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Zoobrücke in KölnWarum muss es überhaupt Tempo 50 sein?

Lesezeit 3 Minuten
Erst vor vier Jahren wurden die Schwellen ausgetauscht.

Erst vor vier Jahren wurden die Schwellen ausgetauscht.

Die Trennung zwischen Autospuren und Radwegen sei nicht hoch genug: Deshalb will die Stadt Köln hier in wenigen Tagen Tempo 50 einführen. Aber ist jemals ein schwerer Unfall passiert?

Nur eine kleine Mitteilung, aber große Folgen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Geschwindigkeit auf der Zoobrücke von 80 auf 50 Stundenkilometer für Pkw herabgesetzt wird. Aus Sicherheitsgründen. Zum Schutz der Radfahrer. Die Abtrennung zwischen Radweg und Fahrbahn — wadenhohe Schrammborde — entspreche nicht mehr den Vorschriften. Im Verkehrsausschuss am kommenden Dienstag folge die formelle Mitteilung dazu. Eine der leistungsfähigsten Rheinquerungen Kölns, ein wichtiger Zubringer auf den Kölner Autobahnring im Rechtsrheinischen plötzlich gedrosselt? Das provoziert Nachfragen.

Keine Verkehrsunfälle mit Radfahrern in fünf Jahren

Seit Jahrzehnten gibt es die Schrammborde auf der Zoobrücke. Warum genügen sie nun nicht mehr? Das Mobilitätsdezernat unter Verkehrsdezernent Ascan Egerer argumentiert mit der Sicherheit der Radfahrer. Nun muss nicht erst ein schwerer Unfall passieren, damit Sicherheitsstandards angepasst werden. Doch ist es bei der Verkehrssicherung gängige Praxis, dass sie sich an Unfallschwerpunkten orientiert. Darum eine Nachfrage bei der Kölner Polizei: Wie oft kam es in den vergangenen fünf Jahren zu Unfällen zwischen dem Rad- und Pkw-Verkehr auf der Zoobrücke? Die Antwort: „Für den genannten Zeitraum sind keine Verkehrsunfälle mit Personenschaden zwischen Radverkehr und übrigem motorisierten Verkehr statistisch verzeichnet.“ Fünf Jahre unfallfrei: Eine Bilanz die nicht zwingend gegen die Schrammborde spricht.

Stadt ist für Sicherheit verantwortlich

Die Verwaltung weist zudem auf die „geltenden Regelungen“ hin, die eine solche Maßnahme erforderlich machte. Welche Reglung ist das, wann wurden sie eingeführt? Die Antwort der Verwaltung: „Es handelt sich um eine Maßnahme aufgrund festgestellter Zustände an den passiven Schutzeinrichtungen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit, welche der Straßenbaulastträger mit der Straßenverkehrsbehörde ergreifen muss. Die Straßenverkehrsordnung in Verbindung mit den Festlegungen der Zuständigkeiten durch Erlass in NRW ermächtigt sie hierzu.“ Das soll wohl heißen, die Stadt ist nach Erlass des Landes für die Verkehrssicherheit auf der Zoobrücke zuständig, und bei einer Begehung wurde festgestellt, die Schrammborde sind nicht mehr sicher genug.

Tausende nutzen die Zufahrt über die Zoobrücke. Fotos: Belibasakis

Tausende nutzen die Zufahrt über die Zoobrücke. Fotos: Belibasakis

Doch warum wurde die angebliche Gefahr nicht schon 2017 erkannt und behoben? Damals musste die Fahrbahndecke auf der Zoobrücke saniert werden. Dafür wurden auch die Schrammborde entfernt (siehe Foto) und schließlich wieder angebracht. War das nicht die Gelegenheit, um die „Verkehrssicherheit zu gewährleisten“? Antwort der Verwaltung: „Im Rahmen der Maßnahme im Jahr 2017 wurden die Trennschwellen zum Zwecke der Baustellenverkehrsführung partiell aus- und wieder eingebaut. Eine Erneuerung der passiven Schutzeinrichtungen für den gesamten Brückenzug war im Zuge dieser Maßnahme nicht das Thema.“

Jetzt ist es Thema. Das Tempo wird wohl unverzüglich nach der Mitteilung an den Verkehrsausschuss gesenkt. Einhergehend mit dem Versprechen, die Schrammborde durch sicherere Abtrennungen zu ersetzen. Das sei aber technisch sehr aufwendig . Einen Zeitplan gebe es dafür noch nicht.

Tempo 50 auf unabsehbare Zeit?

Theoretisch wäre so eine aufwendige Maßnahme im Zuge der noch anstehenden Generalsanierung der Zoobrücke in einem Aufwasch zu erledigen. Allein, auch dafür gibt es keinen Zeitplan. Erst muss die laufende Sanierung der Mülheimer Brücke fertig werden, was nach mehrfacher Verschiebung 2026 der Fall sein soll. Und danach folgt im Sanierungsplan für die Brücken erst einmal die Severinsbrücke.

Ich erwarte, dass die neuen Abtrennungen schnellstmöglich angebracht werden.
Teresa De Belis, CDU

Also Tempo 50 auf unabsehbare Zeit? Teresa de Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU, will die Schutzmaßnahme nicht grundlegend in Frage stellen, aber sie will eine klare Perspektive: „Die Geschwindigkeitssenkung für Pkw wurde vom Verkehrsdezernat als eine temporäre Maßnahme benannt. Ich erwarte, dass die neuen Abtrennungen schnellstmöglich angebracht werden.“

Für Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion , steht fest: Hätte die Stadt rechtzeitig gehandelt, bräuchte es jetzt nicht Tempo 50. Da ein Zeitplan fehle, hegt er den Verdacht, es handele sich im Kern um eine verkehrspolitische Schikane.