Wohnung gesucht!Was Bewerber alles tun, um eine Wohnung zu ergattern
- Wohnungen, insbesondere kleine, sind in Köln sehr nachgefragt.
- Simon Westphal suchte für seine Ein-Zimmer-Wohnung einen Nachmieter.
- Der junge Mann hatte bei der Auswahl einige interessante Erlebnisse.
Köln – Auf einmal wirken die 16 Quadratmeter meiner Ein-Zimmer-Wohnung noch kleiner, als sie ohnehin sind. Meistens bin ich hier alleine oder zu zweit, dann reicht der Platz für alles, was ich im Leben brauche.
Doch jetzt wird die Luft knapp. Sechs interessierte Studenten haben sich im dritten Stock des Altbaus im Kwartier Latäng eingefunden. Sie alle wollen die Wohnung haben und mein Nachmieter werden. In Köln ist der Kampf um bezahlbare Ein-Zimmer-Wohnungen groß.
Jedes Semester kommen neue Studenten dazu. Ein weiter Grund: Die vielen Singles, die in Köln leben und auf der Suche nach einem eigenen kleinen Reich sind.
Ich habe gerne in dieser Wohnung gelebt. Zweieinhalb Jahre, in denen ich im studentischen Zentrum der Stadt eine tolle Zeit hatte. Dass es im Mini-Bad kein Waschbecken gibt: geschenkt. Dass ich mich im noch engeren Flur mit Rucksack auf dem Rücken nicht drehen kann: egal.
321 Euro für 16 Quadratmeter
Dass ich schlafe, wo ich am Tag, wenige Schritte weiter, koche und arbeite: Auch daran habe ich mich gewöhnt. Als Student ist man bereit, für bezahlbaren Wohnraum Abstriche zu machen. Die 16 Quadratmeter kosten 321 Euro im Monat. Auch für die geringe Größe immer noch ein Schnäppchen in dieser Lage.
Doch die Zeit ist gekommen, um mit meiner Freundin zusammenzuziehen. Noch vor kurzer Zeit hätte ich es mir nicht vorstellen können, mein kleines Reich aufzugeben. Doch mittlerweile freue ich mich auf das neue Kapitel in Sülz – mit drei Zimmern und auf 85 Quadratmetern.
Wer vor der gesetzlichen Kündigungsfrist von drei Monaten ausziehen will, der muss in der Regel selbst nach einem Nachmieter suchen. Das ist nicht nur in Köln ein übliches Prozedere. Um die Suche nach einem Nachfolger muss ich mich also selbst kümmern, die endgültige Entscheidung trifft dann aber die Vermieterin.
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Schnell sind ein paar Fotos geschossen, ein beschreibender Text verfasst und die Daten der Wohnung in das Formular eingetragen. Und schon ist die Wohnung auf der Plattform „WG gesucht“ online.
Damit ist meine Wohnung eine von durchschnittlich dreien, die auf dem Portal tagsüber stündlich veröffentlicht werden. Im Mittel erhält ein Wohnungsangebot in Köln dort 31 Nachrichten. „Die Anzahl der Anfragen variiert in Abhängigkeit von der Attraktivität des Angebots stark“, erklärt eine Sprecherin des Portals.
„So kann eine attraktive Wohnung in einem beliebten Stadtteil mehrere hundert Nachrichten erhalten.“ Auch der Zeitpunkt der Deaktivierung habe Einfluss auf die Nachrichtenzahl. Denn mit einem Klick kann die Kontaktfunktion jederzeit ausgeschaltet werden. Eine Funktion, die die Inserenten schätzen, so die Sprecherin.
Das kann ich verstehen. Vier Minuten dauert es, bis die erste Nachricht im Postfach landet. „Deine Abschlagszahlung ist eine Frechheit“, schreibt da jemand. Da ich einige Möbel – Bett, Kleiderschrank, diverse Regale, Induktionsplatte und Mini-Backofen – in der Wohnung lasse, verlange ich 400 Euro Abschlag.
Für Kölner Verhältnisse fair, finde ich. Es bleibt die einzige kritische Nachricht.
In den folgenden 24 Stunden erhalte ich 53 Nachrichten. Keiner verhandelt den Abschlag, jeder will die Wohnung. Die Nachrichten fallen größtenteils sehr ausführlich aus, doch immer wieder ertappe ich auch Bewerber, die offenbar direkt an mehrere schreiben.
Einer 21-jährigen Studentin gefällt besonders die gute Lage und Anbindung an die Innenstadt. „Nach Klettenberg wollte sie schließlich immer schon ziehen“, schreibt sie. Knapp vorbei. Auch wer anbietet, noch mehr als die 400 Euro zu zahlen – und das kommt gleicht mehrfach vor – ist raus aus dem Bewerbungsprozess.
„Je länger die Suche dauert, desto schwerer wird es.“
Sechs sympathische Bewerbungen suche ich mir aus und lade die Interessenten für den nächsten Tag ein. Zwei sagen noch kurzfristig ab, doch schnell ist Ersatz gefunden.
Nico ist 19 und sucht seine erste eigene Wohnung, es ist seine erste Besichtigung. Auch Georg (27), Jura-Student an der Uni, nimmt in meiner Wohnung Platz. Er hat laut eigenen Angaben schon mehr als 20 Wohnungen angeschaut. „Hier gibt es ja wenigstens mal eine ernsthafte Chance“, sagt er. „Ich war schon bei Besichtigungen mit über 30 Leuten.“
Und je länger die Suche dauere, desto schwerer werde es, meint er. Interessiert lauschen die sechs Auserwählten meinen Worten, Fragen gibt es am Ende nur wenige.
„Gibt es einen Waschmaschinenanschluss?“ Nein. „Muss ich das Treppenhaus putzen?“ Nein. „Gibt’s den Teddybär für den Abschlag oben drauf?“ Wieder nein.
Am Ende entscheidet sich die Vermieterin für eine Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens. Und ich bin froh, dieses Mal auf der anderen Seite gestanden zu haben. Denn für die fünf anderen Interessenten geht die Suche weiter.