Archivalien von unabhängigen Experten geprüft werden müssen.

Rede zur Eröffnung des „Shalom-Musik.Köln“ -Festivals

Lehrer sprach zur Eröffnung des neuen jüdischen Festivals „Shalom-Musik.Köln“ in der gut besuchten Flora. Eine Woche lang stellen jüdische und nichtjüdische Künstlerinnen und Künstler an 16 Orten Musik vom Elektropop auf Hebräisch über Klezmer und jiddische Musicals bis zur Orgelmusik in der Synagoge vor. Das Festival wird vom Kölner Forum für Kultur im Dialog und der Synagogen-Gemeinde ausgerichtet und soll künftig alle zwei Jahre stattfinden.Aus dem Publikum erhielt Lehrer satten Applaus für seine Kritik an der umstrittenen documenta und der Haltung auch des neuen Geschäftsführers Alexander Farenholtz, der es wie seine Vorgängerin Sabine Schormann ablehnt, dem indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa als künstlerischer Leitung die Entscheidungshoheit zu entziehen.

Kurz nach Eröffnung der documenta entbrannte eine lebhafte Diskussion um das großformatige Banner „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi. Darauf ist eine Figur mit Schläfenlocken zu sehen, mit einer Art Judenhut mit SS-Runen, blutunterlaufenen Augen und spitzen Zähnen. Das Banner wurde abgebaut.Auch der Bildserie „Guernica Gaza“ des palästinensischen Künstlers Mohamed al-Hawajri wurde Antisemitismus vorgeworfen. Der Titel setze das Vorgehen der israelischen Armee im von der Hamas besetzten Gazastreifen mit dem Vorgehen der nationalsozialistischen Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg 1937 gleich.

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Ende Juli wurde dann ein Faksimile der Broschüre „Presence de Femmes“, die 1988 in Algier erschien, entdeckt. Die Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly zeigen Darstellungen israelische Soldaten mit antisemitischer Bildsprache.

Es sei gräulich, was auf der Weltkunstschau gerade geschehe, sagte Lehrer: „Ich bin immer ein Freund der documenta gewesen. Aber was uns derzeit geboten wird, haben wir nicht verdient.“ Es sei auf Basis des Grundgesetzes und der geschichtlichen Belastung in der Bundesrepublik nicht richtig, dass Juden solche Bilder, wie sie in Kassel zum Vorschein kamen, entgegen gehalten würden.

Zumal wiederholt Werke mit antisemitischer Bildsprache aufträten. „Der letzte Fund ist nicht von einem documenta Mitarbeiter oder von den Kuratoren entdeckt worden, sondern von Besuchern.“ Das könne einmal passieren. „Aber wenn es zum dritten Mal passiert, stimmt was nicht“, sagt Lehrer.

Wenn die Prüfungen durch eine unabhängige Kommission abgeschlossen sei, könne die Schau weitergehen, forderte er am Donnerstag, kurz bevor die ersten 50 Tage die Halbzeit der Schau markieren.