Aus dem Welcome Center im ehemaligen Sealife in Königswinter ist nichts geworden. Der Altstadtmanager hadert nun mit der Politik.
Nach Sea-Life-Aus„Alle Betriebe leiden“ – Königswinterer Altstadtmanager hadert mit der Politik
Im März vorigen Jahres war noch viel von „Aufbruch“ die Rede, als Bürgermeister Lutz Wagner mit Hans-Helmut Schild und Ulrich Keinath von der Agentur projekt2508 die neuen Altstadtmanager vorstellte. Doch nach mehr als einem Jahr und nach einer längeren Hängepartie um das ehemalige Sealife-Gebäude scheint der Elan entschwunden.
Der Vertrag zwischen den Partnern sei „aktuell schwebend“, sagt Ulrich Keinath gegenüber dieser Zeitung. „Wir werden zurzeit nicht operativ tätig, weil wir es nicht sein sollen.“ Der auf zwei Jahre vereinbarte Vertrag laufe weiter. Ob und wie man die Arbeit fortsetzt, ist derzeit offenbar offen.
Großes Potenzial der Altstadt von Königswinter wird zu wenig genutzt
„Für uns ist Königswinter eine historisch gewachsene Tourismusstadt. Die Stadt sollte sich aktiv und strategisch zu dieser DNA bekennen und sich entsprechend positionieren“, hatten Schild und Keinath bei Amtsantritt erklärt.
Und betont, dass das ehemalige Sealife-Aquarium in diesem Zusammenhang ein Schlüsselprojekt für die Altstadt sei. Die seinerzeitige Stimmung, dass die Menschen Lust hätten, wieder in Königswinter zu investieren, sei in dem einen Jahr jedoch abhandengekommen, meint Ulrich Keinath.
Es tue weh, dass das große Potenzial, das die Stadt habe, zu wenig genutzt werde. „Die Leute haben das Gefühl, es passiert zu wenig.“ Die Menschen hätten zudem nicht genug Gründe, nach Königswinter zu kommen.
Laut Keinath hat es einen „extremen Frequenzrückgang“ gegeben, wohl auch als Spätwirkung der Corona-Pandemie. „Alle Betriebe leiden, sogar die Eisdielen.“ Keinath betont einmal mehr: „Wir brauchen eine Attraktion in Königswinter.“
Besucherzentrum hatten die Altstadtmanager selbst vorgeschlagen
Mit einem Welcome Center im ehemaligen Sealife, das Ende 2022 geschlossen wurde und das seit dem Frühjahr 2023 der Stadt gehört, hätte man zumindest einen zentralen Anlaufpunkt schaffen können. Das Besucherzentrum hatten die Altstadtmanager selbst vorgeschlagen.
Auf eine entsprechende Ausschreibung der Stadt hin hatte dann allerdings nur die Agentur projekt2508 von Schild und Keinath ein Angebot gemacht. Doch das wurde politisch gebremst. Nach Informationen dieser Zeitung deckelten die Kommunalpolitiker den jährlichen Zuschuss auf 50.000 Euro.
Im Angebot soll jedoch von 100.000 Euro die Rede gewesen sein. Aus „wirtschaftlichen Gründen“ habe das Unternehmen projekt2508, das in der Altstadt selbst Attraktionen wie den Eselstall, den Kaufmannsladen und den Bergischen Hof realisiert hat, den Betrieb nicht übernehmen können, so Keinath auf Anfrage dieser Zeitung schon Ende März.
Jetzt stellt er klar, dass man diesen Betrag wohl nicht gebraucht hätte, wenn man als Unternehmen im Welcome Center wirtschaftlich hätte tätig sein können. Beispielsweise Produkte verkaufen, Dienstleistungen erbringen oder Büros vermieten. Keinath über das Projekt Welcome Center: „Wir hätten das gut gemacht.“
Stattdessen ist nun erstmal eine kleine Lösung in städtischer Eigenregie zustande gekommen. Die Stadt bietet den ehemaligen Gastrobereich für kulturelle Nutzungen an. Etwa jetzt für die Ausstellung der Werke, die beim „wet painting“ entstehen.
Keinath aber beklagt, dass Rat und Verwaltung vor allem juristische Aspekte und Verwaltungsvorschriften im Blick hätten. Entwicklungen und Fortschritte in der Stadt „muss man wollen“. Der Altstadtmanager, der einräumt, ein Stück weit frustriert zu sein, fordert ein „Bekenntnis, ob Königswinter eine Tourismusstadt ist oder nicht“.
Kaffee- und Kontorhaus in der Altstadt von Königswinter steht zum Verkauf
Zu den von den Altstadtmanagern bisher umgesetzten Projekten zählen beispielsweise die Hörstation am Bahnübergang Drachenfelsstraße, das Outdoor-Museum am Bauzaun von St. Remigius, das Ideenschaufenster in einem leeren Ladenlokal oder die Verschönerung der Bahnunterführung.
Dass unterdessen die in der Stadtentwicklung und im Kulturtourismus tätige Agentur projekt2508 von Schild und Keinath gerade das Kaffee- und Kontorhaus im südlicheren Teil der Altstadt verkaufen will, will Ulrich Keinath ausdrücklich nicht als eine Art Rückzug verstanden wissen. Diese Entscheidung dürfe man nicht überinterpretieren.
Die bisherige Pächterin des Kaffee- und Kontorhauses – es war das erste Projekt von Schild und Keinath in Königswinter – habe den Vertrag gekündigt. „Wir wollen das Haus nicht selbst betreiben“, sagt Ulrich Keinath. „Wir haben genug Arbeit.“