Zwischen Lust und FrustWie eine Mitarbeiterin des Ordnungsamt die Corona-Zeit erlebt
Köln – Basak Ayyildiz ist gerne und voller Überzeugung beim städtischen Ordnungsdienst. 24 Jahre jung, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Förderschule, dann die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt. In den drei Jahren lernte sie alle möglichen Ämter und Aufgabenbereiche kennen, keines aber hat sie so interessiert wie das Ordnungsamt: „Es erfüllt mich, in direkten Kontakt mit den Menschen zu kommen, ich mag die Vielfalt meiner Arbeit und nicht zuletzt den Teamgeist innerhalb unseres Amtes“, sagt sie.
Seit Corona ist vieles anders geworden. Nicht, was ihr Verhältnis zu ihrer Arbeit angeht, sie freut sich nach wie vor „auf jeden Tag, den ich unterwegs sein kann“. Aber eine gewisse aggressive Grundhaltung vieler Menschen dem Ordnungsdienst gegenüber lässt sich nicht mehr leugnen.
„Vor allem bei den Maskenkontrollen kommt es oft zu schwierigen Situationen. Manche reagieren ganz vernünftig, aber in vielen Fällen eskaliert das leider.“ Oft sind diese Situationen schon im Vorfeld absehbar, etwa wenn Passanten ganz bewusst die Maske nicht aufsetzen, um zu provozieren. „Wir versuchen immer zu deeskalieren. Aber wenn man auf übelste Weise beschimpft, beleidigt und sogar angegangen wird, ist es manchmal schon sehr schwer, ruhig zu bleiben“, sagt Ayyildiz.
Mit Kollegen über Erlebtes sprechen
Die Ausdrücke, die ihr teilweise an den Kopf geworfen werden, sind definitiv nicht druckbar. „Wenn solche Vorfälle passieren, setzen wir uns nach der Schicht zusammen und arbeiten das Ganze im Kollegenkreis noch einmal auf. Wir wollen solche Erlebnisse schließlich nicht ständig mit nach Hause nehmen.“ Basak Ayyildiz gelingt das ganz gut, sagt sie – auch wenn es ihr manchmal durchaus zu schaffen macht. Dabei ist es der direkte Kontakt mit den Kölnerinnen und Kölnern, der ihr und ihren Kollegen am Herzen liegt: „Zum Glück gibt es auch viele positive Reaktionen. Wir freuen uns einfach, wenn uns die Menschen ein paar nette Worte mit auf den Weg geben.“
Der Ordnungsdienst
Für die Einhaltung der öffentlichen Ordnung und des Kölner Stadtrechts ist der Ordnungsdienst zuständig. Er ist an allen Tagen der Woche im gesamten Stadtgebiet präsent. Er arbeitet präventiv sowie repressiv bei tatsächlichen Ordnungsstörungen, Regelverstöße werden direkt geahndet. Alle 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind laut Stadt „umfassend“ zur Eigensicherung ausgerüstet und entsprechend geschult. Der Ordnungsdienst ist laut Ordnungsbehördengesetzbefugt, Personalien festzustellen und Daten zu erheben, Verwarngelder zu erheben, Durchsuchungen von Personen vorzunehmen, Gegenstände sicherzustellen, Platzverweise auszusprechen und durchzusetzen sowie Personen in Gewahrsam zu nehmen.
Die Stadt sucht Personal für den Ordnungsdienst, er soll auf 300 aufgestockt werden. Voraussetzungen sind Führerschein, abgeschlossene Berufsausbildung und zwei Jahre Berufserfahrung. Das Gehalt liegt zwischen 2964 und 4125 Euro brutto. (two)
Die Arbeitsbelastung ist mit Corona eindeutig gestiegen. Dabei war das Spektrum schon vor der Pandemie kein kleines: Gaststätten, Lärmbelästigungen, Müll, Domstreife, Prostitution, Obdachlosenhilfe, aggressives Betteln, Schwerpunktarbeit bis hin zur Kampfmittelkunde bei Evakuierungen – und das Ganze im Schichtdienst. Corona tat dann sein Übriges: Die Kontrollen traten natürlich zunächst einmal in den Vordergrund, aber sie sind eben auch nur ein Teil der Arbeit. Außerdem müssen die einzelnen Verordnungen, Vorschriften, Regelungen, Ge- und Verbote verinnerlicht werden. Die ändern sich schließlich oft genug. Eine gewisse Kernkompetenz im Umgang mit diskussionsfreudigen Bürgern ist da unerlässlich.
Die Anspannung steigt zunehmend
Die Frage nach der Wertschätzung ihrer Arbeit hat für Ayyildiz zwei Seiten. „Wir sorgen jeden Tag für Sicherheit, und viele Menschen nehmen das auch dankbar auf. Andere bringen uns ausschließlich mit Negativem in Verbindung – egal, ob wir nachts auf einer Party erscheinen müssen oder Masken kontrollieren. Verallgemeinern kann man das nicht.“ Etwas mehr Respekt vor ihrer Arbeit und der ihrer Kolleginnen und Kollegen würde sie sich aber prinzipiell schon wünschen: „Die Anspannung steigt zunehmend“, hat sie beobachtet. Die mittlerweile einigermaßen umfangreiche Ausrüstung tragen die Mitarbeiter „im Außendienst“ nicht umsonst.
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Manchmal gerät in den Hintergrund, dass die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes von allen Einschränkungen auch selbst betroffen sind. Die meisten sind irgendwo zwischen Mitte 20 und Anfang 40, auch die würden gerne wieder raus, Sport treiben, etwas unternehmen oder einfach mal in die Kneipe. Die regelmäßigen Tests – alle zwei bis drei Wochen – sind freiwillig, werden aber gut angenommen. „Wir haben eben ständig mit Corona zu tun. Beruflich – aber eben auch privat. Wie alle anderen auch“, sagt Basak Ayyildiz. Und trotzdem lässt sie sich nicht entmutigen: „Neuer Tag, neues Glück.“